Institut für
Qualitätsentwicklung an
Schulen Schleswig-Holstein: Thema: Ministerien & Behörden
Mehr Heureka ermöglichen
Was macht guten, praxisbezogenen und inspirierenden Mathematikunterricht eigentlich aus? Der Landesfachtag Mathematik für die Sekundarstufe gab Antworten.
Obwohl die Ergebnisse der TIMSS-Studie, die im Dezember 2024 publik wurden, gar nicht schlecht waren, habe ihn ein Aspekt wirklich ernüchtert, eröffnete Torben von Seeler, IQSH, den Landesfachtag. Nämlich das Ergebnis, dass ein beträchtlicher und wachsender Anteil von Viertklässlern mit Mathematikunterricht abgeschlossen hätte. „Das zeigt ganz klar: Das, was uns als Mathematiklehrkräfte begeistert hat, muss unbedingt wieder in den Klassenraum. Wir brauchen den Heureka-Moment“, machte von Seeler das Ziel deutlich. Genau dazu lieferte der Fachtag, bei dem die Sekundarstufe im Fokus stand, eine Menge Input und Impulse.
Verbindliche Ziele und schulinterne Fachcurricula schaffen Gemeinsamkeiten
Mit dem Rahmenkonzept für das Schuljahr 2024/2025 sind die Schulen aufgerufen, in ihren Fächern die übergeordneten Ziele zu verfolgen sowie schulinterne Förderkonzepte zu entwickeln. Um dazu Hilfestellung zu den für Mathematik relevanten Aspekten zu geben und einen Abgleich untereinander zu ermöglichen, hatte das Team verschiedene Workshops eingeplant. Einen wesentlichen Schwerpunkt bildeten das Thema der basalen Kompetenzen, die neu aufgelegten Materialien zu „Mathe macht Stark“ sowie der Input zum QuaMath-Programm. In verschiedenen Arbeitsgruppen konnten die rund 130 Lehrkräfte aller Schularten aus ganz Schleswig-Holstein sich konstruktiv über gemeinsame Herausforderungen und über erfolgreiche Anwendungsbeispiele zu den Themen austauschen.
Breites Instrumentarium des Landes für alle Leistungsstufen
Das Land habe dazu ein umfangreiches Unterstützungsangebot entwickelt, mit passenden Angeboten für alle Leistungslevel, stellte Dr. Maike Abshagen, MBWFK vor. Dabei sei die Fachschaft der Schlüssel dafür, wie die gemeinsamen Ziele aus dem Rahmenkonzept umzusetzen seien. Auch deshalb komme es auf Vernetzung an – und die hätte noch weitere Vorzüge: „Teilen Sie die freudvollen Momente der Erleuchtung und Erkenntnis mit Ihren Fachkolleginnen und -Kollegen. Denn geteilte Freude wird nicht nur größer, sondern man bekommt Anregungen, die man im Unterricht ausprobieren kann“, betonte Dr. Abshagen.
Mathe ist mehr als Rechnen
Wie wichtig Erleuchtungsmomente sind, und wie sie sich systematisch im Unterricht herstellen lassen, zeigte Prof. Dr. Benjamin Rott, Universität zu Köln, in seinem Fachvortrag zum Lösen von mathematischen Problemen. Im Unterschied zu einer Aufgabe, bei der Routinen sowie ein klares Ziel den Weg zur Lösung bestimmen, haben Probleme mehrere Rechenwege, zum Teil mehrere Lösungen, stellen Schülerinnen und Schüler vor Herausforderungen und regen zum Nachdenken an. „Mathematikunterricht ist mehr als Rechenunterricht – und Probleme lösen ist eine Kompetenz, die weit über Rechenfähigkeiten hinausgeht“, betonte Prof. Rott.
Von Japan lernen
Vor allem sei das Problemlösen mitnichten nur etwas für starke Schülerinnen und Schüler – im Gegenteil, durch strategische Rückmeldungen könne die Lehrkraft alle Lernenden einbeziehen. Dazu sei besonders das japanische Besprechungsprinzip Neriage (jap. durchkneten, sinngemäß: herausarbeiten, polieren) geeignet, das didaktisch durchdachte Aufräumen nach einer Problemlösephase. Spätestens hier würden Schülerinnen und Schüler über die Strategien und Techniken sprechen, die sie gewählt haben, um zur Lösung zu gelangen – bekannte Beispiele anschauen, Analogien suchen oder das Problem zerlegen. Solche Strategien seien der Schlüssel zum Problemlösen. Je mehr Schlüssel, je mehr Techniken, desto mehr kleine und große Erkenntnisse, die mit der Zeit zu einer Landkarte werden – zu einer Karte von Heurismen, die auch außerhalb des Mathematikunterrichts sehr hilfreich seien.
Denn Ziel muss es sein, dass die Kinder und Jugendlichen im Mathematikunterricht nicht das Mitdenken verlernen, indem sie sinnlose Fragestellungen stur ausrechnen, machte Prof. Rott an einem beliebten Aufgabentyp deutlich: „Wer kauft schon 58 Wassermelonen, um dann 25 davon zu essen?“
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