Aktuell liegt die tägliche Arbeitszeit bei 8 Stunden. Dafür haben sich vor mehr als 100 Jahren Arbeitnehmer*innen und Gewerkschaften eingesetzt.
In Einzelfällen können diese Regelungen aufgeweicht werden.
Die Arbeitszeit kann, unter bestimmten Bedingungen, auf über 10 Stunden verlängert werden.
So passiert es beispielsweise oft bei Bereitschaftsdiensten oder in Krankenhäusern.
Was für diese Abweichung aber immer notwendig ist: die Einwilligung der jeweiligen Person.
Schon jetzt sind die Regelungen zur Abweichung der Arbeitszeit nicht so gestaltet, dass wir von einem Gleichgewicht zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen sprechen können.
Denn nur, weil Abweichungen stattfinden, heißt es nicht, dass automatisch am Ende auch mehr Geld, Freizeitausgleich oder andere Vorteile dabei rausspringen.
So, wie es eigentlich sein müsste.
Die FDP beantragt nun, die Abweichungsmöglichkeit pauschal so auszudehnen, dass auch Arbeitszeiten von bis zu 13 Stunden täglich möglich sind.
Aber was würden diese 13 Stunden konkret bedeuten?
Eltern müssten eine Betreuung für 13 Stunden am Tag finden.
Pädagogische Fachkräfte müssten automatisch länger arbeiten.
Wir sind nicht in einer Situation, in der wir an jeder Ecke pädagogische Fachkräfte haben.
Und warum ist es so schwierig alle beruflichen Aufgaben in 8 Stunden zu erledigen?
Weil viel zu viel Arbeit auf den Schultern von zu wenig Menschen lastet.
Weil wir einfach seit Jahren einen so akuten Fachkräftemangel haben, dass die tägliche Arbeit nicht ohne eine Menge Überstunden machbar scheint.
Das ist doch das Problem, das wir lösen müssen!
Es ist keine Problemlösung, wenn wir Ausnahmen zur Regel machen.
Erst recht nicht, ohne Zustimmung der Arbeitnehmer*innen, die es betrifft.
Und auf gar keinen Fall zu Lasten des Arbeitsschutzes.
Es ist sowieso fraglich, ob eine weitere Aufweichung der maximalen Arbeitszeit überhaupt dem Wunsch von Arbeitnehmer*innen entspricht.
Eine aktuelle Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung lässt das Gegenteil vermuten.
Natürlich gibt es Menschen, die ihre Arbeitszeit aufteilen wollen.
Oder lieber spät am Abend arbeiten wollen.
Aber es gibt schon jetzt die Möglichkeiten das zu tun.
Dafür braucht es nicht zwangsläufig eine weitere Flexibilisierung.
Es ist kein Geheimnis, dass wir als Koalition beim Thema Flexibilisierung in der Arbeit unterschiedliche Positionen haben.
Aber ich bin als Ministerin für Arbeitsschutz ganz klar dafür die Interessen der Arbeitnehmer*innen im Fokus zu haben.
Menschen aus dem
- Gastronomiebereich oder dem
- Veranstaltungsgewerbe
Oder aber, um die Liste weiterzuführen:
Menschen:
- im Pflegebereich
- im Reinigungsgewerbe
- im Handwerk
- oder bei Lieferdiensten
Das sind alles Jobs, die körperlich wahnsinnig anstrengend sind.
Und das dann 13 Stunden am Tag?
Gerade wenn wir uns die prekären Bereichen anschauen, müssen wir noch stärker auf den Schutz der Arbeitnehmer*innen achten.
Und natürlich müssen wir mit dem akuten Fachkräftemangel über weitere oder andere Flexibilisierung sprechen.
Dabei ist entscheidend, wie Arbeitsschutz und flexibles Arbeiten zusammenpassen können.
Diesen Dialog müssen wir mit den Arbeitnehmer*innen, Arbeitgeber*innen und Gewerkschaften führen, wie im Koalitionsantrag ausgeführt.
Ja, wir können die Arbeitswelt anders gestalten.
Aber nicht um jeden Preis.
Und erst recht nicht zum Preis des Arbeitsschutzes.
Die Ausweitung der Arbeitszeit darf kein isolierteres Element sein, sondern muss sämtlichen Bedingungen der jeweiligen Tarifverträge entsprechen.
Vielen Dank.