GETTORF. Über 500 Straßenwärterinnen und Straßenwärter halten in Schleswig-Holstein Tag für Tag und rund um die Uhr das Straßennetz in Schuss. Ein oft nicht ungefährlicher Job, der aus Sicht der Landesregierung mehr Respekt verdient: „Leider kommt es immer wieder vor, dass unsere Kolleginnen und Kollegen von Autofahrerinnen und Autofahrern beleidigt, angeschrien, beworfen, bedrängt oder wie in einem besonders krassen Fall sogar mit Vorsatz touchiert werden“
, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen. Ein Autofahrer sei beispielsweise einem Straßenwärter bis ans Schienbein gefahren, weil er mit einer Sicherheitssperre nicht einverstanden war. „Das ist einfach schockierend“
, so Madsen.
Um derartige Vorfälle und Ausfälle einzudämmen, startet der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) ab heute (8. Juni) die Plakat-Kampagne „Respekt für Straßenwärter und Straßenwärterinnen – Wir sorgen für Verbindungen!“ Das erste Plakat stellte Madsen mit dem stellvertretenden LBV.SH-Direktor Frank Quirmbach an der Landesstraße 44 bei Gettorf auf. Madsen: „Insgesamt werden wir an landesweit 63 Standorten 120 Plakatwände an Bundes- und Landesstraßen errichten, die hoffentlich an die Vernunft aller Verkehrsteilnehmer appellieren und Wirkung zeigen.“
Nach den Worten von LBV.SH-Vize Quirmbach führe der Landesbetrieb zwar keine Statistik, möchte aber angesichts der immer wieder vorkommenden Fälle mit der Achtsamkeitskampagne jedem „Foulspiel“ die rote Karte zeigen. Das Besondere: Für alle neun Bildmotive ließen sich Beschäftigte der Straßenmeistereien fotografieren. Flankiert werden die Motive im Internet unter www.schleswig-holstein.de/respekt mit Hintergrundinformationen, einem kurzen Spot sowie Postings auf den Social-Media-Kanälen des Landesbetriebs wie Facebook, Twitter und Instagram.
Quirmbach: „Das Ziel der Achtsamkeits-Kampagne ist es, alle Menschen und Verkehrsteilnehmenden in Schleswig-Holstein auf die Thematik hinzuweisen und so für Respekt im Umgang mit unseren Kolleginnen und Kollegen zu werben. Alle sind zum Fairplay aufgerufen, ob als Bürgerinnen und Bürger, Profis der Logistikbranche oder als Urlaubsgäste, wenn sie unseren Kolleginnen und Kollegen an der Straße begegnen.“
Respektlosigkeiten gegen Mitarbeitende im Öffentlichen Dienst nehmen zu
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte jüngst fast 40.000 Menschen im Öffentlichen Dienst oder privatisierten Sektor nach Vorfällen befragt1. Demnach haben zwei Drittel aller Befragten in den vergangenen drei Jahren Gewalt bei der Arbeit erfahren. Andere Statistiken untermauern dies: Auch laut einer Studie des Bundesinnenministeriums (BMI, 2022) ist die Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst in den letzten drei Jahren insgesamt deutlich gestiegen.2 Die Studie trug erstmals vorhandenes Datenmaterial zusammen und befragte zudem über 10.000 Beschäftigte und mehr als 1.600 Behörden. Die Polizei wurde in die Untersuchungen nicht einbezogen. Danach gaben 23 Prozent der Beschäftigten an, Gewalterfahrungen gemacht zu haben.
Viele Beschäftigte berichten laut DGB-Studie von den folgenden Arten von Übergriffen:
- 58% Beleidigungen
- 56% Anschreien
- 30% Androhung von Gewalt
- 26% Körperliche Bedrohung
- 13% Anspucken
- 12% Angriff oder Bedrohung mit einer Waffe
- 12% Schläge oder Tritte
- 9% Stalking außerhalb des Arbeitsplatzes
QUELLEN:
1 Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen und privatisierten Sektor, uzbonn/DGB 2020.
2 Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst, Deutsches Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (im Auftrag des BMI) 2022.