Seit 1957 berichtet die Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung in Detmold - jetzt Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL) - jährlich über die Qualität der Getreideernte. Der Untersuchungsumfang beim Weizen bezog sich 2020 bundesweit auf etwa 2.000 repräsentativ ausgewählten Probeschnitten und Volldruschproben, die im Rahmen der durch das Agrarstatistikgesetz vorgeschriebenen "Besonderen Ernte - und Qualitätsermittlung" (BEE) aus den einzelnen Bundesländern zur Verfügung standen. Wichtige Kriterien für die Qualität des Weizens sind der Proteingehalt, der Sedimentationswert als Maßstab für die Quellfähigkeit des Eiweißanteils, das Backvolumen sowie die Fallzahl als Ausdruck der Stärkebeschaffenheit.
Die in Schleswig-Holstein im Rahmen der BEE gezogenen Winterweizenproben wiesen in den letzten Jahren im Vergleich zu den alten Bundesländern eher durchschnittliche Ergebnisse auf. Die einstige Spitzenstellung Schleswig-Holsteins im Qualitätsweizenanbau ist längst nicht mehr so ausgeprägt wie in früheren Jahren, weil die übrigen Bundesländer, insbesondere die neuen Länder, in diesem Bereich große Fortschritte erzielt haben. Dabei ist besonders auffällig der hohe Anbauanteil von E- und A-Sorten in den neuen Ländern.
Bundesweit machten im Jahr 2021 die E-Weizensorten einen Anteil von 11,7 % der Proben aus; in Schleswig-Holstein wurden im Jahr 2021 nur knapp 3,5 % E-Weizensorten angebaut. Die Anteile der A-Weizensorten betrugen in Schleswig-Holstein 40,9 % und 50,5 % im B-Sorten waren ebenfall mit 40,9 % vertreten. Die sogenannten EU-Sorten (eher dem Spektrum der Massenweizensorten zuzuordnen) wiesen im Bundesgebiet einen Anteil von 13,9 % auf; in Schleswig-Holstein waren es 312,2 %.
Nachfolgend wird für das Jahr 2021 aus der Veröffentlichung des Instituts für Sicherheit und Qualität bei Getreide, Max-Rubner-Institut, Standort Detmold; B. Sc. Lidia Arent und Dr. Alexandra Hüsken; Mühle + Mischfutter, 158. Jahrgang, Heft 20 vom 21. Oktober 2021 zitiert:
Getreideernten haben stets jahrgangsspezifische Merkmale und Marktbedeutungen. Mit jeder Brotgetreideernte müssen sich Handel, Mühlen und Bäckereien auf neue Mengen- und Qualitätsprofile einstellen Sowohl der Ertrag als auch die Qualität des Weizens sind das Ergebnis von Sortenwahl, Anbaumaßnahmen und Witterungsverlauf. Letzterer lässt sich zum besseren Verständnis der Qualitätsergebnisse wie folgt kurz umreißen:
Die Aussaat des Getreides im Herbst 2020 fand unter guten Witterungsbedingungen statt und die ergiebigen Winterniederschläge füllten in den meisten Regionen die Wasservorräte in den oberen Bodenschichten auf. Auswinterungsschäden hielten sich trotz einer Frostperiode im Februar in Grenzen. Die entsprechend gute Bestandsentwicklung konnte sich im Frühjahr mit einer ausreichenden Regenversorgung und mäßig warmer Witterung fortsetzen. Die Erwartungen für die bevorstehende Weizenernte waren überwiegend sehr optimistisch. Eine längere trocken-heiße Phase im Juni traf manche Bestände in einer empfindlichen Entwicklungsphase und hemmte die Kornentwicklung. In der Nordosthälfte Deutschlands kam es erneut zu Trockenheitsproblemen. Vom Nordwesten bis in den Süden hingegen folgten überdurchschnittliche Niederschläge, witterungsbedingt stieg das Infektionsrisiko für Pilzkrankheiten. Der Juli war weiterhin von unbeständigem Wetter geprägt, das zur Monatsmitte in den verheerenden Unwettern im Westen Deutschlands gipfelte. Beständiges Erntewetter gab es in den Folgewochen vielerorts nicht, sodass die Erntearbeiten in den meisten Regionen wegen immer wieder auftretenden Schauern und Gewittern nur zögerlich vorankamen. Beim Lagergetreide nahm die Gefahr von qualitätsminderndem Aus- und Durchwuchs mit jedem Tag Ernteverzögerung zu, zudem wurden vermehrt Bestände mit zu hohem Feuchtigkeitsgehalt gedroschen. Verfolgt man den Verlauf der Weizenernte anhand der BEE-Druschtermine von 1994 bis 2021 so ist festzustellen, dass 75% der Weizenernte in 2021 verglichen mit dem sechsjährigen Mittel (2015-2020) ca. 19 Tage später eingebracht werden konnte.
Detailergebnisse zur Qualität:
Nachfolgend wird für das Jahr 2021 aus der Veröffentlichung des Instituts für Sicherheit und Qualität bei Getreide, Max-Rubner-Institut, Standort Detmold; B. Sc. Lidia Arent und Dr. Alexandra Hüsken; Mühle + Mischfutter, 158. Jahrgang, Heft 20 vom 21. Oktober 2021 zitiert:
In Schleswig-Holstein ist der Anbau von A-Weizen, der in diesem Jahr einen Anteil von 40,9% ausmacht, im Vergleich zum Vorjahr (2020: 40,0%) etwas erhöht worden. RGT Reform und LG Initial sind mit 16,5% und 12,2% die wichtigsten Sorten in diesem Bundesland. Die durchschnittliche Qualität der A-Weizen liegt mit 12,6% Rohproteingehalt und 48 ml Sedimentationswert in etwa auf dem Niveau der A-Weizen im Bundesgebiet. Der Anteil an B-Weizen ist mit 40,9% gegenüber dem Vorjahr (50,8%) deutlich reduziert worden. In diesem Segment dominiert die Sorte Informer mit 13,9%, gefolgt von Porthus (8,7%). Die Qualitäten liegen mit 11,8% Eiweißgehalt und mit 40 ml Sedimentationswert auf einem durchschnittlichen Niveau. Der Anteil an EU-Weizen liegt in diesem Jahr bei 12,2% (2020: 3,8%), mit den wichtigsten Sorten Chevignon und Adesso. Die Qualität (12,4%; 40 ml) des EU-Weizens liegt in diesem Jahr auf einem guten B-Weizen-Niveau. Insgesamt weist Weizen aus Schleswig-Holstein im Durchschnitt in diesem Jahr Qualitäten (12,3%, 44 ml) auf, die unter dem Bundesdurchschnitt und über dem Vorjahresergebnis (11,6%; 37 ml) liegen.
Bewertung der Weizenernte in den Bundesländern [Anklicken zum Vergrößern - öffnet in einem neuen Fenster]
Mykotoxin-Situation im Bundesgebiet
Nachfolgend wird für das Jahr 2020 aus der Veröffentlichung des Instituts für Sicherheit und Qualität bei Getreide, Max-Rubner-Institut, Standort Detmold; Dr. Christine Schwake-Anduschus, Dr. Elisabeth Sciurba; Mühle + Mischfutter, 157. Jahrgang, Heft 21 vom 5. November 2020 zitiert:
Nach den vorläufigen Ergebnissen ist die diesjährige Weizenernte hinsichtlich der Belastung mit Mykotoxinen als zum Großteil unkritisch, in einzelnen Fällen jedoch als bedenklich einzustufen. Die bei 463 untersuchten Weizenproben ermittelten Gehalte des Fusarium-Mykotoxins, Deoxynivalenol (DON) liegen, verglichen mit dem Vorjahr, auf einem niedrigeren Niveau. Der Median beträgt vorläufig 22 µg/kg (Vj. 25 µg/kg) und das 90. Perzentil erreicht 151 µg/kg (Vj. 203 µg/kg). Der maximale ermittelte DON-Gehalt in Weizen liegt bei 3119 µg/kg. Zwei der untersuchten Weizenmuster überschritten den Grenzwert für unverarbeitetes Getreide von 1,25 µg/kg.
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