Mehr tödliche Verkehrsunfälle und mehr Kinder in Unfälle verwickelt – so lässt sich der aktuelle Verkehrssicherheitsbericht der Polizei zusammenfassen. Innenministerin Sütterlin-Waack hat den Bericht nun in Kiel vorgestellt.
Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack schlägt Alarm: Im vergangenen Jahr starben in Schleswig-Holstein knapp ein Drittel mehr Menschen bei Verkehrsunfällen als 2021. Auch waren mehr Kinder an Unfällen beteiligt. Das geht aus dem Verkehrssicherheitsbericht 2022 vor, den Sütterlin-Waack und der Leitende Polizeidirektor Ralf Garschke in Kiel vorgestellt haben. Die Zahlen haben sich in weiten Teilen wieder an die Zeit vor der Corona-Pandemie angepasst. "102 Menschen kamen im vergangenen Jahr ums Leben, weil sie selbst oder andere zu schnell unterwegs, unaufmerksam, abgelenkt oder berauscht waren", berichtete die Ministerin. Das sei besonders tragisch, weil hinter jeder und jedem Getöteten Familien, Angehörige, Freundinnen und Freunde stehen, die mit diesem Schicksalsschlag umgehen müssen.
Mehr Unfälle
2022 registrierte die Polizei rund ein Prozent mehr Verkehrsunfälle. Bei insgesamt 82.884 Verkehrsunfällen wurden 14.569 Personen verletzt, davon 1.948 schwer. Ursachen sind hauptsächlich Verstöße beim Abbiegen und bei der Vorfahrt, zu hohe Geschwindigkeit sowie Abstände, die nicht eingehalten wurden.
Alarmierende Zahlen
Waren 2021 die Zahlen noch historisch niedrig, so waren im vergangenen Jahr 18,5 Prozent mehr Kinder in Unfälle verwickelt (1.231). Auch wurden 4,3 Prozent mehr Kinder schwer verletzt (108). Zwei Kinder starben im Straßenverkehr. In der Altersgruppe der 6- bis unter 10jährigen Kinder verunglückten 45,2 Prozent mehr, in der Alterskategorie der 10 bis unter 15jährigen 23,9 Prozent mehr Kinder. Jedes vierte Kind, das mit dem Fahrrad verunglückte, verlor aufgrund von Unaufmerksamkeit, zu hoher Geschwindigkeit oder einem technischen Mangel die Kontrolle über das Fahrrad und stürzte ohne Fremdeinwirkung und ohne andere Personen zu schädigen. "Wir müssen unsere Kinder für den Straßenverkehr fit machen. Üben Sie mit Ihren Kindern den Schulweg", sagte Sütterlin-Waack. Verkehrsregeln und Psychomotorik, wie Gleichgewicht halten, Lenken, Bremsen und Kurven fahren sei für Schulkinder elementar.
Unterschätzte Gefahr
Die Anzahl der E-Scooter, sogenannte Elektrokleinstfahrzeuge, hat sich in den vergangenen drei Jahren stark erhöht. Das spiegelt sich 2022 deutlich in der Zahl der Verkehrsunfälle wider. Im vergangenen Jahr gab es 442 Verkehrsunfälle mit E-Rollern. Seit 2020 haben sich die Zahlen fast verfünffacht. Fast 70 Prozent der Verkehrsunfälle haben die Fahrerinnen und Fahrer der E-Scooter verursacht. Bei einem Drittel entsprachen die Roller nicht den technisch vorgeschriebenen Voraussetzungen. Die Fahrerinnen und Fahrer waren hauptsächlich falsch unterwegs, zum Beispiel auf dem Fußweg, oder standen unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Rauschmitteln. E-Roller dürfen überall dort gefahren werden, wo auch Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs sind. Sie sind als Kraftfahrzeuge eingestuft und die Promillegrenzen sind die gleichen wie beim Autofahren und nicht wie bei Fahrrädern.
Weiterer Schwerpunkt
Auch sind 10 Prozent mehr Seniorinnen und Senioren in Unfälle verwickelt. Jeder vierte schwere Verkehrsunfall ging auf das Konto der Altersgruppe 65+. Ebenso waren 2022 deutlich mehr Pedelecs, im Sprachgebrauch sogenannte E-Bikes, an Verkehrsunfällen beteiligt und mehr Fahrerinnen und Fahrer verunglückt. "Das ist eine Entwicklung, auf die wir reagieren müssen", sagte der Leitende Polizeidirektor Ralf Garschke. Für die Landespolizei bedeuteten diese Zahlen einen fortwährenden Auftrag und Ansporn, durch Überwachung und Prävention Leid zu mindern. Sütterlin-Waack und Garschke appellierten an die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner, im Straßenverkehr mehr Rücksicht zu nehmen.
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