„Ohne Wasser geht es nicht, aber zu viel is’ auch Schiet.“
Jan-Jürgen Rabeler (51) ist Landwirt und Oberdeichgraf von Eiderstedt. Er ist unter anderem verantwortlich für 900 Kilometer Verbandsgräben auf 37.500 Hektar Fläche. Mehr als die Hälfte der Landfläche der Halbinsel liegen unter dem Meeresspiegel, der Rest teilweise nur knapp darüber. Ohne ihn und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter wäre hier viel öfter wortwörtlich „Land unter“.
Letzte Aktualisierung: 27.08.2023
Wenn unsere Wassergräben verlanden und es stark regnet, sammelt sich das Wasser auf den Feldern. Dann kriegen unsere Kulturpflanzen nasse Füße, und das mögen die gar nicht. Steigt das Wasser noch mehr, wird es auch für die Bewohnerinnen und Bewohner ungemütlich, besonders in den niedrigeren Lagen. Ohne Wasser geht es nicht, aber zu viel is’ eben auch Schiet.
Ich erinnere mich noch gut an das Hochwasser nach dem Starkregen im Oktober 2008. Unser Hof liegt zwar auf einer Warft, aber drum herum ist es recht niedrig. Ich konnte dann vom Hof aus zugucken, wie der Wasserstand anstieg und die Felder langsam untergingen.
Oder im Februar 2022 in Finkhaus. Da war zwar der Deich nicht bedroht, aber durch die Wetterlage hatten wir kabbeliges Wasser. Das bringt immer viel Sediment in Bewegung, das sich dann irgendwo wieder absenkt. Diesmal vor dem Siel. Weil die Tore dann nicht mehr aufgingen, konnte die nächste Tide nicht ablaufen, und in der Siedlung wurden die Leute nervös. Wir sind dann am Sonntag mit den Pumpen raus und konnten so Schlimmeres verhindern.
Auf Eiderstedt kommt dazu, dass wir eine besondere Situation haben. Das ist hier wie eine Suppenschüssel: Die äußeren Köge liegen höher, und in der Mitte haben wir die tiefer liegenden Flächen. Da sammelt sich dann schnell alles. Unsere Wassergräben von Bewuchs und Sediment freizuhalten, ist deswegen eine unserer Hauptaufgaben.
Beim Hochwasser 2013 war ich dann als Mitglied des Katastrophenstabes des Landes in Sankt Peter-Ording. Kurz nach Sturm „Christian“ war „Xaver“ über das Land gefegt, und auf einmal hatten wir ein etwa drei Meter tiefes Wasserloch in den Dünen. Da hätte man locker einen ganzen Bus versenken können! Das so zu sehen, steckte mir doch ganz schön in den Knochen, denn die Dünen sind in diesem Bereich der Hochwasserschutz für Sankt Peter-Ording. Die Nordsee trifft bei einer Sturmflut direkt darauf. Dass es mehr extreme Wetterereignisse geben wird, ist allerdings nichts Neues. Wir wissen ja auch schon lange, dass der Meeresspiegel kontinuierlich steigt.
Wenn es darum geht, mit entsprechenden Maßnahmen auf diese Entwicklung zu reagieren, passen vorausschauendes Denken und ein bisschen norddeutsche Gelassenheit ganz gut: Erst mal gucken, was wirklich funktioniert, statt überstürzt zu handeln. Wir reden hier ja von langen Zeiträumen, in denen diese Maßnahmen funktionieren sollen.
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