Seit 1997 leben wir in der Altstadt: Haus, Garten, Promenade – und dann die Elbe. Wir haben einige Hochwasser erlebt. Beim „Jahrhunderthochwasser“ 2002 haben wir uns schon gefragt, was da wohl auf uns zukommt. Wir waren aber gelassen. Zwischen Dresden und hier fließt ja auch schon viel Wasser in Überflutungsgebiete ab. Wir haben uns regelmäßig über die Pegelstände informiert und selbst Berechnungen angestellt. Die alten Lauenburger haben gesagt: „Da passiert nix.“ Sicherheitshalber haben wir noch unsere Möbel ins obere Geschoss getragen. Das machen alle hier so.
Ein Frühjahrs- oder Winterhochwasser, das war ja lange normal. Da hat sich die Elbe dann eben auf dem Ufer umgeguckt. Letztendlich hat sie sich auch 2002 in Lauenburg nur umgeguckt – diesmal auch nahe unserer Terrasse. Angst hatten wir nicht, als es stieg. Es war einfach da, und wir haben auf der Terrasse sitzend die Beine im Elbwasser baumeln lassen. Es war ja Hochsommer.
Die meisten Schäden hat das Hochwasser von 2013 verursacht – obwohl wir eigentlich alles im Griff hatten: Mit nachbarschaftlicher Hilfe hatten wir das Erdgeschoss geräumt und auch Pumpen von der Feuerwehr bekommen. Wir saßen alle bei bestem Wetter auf der Terrasse und haben zugesehen, wie das Wasser stieg.
Am 10. Juni wurden wir dann aber mitten in der Nacht geweckt: Ein Megafonwagen fuhr durch die Straßen und wir mussten Hals über Kopf raus. Ich (Ulrike Mechau-Krasemann) war damals gerade erst nach einer Krebserkrankung aus dem Krankenhaus entlassen worden. Mit viel Adrenalin im Blut und Hilfe habe ich es zum Haus einer Freundin rund 200 Meter den Hang rauf geschafft.
Am 11. Juni floss das Wasser in die Straße vorm Haus. Es stand rund 30 bis 40 Zentimeter hoch und man konnte problemlos durchgehen. Dann hieß es warten. Wir haben es so gut es ging mit Humor genommen. Am 15. Juni durften wir zurück. Bei uns im Erdgeschoss war der Holzfußboden zum Teil hochgekommen. Aber wir hatten noch Glück, weil wir unser Haus 2008 baulich wasserstark gemacht hatten – mit wasserfestem, aber auch durchlässigem Dämmmaterial und einer Wandheizung. Die Reparaturarbeiten hielten sich in Grenzen. Nachbarn hat es schlimmer getroffen.
Wir haben dann ein Vierteljahr in der oberen Etage gewohnt. Wochenlang war in der gesamten Straße das Geräusch von Entfeuchtern zu hören. In ganz Lauenburg gab es sofort nachbarschaftliche Erste-Hilfe-Truppen, die angefasst haben, wo es nötig war! Auch die Unterstützung von Verbänden, Stadtverwaltung und Politik war da. Insgesamt finden wir es wichtig, dass wir uns auch politisch wasserstark machen und als Anwohner stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. In Lauenburg gibt es deswegen den „Arbeitskreis Altstadt Lauenburg“ und die „Betroffenengemeinschaft Hochwasser“.
Hinweis zur Verwendung von Cookies
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: