Michael Leckband ist Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Damp-Dorotheenthal. Vom Einsatz während der Sturmflut im Oktober 2023 hat er bis heute viele Eindrücke im Kopf. Am schlimmsten hatte es den Hafen erwischt. „Irgendwann konnten wir nur noch zugucken und abwarten.“
„Wir standen am Hafen mitten im Unwetter. Der Regen fühlte sich im Gesicht an wie Nadelstiche, und wir mussten ständig aufpassen, dass keine ungesicherten Gegenstände vom Wind herumgeschleudert wurden. Dazu diese unglaubliche Geräuschkulisse von Wasser, Wind und den Booten.“
Wann begannen die Ereignisse für Sie? Wir wussten ja schon ab Dienstag, dass es schlimm werden würde. Aber so schlimm – damit hatte keiner gerechnet. Donnerstagnachmittag sind wir zu einem Einsatz am Hafen gefahren. Ein Schiff hatte sich losgerissen. Das lief noch unter „normaler Feuerwehreinsatz“. Vor Ort haben wir uns dann mit den Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) besprochen. Ostwind, Regen, Sturm und die Wellen mit voller Breitseite: Da kam schnell alles zusammen. Für das Umverlegen der Boote fehlten uns die Mittel. Wir haben – auch zusammen mit dem Hafenmeister, der die Eignerinnen und Eigner informiert hatte – die Boote so gut es ging stabilisiert.
Welches waren ihre eindrücklichsten Erlebnisse? Unter anderem die unglaubliche Geräuschkulisse am Hafen: Es toste, klapperte und knirschte überall. Wir konnten nur noch zugucken, wie die Boote sich losrissen, alle in eine Ecke gedrückt wurden und sich da dann gegenseitig zerdrückten. Die Pegelstände waren so sehr gestiegen, dass wir am Freitag mit den Mitteln der Feuerwehr schnell nichts mehr ausrichten konnten. Wir mussten den Hafen aufgeben.
Wir hatten dann ja noch andere Einsätze, darunter eine Tierrettung. Und es gibt in Damp Stellen, die etwas tiefer liegen als die anderen: die Ostseeklinik und zwei Flächen in Richtung Schuby. Von einer Sandsackabfüllstation in Gammelby aus und später noch einer zweiten Station vor Ort haben wir dann Big Packs und kleine Säcke zu den tieferliegenden Stellen gebracht. Dazu hat die Feuerwehr noch eine ganze Reihe technische Hilfeleistungen abgearbeitet. Und das alles in diesem extremen Wetter, rund 20 Meter von der See entfernt. Bis Samstag früh um 1 Uhr waren wir im Einsatz.
So richtig Sorgen haben wir uns dann nochmal gemacht, als ein Notruf von einem der Schiffe im Hafen kam. Da waren drei Eigner allen Aufforderungen zum Trotz auf ihrem Boot geblieben. Irgendwann stellten sie dann auch fest, dass das keine gute Idee war, aber da konnten wir sie schon nicht mehr evakuieren. Ihre Leinen haben zum Glück gehalten, so dass die DGzRS sie am nächsten Morgen an Land bringen konnte.
Was war ihr erster Gedanke nach dieser Nacht? Was finden wir vor, wenn wir bei Tageslicht an den Hafen kommen? Was wir dann vor Ort sahen, war ein Bild der Zerstörung: Die Boote lagen zum Teil sogar auf den Gehwegen, vereinzelt lag Leuchtfeuermunition herum. Dazu kamen Gefahrstoffe in Kanistern und Dosen, die beseitigt werden mussten. Wir haben uns dann erst einmal mit der Polizei besprochen, was jetzt zu tun ist und haben den Hafen abgesperrt. Ich war aber auch einfach nur froh, dass wir nicht noch Menschen aus dem Wasser holen mussten.
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Was nehmen Sie mit aus den Erfahrungen dieses besonderen Einsatzes? Dieses Hochwasser hat mir gezeigt, dass die Ostsee noch viel mehr kann. Als eine Konsequenz aus dem Erlebten hat sich die Gemeinde eine mobile Hochwasserschutzanlage gekauft. Aber die ist auch nur 90 Meter lang. Die Küstenlinie hier beträgt zwei Kilometer … Irgendwann laufen wir der Katastrophe nur noch hinterher. Es war aber auch gut zu sehen, wie motiviert die Lohnunternehmer und die Freiwilligen geholfen haben. Die Aufräum- und Reparaturarbeiten haben ja noch lange gedauert.
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