KIEL. Die Landesregierung hat sich im vergangenen Jahr auf ein Maßnahmenpaket zur schnelleren Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten verständigt. Ein Aspekt dabei ist, Menschen von Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes direkt in Praktika und feste Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Im Zuge dieses Maßnahmenpakets haben das Integrationsministerium und der Landesverband des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein vereinbart, dass Geflüchtete bereits kurz nach ihrer Ankunft erste praktische Erfahrungen in Autohäusern und Kfz-Werkstätten sammeln können. Ziel ist es, Grundlagen für eine mögliche Ausbildung oder sogar einen direkten Berufseinstieg zu schaffen und damit auch dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.
Integrationsministerin Aminata Touré: „Mein Ziel ist es, dass es uns bis zum Ende der Legislatur gelingt, dass jeder Geflüchtete mit einem Praktikums-, Ausbildungs- oder Arbeitsplatz die Erstaufnahmeeinrichtung verlässt. So schaffen wir Perspektiven für die Menschen selbst und für das Land, das dringend Fach- und Arbeitskräfte braucht.“
Unternehmen, die entsprechende Praktika oder Ausbildungsplätze anbieten, können sich daher ab sofort auch direkt per E-Mail beim Integrationsministerium unter
arbeitsmarktintegration@sozmi.landsh.de
melden.
Ministerin Touré informierte sich heute bei einem Werkstattrundgang bei Süverkrüp in der Daimlerstraße Kiel über die Umsetzung des Projektes. „Als Landesregierung treiben wir die Arbeitsmarktintegration entschlossen voran. Wer nach Schleswig-Holstein kommt, soll von Tag eins an Chancen auf eine Beschäftigung und berufliche Perspektive haben. Das ist sowohl im Interesse der Geflüchteten als auch der Wirtschaft, die mit einem akuten Fachkräftemangel zu kämpfen hat“
, so die Ministerin: „Vor einigen Monaten saßen wir noch gemeinsam an meinem Tisch im Ministerium und haben Ideen ausgetauscht. Jetzt sind die ersten Geflüchteten bereits in den Werkstätten und Autohäusern unterwegs und ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, die Zusammenarbeit mit dem Kfz-Verband so schnell und unbürokratisch zu starten.“
Martin Seydell, stellvertretender Geschäftsführer des Landesverbandes des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein: „Wir haben aus dem Kreis der Mitgliedsbetriebe immer wieder davon erfahren, dass bürokratische Hemmnisse den Bemühungen um die Gewinnung von Arbeitskräften aus dem Kreis der Geflüchteten im Wege stehen. Durch unsere Kooperation mit Ministerien und Behörden gewinnen wir einen guten Überblick darüber, was notwendig ist, um Geflüchtete und die Firmen, die sie als Arbeitskräfte gewinnen wollen, erfolgreich zusammenzuführen.“
Ein wichtiger Partner auf Seiten des Kfz-Gewerbes ist die Süverkrüp Gruppe, die 19 Autohäuser und Werkstätten in ganz Schleswig-Holstein betreibt. Allein in ihren Häusern arbeiten derzeit sechs Praktikanten. Anja Niemann, geschäftsführende Gesellschafterin: „Wir freuen uns, im Rahmen dieses Projektes geflüchtete Menschen dabei zu unterstützen, eine berufliche Perspektive zu erhalten. Dies ist uns als Familienunternehmen ein besonderes Bedürfnis. Wir haben schnell feststellen können, dass die Kandidaten sehr motiviert sind und sich einbringen. Was uns auch gleich auffiel: Dieses Projekt unterstützt die jungen Menschen ebenfalls bei der Integration – sie haben schnell Anschluss an unsere Auszubildenden im Unternehmen gefunden.“
Strammes Programm für die Praktikanten
Die Praktikanten, die als Geflüchtete nach Schleswig-Holstein kamen, wurden nach ihren Vorkenntnissen und Erfahrungen als Automechaniker oder Mechatroniker ausgewählt. Neben den seit Anfang Juli bei der Süverkrüp Gruppe eingesetzten Praktikanten werden weitere acht in anderen Mitgliedsbetrieben des Kfz-Gewerbes in den kommenden Wochen dazukommen. Sie haben ein strammes Programm zu absolvieren: Montags und freitags sind sie den Tag über in einem vom Land Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration bereitgestellten Online-Teilzeitintegrationskurs, dienstags und donnerstags arbeiten sie im Betrieb. Der Mittwoch ist bis mittags der praktischen Arbeit gewidmet, danach folgt erneut der Integrationskurs. Im Mai 2026 wird der Kurs voraussichtlich abgeschlossen sein. Die Teilnehmenden sollen bis dahin Sprachkenntnisse erworben haben, die dem Niveau B1 entsprechen. Damit ist ein Einstieg ins Berufsleben möglich. Noch höher werden die Anforderungen für eine Ausbildung werden. Um dem Berufsschulunterricht folgen und die entsprechenden Prüfungen absolvieren zu können, ist das Sprachniveau B2 erforderlich.
Fachkräfte fehlen auch im Kfz-Gewerbe
Mittelfristiges Ziel für die Geflüchteten, die an dem Projekt teilnehmen, ist eine Beschäftigung als technisch-assistierende Mechatroniker. Langfristig könnten sie bei Eignung eine Mechatronikerausbildung antreten.
Für die Kfz-Betriebe steht die Fachkräftegewinnung im Mittelpunkt. Nach einer aktuellen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) werden im Jahr 2028 768.000 Stellen für Fachkräfte nicht besetzt werden. Im vergangenen Jahr lag diese Zahl für Deutschland bei fast 490.000 Stellen. Dieser sich weiter verschärfende Mangel an qualifiziertem Personal betrifft auch die Kfz-Branche.
Die Folgen: Einige Betriebe reduzieren ihr Angebot an Dienstleistungen und/oder Produkten, andere erweitern ihre Bemühungen, Fachkräfte zu finden. Sie suchen z. B. dort, wo sie bisher nicht aktiv waren – überregional, europa- oder sogar weltweit.
Hintergrund: Maßnahmenpaket zur schnelleren Integration in den Arbeitsmarkt
Bevor die Landesregierung im November 2024 das Maßnahmenpaket Arbeitsmarktintegration beschloss, lief bereits seit April 2024 in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Nord, ein Pilotprojekt für neu ankommende Schutzsuchende aus Syrien und Afghanistan, die direkt bei der Erstaufnahme zu ihrer Qualifikation und beruflichen Erfahrungen befragt wurden. Inzwischen ist das Pilotprojekt im Rahmen des Maßnahmenpakets verstetigt und ausgeweitet worden, um Geflüchteten von Tag eins an den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Es fanden über 1000 Beratungsgespräche und rund 40 Vermittlungen in Praktika sowie fast 20 direkte Arbeitsvermittlungen statt. Die Bundesagentur für Arbeit hat hervorgehoben, dass sich durch das Projekt die Gesamtzeit bis zur Arbeitsaufnahme von Geflüchteten deutlich verkürzt.
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