Jan Ole Petereit ist Zugtruppführer beim THW Ortsverband Pinneberg. Ende August 2022 war er für den THW im Einsatz, als in Pinneberg nach einem Starkregen einige Straßen und etliche Keller unter Wasser standen. Seine Kollegin Kerstin Hagemann, Mitglied der Fachgruppe „Wassergefahren“, war zwar nicht mit im Einsatz, hat den Einsatz aber von zu Hause mitverfolgt.
Wie haben Sie von der Hochwassersituation erfahren?
Jan Ole Petereit: Ich saß zu Hause, als der Alarmwecker losging. Vollalarm. Das heißt, alle verfügbaren Kräfte fahren raus. Bis dahin hatte ich nichts mitbekommen. Ich wohne zwar Luftlinie nur rund einen Kilometer von dem betroffenen Gebiet entfernt, aber bei uns hat es nur ein bisschen geregnet. Als ich auf den Hof vom THW kam, war die Lage schon recht unübersichtlich, weil unglaublich viele Notrufe in kürzester Zeit reinkamen. Es war unmöglich, herauszubekommen, wie groß das betroffene Gebiet war.
Was war passiert?
Kerstin Hagemann: Es hat wohl nur rund zwanzig Minuten geregnet, dafür aber sehr stark. Außerdem war es die Tage davor sehr trocken, sodass der Boden das Wasser nicht aufnehmen konnte. Das Problem ist nicht nur, dass viel Wasser pro Quadratmeter fällt, sondern dass es in einem so kurzen Zeitraum runterkommt. Etliche Keller sind in Kürze vollgelaufen, zwei oder drei Straßenzüge und einige Tiefgaragen standen unter Wasser.
Jan Ole Petereit: Ich war in der Einsatzleitung, bin nach und nach die Einsatzstellen abgefahren, habe die Lage eingeschätzt und die Leute koordiniert: Keller auspumpen, undichte Dächer abdecken … Im Keller im Krankenhaus standen die Transformatoren für den Strom kurz vorm Untergang. Das Telefonaufkommen war so hoch, dass wir einige Einsätze erst rund zwei Stunden nach dem Notruf abarbeiten konnten. Viele haben es mit Humor genommen. So nach dem Motto „Was will man machen?“.
Wie lange dauerte der Einsatz?
Jan Ole Petereit: Mit den Nachwirkungen des Starkregens vom Vormittag waren wir so gegen Nachmittag fertig. Dann kam die Ankündigung, dass da noch mehr kommt. Dann war der Regen auch beim THW angekommen. Wir standen am Fenster und konnten nicht mal zehn Meter weit gucken. Also alles wieder von vorn. Nur diesmal im Regen. Eine Straße stand so sehr unter Wasser, dass wir die Straßendecke am Rand mit einem Presslufthammer aufgebrochen haben, damit das Wasser ablaufen kann. Wir waren dann bis morgens früh um fünf auf den Beinen.
Kerstin Hagemann: Ich selbst war aus familiären Gründen nicht im Einsatz. Bei mir zu Hause ist zum Glück auch alles trocken geblieben. Nur mein Auto hat ein bisschen was abbekommen. Es stand über einem Gullydeckel und als der vom Wasser nach oben gedrückt wurde, hat er die Stoßstange beschädigt.
Welcher einzelne Einsatz ist Ihnen besonders in Erinnerung?
Jan Ole Petereit: Wir hatten eine Alarmierung „Haus einsturzgefährdet“. Der Alarm kam von einer WG junger Frauen. Das Wasser lief aus der Decke, aus dem Sicherungskasten, aus den Lampen. Es kam einfach von allen Seiten. Strom gab es natürlich auch nicht mehr. Offenbar war das Dach undicht und das Wasser hatte sich einen Weg gesucht. Die Frauen wollten am nächsten Tag in den Urlaub fahren. Wir konnten nicht viel machen, haben Löcher in die Decke gebohrt, um die Substanz zu entlasten. Aber gegen ihre Verzweiflung konnten wir auch nichts ausrichten.
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