Nach dem Landesentwicklungsplan Schleswig-Holstein gehören zu den ländlichen Räumen in Schleswig-Holstein alle Städte und Gemeinden, die nicht in den Ordnungsräumen der Oberzentren Kiel, Lübeck und Hamburg liegen. Die ländlichen Räume unterscheiden sich von den Ordnungsräumen durch eine geringere Siedlungsdichte und einen niedrigeren Siedlungsflächenanteil. Außerdem haben sie in der Regel eine niedrigere Arbeitsplatzzentralität und weniger Pendlerverflechtungen mit den großen Oberzentren.
Für fast die Hälfte aller Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner sind die ländlichen Räume Wohn- und Lebensraum. Aufgrund ihrer landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten, ihrer wirtschaftlichen Ausgangssituation und ihrer Entfernung zu den großen Zentren sind die ländlichen Räume allerdings sehr unterschiedlich.
Ein spezieller Teilraum sind die Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen, die aufgrund ihrer Bedeutung innerhalb der ländlichen Räume im Landesentwicklungsplan als eigene Raumkategorie dargestellt sind. Zu ihnen gehören die kleinen Oberzentren Flensburg und Neumünster mit ihrem Umland sowie die Mittelzentren und zwei Unterzentren mit Teilfunktionen von Mittelzentren mit ihren Nachbargemeinden. Diese Räume sind regionale Wirtschafts-, Versorgungs- und Siedlungsschwerpunkte in den ländlichen Räumen.
Die ländlichen Räume lassen sich darüber hinaus unterscheiden in:
Ländliche Räume im Einzugsbereich der Oberzentren und deren Ordnungsräume:
In diesen zentrumsnahen ländlichen Räumen bestehen aufgrund der geringen Entfernung zu den wirtschaftsstärksten Räumen des Landes gute Entwicklungsvoraussetzungen. Bereits in der Vergangenheit konnten sie sich besser entwickeln als andere Teile der ländlichen Räume, was Einwohner und Wanderungsgewinne, eine starke Bautätigkeit und die Erwerbssituation unterstreichen. Diese Räume profitieren am ehesten von wirtschaftlichen Überschwappeffekten der großen Zentren und der Metropolregion Hamburg. Wo ein ausreichendes wohnortnahes Arbeitsplatzangebot fehlt, wird durch Berufspendeln in die Oberzentren ein vergleichsweise hoher Lebensstandard sichergestellt.
Zentrumsferne ländliche Räume:
Diese ländlichen Teilräume des Landes liegen weiter entfernt von den Oberzentren oder sind verkehrlich schlecht an diese angebunden. Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft gehen Erwerbsgrundlagen und damit immer mehr Arbeitsplätze in der Land- und Ernährungswirtschaft verloren. Gleichzeitig fehlen Erwerbsalternativen, insbesondere auch für Frauen und junge Menschen. Die Räume sind dadurch weniger attraktiv für Zuwanderer, und es drohen vielerorts langfristig Wanderungsverluste und Einwohnerrückgänge. Diese können wiederum die wirtschaftliche Tragfähigkeit von Versorgungseinrichtungen gefährden und die Lebensqualität in diesen Räumen verschlechtern.
Ländliche Räume mit hohem touristischen Potenzial:
Die Küstenregionen des Landes, insbesondere an der Westküste, sind aufgrund ihres landschaftlichen und infrastrukturellen Potenzials teilweise weniger strukturschwach als andere zentrumsferne ländliche Räume. Allerdings weisen sie durch den Tourismus oft eine einseitige Wirtschaftsstruktur auf und viele Arbeitsplätze sind saisonabhängig. Das Infrastrukturangebot ist in diesen Teilräumen aufgrund des Tourismus besser als in anderen ländlichen Räumen. Die Räume sind zudem attraktive Zuwanderungsregionen, insbesondere für ältere Menschen.
Die ländlichen Räume sollen als eigenständige, gleichwertige und zukunftsfähige Lebensräume gestärkt werden. Teilräumliche Strategien und Entwicklungskonzepte sollen helfen, die endogenen Potenziale der ländlichen Räume besser zu nutzen und der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der ländlichen Räume Rechnung zu tragen. Die Entwicklung der ländlichen Räume erfordert eine intensive und übergreifende Zusammenarbeit aller Politikbereiche sowie integrierte Handlungsstrategien. Diese sollen unter Beteiligung der Menschen in den ländlichen Räumen erarbeitet und umgesetzt werden. Sie sollen den Strukturwandel und die Energiewende unterstützen und helfen, Digitalisierung voran zu bringen, die Folgen des demographischen Wandels zu bewältigen, die Daseinsvorsorge langfristig zu sichern, Arbeitsplätze und Erwerbsmöglichkeiten, insbesondere auch für Frauen und junge Menschen, zu schaffen, die Wohnqualität und das Wohnumfeld zu sichern und junge Familien an die ländlichen Räume zu binden.
Bevölkerungs- und Flächenanteile der übergeordneten Raumkategorien des Landesentwicklungsplanes Schleswig-Holstein [Öffnet in einem neuen Fenster]
Anmerkungen zu der Tabelle:
In der Karte des Landesentwicklungsplans sind die Stadt- und Umlandbereiche in ländlichen Räumen nicht gemeindescharf abgegrenzt. Im Unterschied dazu beziehen sich die Angaben in der Tabelle "Bevölkerungs- und Flächenanteile der übergeordneten Raumkategorien des Landesentwicklungsplans" auf das gesamte Gemeindegebiet.
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