Miesmuscheln setzen sich häufig mithilfe ihrer sogenannten Bysussfäden (auch Muschelseide genannt) auf Steinen oder Pfählen fest. Dabei leben sie bevorzugt im Gezeitenbereich und flachen Wasser, wo sie ganze Muschelbänke von bis zu 2.000 Tieren pro Quadratmeter bilden. Ihre Lebensdauer ist abhängig von der Temperatur und kann bis zu zehn Jahre betragen. In der Ostsee werden Miesmuscheln aufgrund des geringeren Salzgehaltes nur bis zu fünf Zentimeter lang, während Ihre Verwandten in der Nordsee die doppelte Größe erreichen können.
Reiniger, Besiedlungsfläche & Nahrungsquelle
Miesmuscheln ernähren sich durch Filtrieren des sie umgebenden Wassers. Eine ausgewachsene Muschel filtert bis zu zwei Liter Meerwasser pro Stunde und nimmt hierbei Plankton sowie kleine organische Partikel auf. Diese Lebensweise führt dazu, dass die Miesmuschel auch als „Kläranlagen der Meere“ bezeichnet werden. Zusätzlich zu ihrer lokalen Reinigungsfunktion bilden Miesmuschelkolonien biogene Riffe, welche durch diverse Organismengruppen wie Fische, Krebstiere und Würmer besiedelt werden. Im Flachwasserbereich dienen Miesmuschelbänke zudem als Besiedlungsfläche für verschiedene Algenarten. Die Miesmuschel ist eine Schlüsselart an der deutschen Ostseeküste, da sie vielfältige Funktionen im Ökosystem erfüllt und ein zentrales Element im Nahrungsnetz darstellt. So wird sie z. B. von Seesternen, Wasservögeln, Möwen und Fischen als Nahrungsquelle genutzt.
Bessere Wasserqualität sichert das Bestehen
Der Lebensraumtyp Miesmuschelbank wird in der nationalen Roten Liste gefährdeter Biotope und ebenfalls in der Roten Liste der Helsinki Kommission (HELCOM) geführt. In den letzten Jahrzehnten haben die Bestände der Miesmuscheln in Nord- und Ostsee teilweise stark abgenommen. Aktuell stellen menschliche, grundberührende Aktivitäten (z. B. Miemuschelfischerei mit sog. Dredgen), die Ozeanversauerung und Schadstoffeinträge ein erhebliches Gefahrenpotential für die Beständigkeit und Funktionalität von biogenen Riffen bzw. der Miesmuschel dar. Die Zunahme von CO2 aus der Atmosphäre in die Ostsee führt zu einer Versauerung des Meerwassers. Das wiederum hemmt das Wachstum der Muschelschalen, denn diese bestehen aus Kalk und lösen sich in einem sauren Milieu auf.