KIEL. Sozialministerin Aminata Touré hat anlässlich aktueller Zahlen des Bundeskriminalamtes, die einmal mehr die Dimension an Gewalt gegen Frauen in Deutschland belegen, zu mehr Schutz und einem echten Paradigmenwechsel aufgerufen. „Gewalt gegen Frauen ist kein Rand-Phänomen oder etwa Privat-Sache. Sie ist leider zentral in unserer Gesellschaft verankert und geht uns alle an. Jeden Tag werden Frauen durch Männer verletzt, misshandelt, traumatisiert oder sogar getötet. Deshalb brauchen wir dringend bessere Schutzkonzepte für Frauen und wollen der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt im Sinne der Istanbul Konvention einen noch höheren Stellenwert verleihen. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Geschlechtsspezifische Gewalt ist ein Thema der inneren Sicherheit“
, sagte Touré heute in Kiel.
Laut Bundeskriminalamt registrierten die Behörden 2021 bundesweit 143 016 Fälle, in denen ein aktueller oder ehemaliger Partner Gewalt ausübte oder dies versuchte. 80,3 Prozent der von Partnerschaftsgewalt Betroffenen waren Frauen.
Touré kündigte an, in Schleswig-Holstein ein neues Kompetenzzentrum gegen geschlechtsspezifische Gewalt zu gründen. „Damit wollen wir die Grundlagen dafür schaffen, dass der Schutz von Frauen vor Gewalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erkannt und wahrgenommen wird. Prävention muss eine viel größere Beachtung finden, damit Gewalt gar nicht erst entstehen kann“
, so die Ministerin.
Bei der Gründung des Kompetenzzentrums könne man auf das bestehende Hilfe- und Unterstützungssystem für Frauen im Land zurückgreifen, so Touré. Was fehlt, sei eine stärkere Vernetzung, die Einbindung weiterer Akteurinnen und Akteure und die Entwicklung neuer Angebote in Bereichen, die bislang weniger im Fokus standen. So müssten beispielsweise auch Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen, Suchterkrankungen oder einer Migrationsbiografie stärker in den Blick genommen werden. Auch wirtschaftliche Gewalt, wenn etwa der Zugriff auf Konten verwehrt bleibe, spiele eine Rolle, genauso wie zunehmende digitale Gewalt. „Um diese vielen verschiedenen Aspekte berücksichtigen können, benötigen wir die Expertise zahlreicher Fachleute. Wir wollen nicht nur einzelne, sondern die gesamte Gesellschaft für dieses Thema sensibilisieren. Gewalt geht uns alle an“
, sagte Touré.
Die Ministerin nimmt anlässlich des heutigen Internationen Tags gegen Gewalt an Frauen am entsprechenden Aktionstag „Lübeck wird orange“ teil. Staatssekretärin Marjam Samadzade begibt sich gemeinsam mit zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf einen „Orange Walk“ durch die Kieler Innenstadt.
Hintergrund:
In Schleswig-Holstein gibt es aktuell 16 Frauenhäuser mit insgesamt 362 Frauenhausplätzen und 24,5 Frauenberatungsstellen, die über das Finanzausgleichsgesetz (FAG) gefördert werden. Weitere Frauenhausplätze stehen auf Eigeninitiative auf Kreis- und Stadtebene zur Verfügung, sodass es in Schleswig-Holstein derzeit insgesamt 391 Frauenhausplätze gibt. Diese weiteren Plätze werden teilweise über die „Richtlinie zur Förderung der Kreise und kreisfreien Städte zur Unterstützung der Frauenfacheinrichtungen infolge der Corona- Pandemie“
refinanziert. Außerdem hat das Land ab 2022 für 24 weitere Schutzplätze in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg Gelder bereitgestellt. Die neuen Frauenhäuser hierfür sind derzeit in Planung. Im Jahr 2022 stehen gemäß Finanzausgleichsgesetz (FAG) rund 8,2 Mio. Euro für die Frauenfacheinrichtungen in Schleswig-Holstein zur Verfügung. Die Frauenhäuser erhalten über das FAG im Jahr 2022 insgesamt 5,8 Mio. Euro.
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