Die Getreideernte in Schleswig-Holstein wurde bis 1989/90 schon fast traditionell zu rund 90 % vermarktet. Ab 1990/91 begann ein reger Getreideverkauf von Erzeugern in den neuen Bundesländern an Genossenschaften und Handel in Schleswig-Holstein. Aufgrund der Sogwirkung der hier vorhandenen Verarbeitungskapazitäten wurden weit über 100 % der hiesigen Getreideernte aufgenommen. Die Handelsbeziehungen zu den neuen Bundesländern haben sich von Schleswig-Holstein aus zumeist wesentlich schneller und intensiver gebildet als in anderen Bundesländern.

In den Erntemonaten (Juli bis September) wurden in der Vergangenheit über 50 % aller Verkaufsmengen an die getreideaufnehmende Hand weitergegeben. In Schleswig-Holstein sind mit hohen Investitionen Aufbereitungs- und Lagereinrichtungen bei der ersten getreideaufnehmenden Hand geschaffen worden. Vorratslager und technische Einrichtungen lassen sich im allgemeinen beim Erfassungshandel rationeller betreiben.

Diese Arbeitsteilung bringt vielen landwirtschaftlichen Betrieben insbesondere in solchen Jahren Vorteile, in denen für die Ernte witterungsbedingt nicht viel Zeit verbleibt.

Im übrigen Bundesgebiet ist diese Entwicklung etwas anders verlaufen. Die geringere durchschnittliche Betriebsgröße, verbunden mit geringerer Spezialisierung, führt zu verhältnismäßig kleinen Getreidemengen pro Betrieb. Hinzu kommt, dass aufgrund der günstigeren klimatischen Bedingungen das Getreide dort überwiegend ohne Aufbereitung (Trocknung) im Betrieb gelagert werden kann.

Seit dem Erntejahr 2004 zeichnet sich häufiger ab, dass die Landwirte in Schleswig-Holstein ihre Ernte zunehmend später vermarkten. Dies geschieht in der Erwartung, höhere Erlöse zu erzielen.

Anmerkungen zu der Tabelle:

• Deutschland: bis einschließlich 2001/02 Früheres Bundesgebiet
• Getreideernte insgesamt: ohne Körnermais
• Getreideverkäufe während der Ernte: Juli bis September
• Wirtschaftsjahr: 1. Juli - 31. Juni des jeweiligen Jahres