KIEL. Angesichts der wachsenden Zahl ausländischer Beschäftigter in Schleswig-Holstein verlängert das Land die Förderung der "Beratungsstelle Arbeitnehmerfreizügigkeit" um weitere zwei Jahre. Arbeits-Staatssekretär Tobias von der Heide übergab dafür heute (8. Mai) an Anna Tötter, Geschäftsführerin des Vereins "Arbeit und Leben Schleswig-Holstein" einen Förderbescheid über 830.000 Euro. "Insbesondere in Bauwesen, Landwirtschaft oder Pflege werden viele für Wirtschaft und Gesellschaft relevante Tätigkeiten von Menschen aus dem europäischen Ausland erbracht. Alle sind im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit bei uns tätig und diese wichtige Brücke müssen wir durch gute Beratung erhalten – auch mit Blick auf den Fachkräftemangel", sagte von der Heide.

Für die meisten Unternehmen seien faire Arbeitsbedingungen eine Selbstverständlichkeit, so der Staatssekretär. "Leider zeigen die bisher rund 8.000 Beratungen der 2016 gegründeten Beratungsstelle aber auch, dass die Spielregeln nicht überall beachtet werden." Neben Menschen aus Rumänien, Ungarn, Bulgarien oder Spanien unterstütze die Beratungsstelle seit einem Jahr auch polnische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. "Sie sind vielfach in der Reinigungs-, Fleischverarbeitungs-, Bau- und Pflegebranche tätig und berichten von nichtbezahlten Überstunden, rechtswidrigen Kündigungen, Missständen bei den Unterkünften und vieles mehr."

Vor diesem Hintergrund sieht Laura Pooth, Vorsitzende vom DGB Nord, langfristigen Handlungsbedarf: "Schleswig-Holstein steht mit europäischen Nachbarländern und auch anderen Bundesländern in immer stärkerer Konkurrenz um Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland. Gute Arbeitsbedingungen sind ein Schlüssel, um Beschäftigte langfristig zu binden. Dafür ist die dauerhafte Verankerung arbeitsrechtlicher Beratung für ausländische Beschäftigte in Schleswig-Holstein von wesentlicher Bedeutung."

Geschäftsführerin Tötter vom gemeinnützigen Verein "Arbeit und Leben" sagt: "Die Beratungsstelle ist im Land nicht mehr wegzudenken. Viele tausend bislang geleistete Beratungen sprechen für sich. Wir freuen uns, dass das Land durch die Förderung seit 2016 der Notwendigkeit der Beratungsstelle Rechnung trägt und uns die Weiterführung unserer Arbeit ermöglicht. Zuletzt hat auch die große Nachfrage nach polnischer Beratung gezeigt, dass es richtig war, die Beratungsstelle 2022 mit einer polnisch-sprachigen Kollegin aufzustocken."

Weitere Informationen und Kontaktdaten (auch auf Polnisch, Bulgarisch, Rumänisch, Spanisch und Englisch) unter:

https://www.arbeitundleben-sh.de/arbeitnehmerfreizuegigkeit