Marco Weber ist aktives Mitglied bei den Feuerwehren Schalkholz und Welmbüttel-Gaushorn-Schrum, hat als Bundeswehrsoldat bei der Oderflut 1997 die Lage aus dem Hubschrauber im Blick behalten und wohnte mehrere Jahre selbst sehr wassernah – in einem Moorgebiet direkt am Nord-Ostsee-Kanal.
Marco Weber: Ich war als Gerätemechaniker bei der Bundeswehr mit an Bord eines Hubschraubers. Wir hatten die Lage aus der Luft im Blick, konnten sehen, wo es problematische Stellen am Deich gab, und haben die Helfer entsprechend koordiniert. Die Oder selbst sah aus der Perspektive fast friedlich aus, wie ein riesiger See. Man hätte denken können, das gehört so. Aber dann war da dieses Gewusel, wie in einem Ameisenhaufen: Tausende Helfer, die Tausende Sandsäcke füllten, Bewohner, die rund um die Uhr versucht haben, ihr Hab und Gut zu retten. Die Menschen haben da bis zum Umkippen geschuftet.
Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Bei Frankfurt an der Oder haben wir Heizöltanks gesehen, die im Wasser schwammen. Das Wasser war ganz rot. Eine riesige Verschmutzung! Und dann waren da Tierkadaver, die im Wasser trieben, Häuser, bei denen nur noch die Dächer rausguckten ... Solche Anblicke vergisst man nicht.
Welche Rolle spielt Wasser bei Ihren Einsätzen als Feuerwehrmann?
Natürlich eine große Rolle als Löschmittel. Aber wir haben auch wasserspezifische Einsätze. Zum Beispiel als 2017 nach einem Starkregen in Tellingstedt der Ortskern unter Wasser stand. Da waren viele Feuerwehren aus der Umgebung mit Pumpen vor Ort.
Wie sieht es mit der Prävention aus?
Aktuell sind mögliche Stromausfälle ein großes Thema. Dann fallen nämlich auch die Schöpfwerke aus. Wenn die den Wasserspiegel nicht mehr auf Niveau halten, dauert es nur rund 72 Stunden, bis hier in Dithmarschen viele Menschen nasse Füße kriegen. Da arbeiten wir an Lösungen.
Sie haben mehrere Jahre wassernah in einem Moorgebiet gewohnt. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
Auf jeden Fall, dass mit Wasser immer viel zusammenhängt und man die ganze Reaktionskette im Blick haben muss. Werden die Gräben nicht regelmäßig geräumt, stehen bei einer Schneeschmelze im Moorgebiet am Nord-Ostsee-Kanal einige Landstriche schnell unter Wasser. Oder wenn Hochwasser an der Elbe und an der Ostseeküste ist. Dann können sich die Schleusen nicht öffnen, und das Wasser sucht sich einen anderen Weg …
Wie machen Sie sich wasserstark?
Ich informiere mich und andere: Was muss ich tun, wenn ein Deich bricht? An wen kann ich mich wenden? Diese Infos müssen alle bekommen – auch die mit Sprachproblemen oder ohne Internet. Ich liebe das Meer, aber Wasser ist eine Naturgewalt. Es verdient Respekt. Und dazu muss man sich damit beschäftigen.
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