KIEL. Das Land Schleswig-Holstein will die Situation von Menschen verbessern, die einen erschwerten Zugang zum Wohnungsmarkt haben. Darüber haben sich Sozialministerin Aminata Touré und Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack gestern gemeinsam mit Alexander Blažek, Vorstandsvorsitzender des Grundeigentümerverbandes Haus & Grund Schleswig-Holstein, den Sozialverbänden, Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen und der Wohnungswirtschaft sowie Vermieterinnen, Vermietern und Interessensvertretungen von betroffenen Wohnungssuchenden bei einer Wohnraumtagung im schleswig-holsteinischen Sozialministerium ausgetauscht.
„Es gibt Menschen in unserer Gesellschaft, die es aktuell besonders schwer haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Dazu zählen unter anderem gewaltbetroffene Frauen, Geflüchtete und wohnungslose Menschen. Das wollen wir nicht hinnehmen. Eine eigene Wohnung ist essentiell für die soziale Teilhabe, Integration und Sicherheit dieser Menschen. Deshalb bin ich froh, dass wir bei dieser Wohnraumtagung mit vielen Beteiligten in einen konstruktiven Austausch gehen konnten. Das zeigt, wir ziehen an einem Strang und wollen die Situation gemeinsam verbessern“
, sagte Sozialministerin Aminata Touré gestern bei der Veranstaltung in Kiel.
Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack: „Die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt treffen alle Haushalte des Landes. Mittel- und geringverdienende Menschen müssen einen immer höheren Anteil ihres Einkommens für das Wohnen aufwenden. Gerade die Menschen, die mit den meisten Herausforderungen zu kämpfen haben, rutschen jedoch häufig durch alle Raster. Weder ein erhöhtes Wohngeld noch die klassische Wohnraumförderung sind ausreichend geeignet, um dem Problem der Wohnungslosigkeit alleine entgegen zu wirken. Es bedarf weiterer Ansätze und Maßnahmen. In der heutigen Tagung haben wir uns einerseits mit derzeit erfolgreich umgesetzten Projekten beschäftigt, andererseits den Austausch zu notwendigen Weiterentwicklungen gesucht.“
Alexander Blažek, Vorstandsvorsitzender des Grundeigentümerverbandes Haus & Grund Schleswig-Holstein: „Private Kleinvermieter bieten rund zwei Drittel aller Wohnungen an. Diese Vermieter haben schon 2015 maßgeblich dazu beigetragen, geflüchteten Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben. Haus & Grund ist auch von Anfang an Partner der Initiative ´Frauen_Wohnen´. Unsere Beteiligung an der Konferenz ist ein Zeichen, dass private Vermieter die Sozialpflichtigkeit des Eigentums besonders ernst nehmen und ein Herz für Menschen haben, für die es schwierig ist, eine Wohnung zu finden.”
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der offene Austausch von verschiedenen Akteurinnen und Akteuren aus dem Bereich Wohnen und die Frage, wie der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum besonders für benachteiligte Gruppen erleichtert werden kann. Als mögliche Ansätze wurden unter anderem soziale Wohnbauprojekte in den Kommunen diskutiert, aber auch, wie bisher ungenutzter Wohnraum nutzbar gemacht werden kann. Insgesamt müsse mehr Wohnraum geschaffen, Prozesse beschleunigt und flexibilisiert werden. Des Weiteren sei zentral, Vermietenden Sicherheiten zu geben, Vorurteile abzubauen und im Mietprozess Vermietende wie auch Mieterinnen und Mieter – auch über die Wohnungssuche hinaus – eng zu begleiten.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden außerdem verschiedene Best-Practice-Beispiele aus Schleswig-Holstein vorgestellt, die diese Ansätze in Teilen bereits umsetzen und zur Wohnraumschaffung für Menschen mit erschwertem Zugang zu bezahlbarem Wohnraum beitragen.
So unterstützt das Projekt Frauen_Wohnen landesweit in sechs regionalen Servicestellen von Gewalt betroffene Frauen aus Frauenfacheinrichtungen unbürokratisch bei der Suche nach geeignetem Wohnraum und begleitet diese beim Auszug. Das Sozialministerium fördert das Projekt im Jahr 2023 mit rund 868.000 Euro. Träger ist der Paritätische Schleswig-Holstein.
Die WohnEck NF gGmbH unterstützt und begleitet Menschen in besonderen Lebenslagen mit der Übernahme von Mietverträgen. Dazu arbeitet das WohnEck mit über 100 Vermieterinnen und Vermietern zusammen und ist außerdem konzeptionell an Neubauten beteiligt. Das Ziel von WohnEck ist es, sozial orientierte und für alle Seiten nutzbringende Wohnraumlösungen zu erschließen und zu nutzen.
Im Rahmen des Projektes Housing First sollen in Schleswig Neubauten für vornehmlich Wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen entstehen. Dabei soll von den 15 geplanten Wohneinheiten ein Drittel befristet für ordnungsrechtliche Unterbringungen genutzt werden dürfen. Die Bauträgerschaft übernimmt die Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein. Die inhaltliche Entwicklung dieser Maßnahme erfolgt in Kooperation mit der HEMPELS-Stiftung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass es möglich ist, Menschen, die es auf dem Wohnungsmarkt schwer haben, Wohnraum zu vermitteln und gleichzeitig Vermietenden die notwendigen Sicherheiten zu geben. Bestehende Projekte sollten auf weitere betroffene Gruppen ausgeweitet werden. Die enge Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure sowie der Abbau von Vorurteilen seien essentiell.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Patrick Tiede | Fenja Hardel | Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein | Adolf-Westphal-Straße 4, 24143 Kiel | Telefon 0431 988-5317 | E-Mail: | Medien-Informationen der Landesregierung finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.schleswig-holstein.de | Das Ministerium finden Sie im Internet unter www.schleswig-holstein.de/sozialministerium, www.facebook.com/Sozialministerium.SH oder www.twitter.com/sozmiSH