35 Bewerbungen waren angetreten, um den Nachhaltigkeitspreis Schleswig-Holstein 2017 zu erringen. Im Zeichen der Energiewende, der vermehrt eingeforderten Verantwortung der Wirtschaft entlang der gesamten Lieferkette sowie der prekären Einkommenssituation vieler Landwirte auch hierzulande aufgrund nicht kostendeckender Erlöse hatte die Ausschreibung Signale gesetzt: Bildungsvorhaben für nachhaltige Energienutzung, gute Beispiele für Nachhaltigkeit in der Lieferkette und im Lutherjahr gemäß seiner Forderung nach dem rechten Maß Faire Preise für Erzeuger - dies waren die Schwerpunkte beim Nachhaltigkeitspreis 2017.
Als Träger des ersten Preises konnte - passend zum UN-Jahr des Tourismus - der Beherbergungsbetrieb Janbeck*s FAIRhaus aus Gelting die begehrte Auszeichnung von der Umwelt-Staatssekretärin und Jury-Vorsitzenden Dr. Silke Schneider entgegen nehmen, die auch die Glückwünsche von Umweltminister Dr. Robert Habeck überbrachte.
Insgesamt wurden vier Projekte mit einem Geldpreis und die Stadt Meldorf für ihr langjähriges und umfassendes Nachhaltigkeitsengagement mit einem Sonderpreis bedacht. "Auch in diesem Jahr haben Qualität, Vielfalt und Breite des Bewerberspektrums die Jury wieder vor eine echte Herausforderung gestellt!", so Schneider. "Es tut beinahe weh, dass wir immer nur eine kleine Auswahl angemessen honorieren können!" Neben den Preisträgern wurden dann noch zwei Bewerbungen mit ausdrücklichen Anerkennungen gewürdigt.
Der erste Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Laudator Prof. Dr. Holger Gerth, Landesbeauftragter für Naturschutz, würdigte das hohe persönliche Engagement des Ehepaars Janbeck bei der rundum nachhaltigen Gestaltung und dem Betrieb seines Urlaubsangebotes, aber darüber hinaus auch als ehrenamtlicher und überzeugter Multiplikator in diversen, auch überregionalen Gremien. "Es ist nicht leicht, dieses Vorhaben korrekt einzuordnen: Ist es nun Bildungseinrichtung, touristisches Wirtschaftsunternehmen, Demonstrationsprojekt – oder alles gleichzeitig?", so Prof. Gerth.
Der 2. Preis (3.000 €) ging an den Kattendorfer Hof, einen Pionier in Sachen solidarischer Landwirtschaft. 650 Mitglieder in 12 Food-Coop’s in Hamburg und Schleswig-Holstein gewährleisten dem Demeterhof Planungssicherheit, indem Produktion und Absatz der nach ökologisch-nachhaltigen Prinzipien erzeugten Produkte gemeinsam vereinbart und Kosten und Risiken geteilt werden. Dr. Dietmar Fahnert aus dem MELUND würdigte in seiner Laudatio den schon seit Jahren überzeugenden Nachweis, dass betrieblicher Erfolg auch jenseits marktwirtschaftlicher Zwänge möglich ist, wo solidarische und faire Preise im Spiel sind.
Zwei dritte Preise mit je 1.000 Euro gingen an die mmhio GmbH sowie die Öko Melkburen GmbH.
mmhio aus Kiel steht für ein biologisches, vegetarisches, regionales und saisonales Speisenangebot, vorwiegend in der Mittagsverpflegung – nicht nur für Menschen mit bereits ausgeprägtem Nachhaltigkeitsgedanken! Im Lieferservice setzt man auf e-Mobilität. Dies, aber auch den öko- und ernährungspädagogischen Ansatz hob Laudator Pastor Jan Christensen, Umweltbeauftragter der Nordkirche, lobend hervor.
De Öko Melkburen vertrauen darauf, dass ihre entsprechend den derzeitigen Kundenwünschen ausgerichtete Milchviehhaltung als Marke die entsprechende Kundenanerkennung in Form von höheren Erzeugerpreisen erfahren und durchsetzen kann. Markenzeichen ist die muttergebundene Kälberaufzucht. Pastor Hans Baron rühmte die multiplen Wirkungen dieses Ansatzes in seiner Laudatio: "Sinkende Milchmenge, erhöhtes Tierwohl bei wachsender Kunden- und Erzeugerzufriedenheit – ist hier nicht das rechte Maß gefunden?"
Seit den Anfängen der Umweltbewegung beheimatet die Dithmarscher Kleinstadt Meldorf eine bunte und engagierte und vor allem vernetzte Szene, die mittlerweile diverse Felder nachhaltiger Entwicklung bespielt: vom Fairen Handel über energetische Verbesserungen, der Einbindung sozialer Einrichtungen bis zu einer bürgerfreundlichen Stadtentwicklungsplanung als derzeit einzige Citta Slow in Schleswig-Holstein reicht die beeindruckende Palette nachhaltigen Engagements, die Laudator Hermann Schultz vom Verein Zukunftsfähiges Schleswig-Holstein – Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung bewunderte.
Außerdem interessant:
!Projekt Nachhaltigkeit 2017
Wettbewerb des Rates für nachhaltige Entwicklung mehr lesen
Eine besondere Anerkennung für sein sehr umfassendes und weithin vernetztes Nachhaltigkeitswirken insbesondere im Bereich Landwirtschaft, Ernährung und faire Lebensmittelvermarktung erhielt die bereits an anderer Stelle mehrfach ausgezeichnete EVG Landwege eG aus Lübeck.
Und der Seegrashandel aus Westerau bei Lübeck wurde in gleicher Weise für die Bestrebungen zur Wiederbelebung eines totgesagten nachwachsenden Baustoffes geehrt. Was für die einen ein ständig zu entsorgendes nachwachsendes Problem darstellt, kann als vielseitiger, baubiologisch vorteilhafter Dämmstoff verwertet werden, wenn man nur will!
Gruppenbild der Vertreterinnen des Sonderpreises mit Laudator Hermann Schultz (r.), Jury-Vorsitzender Dr. Silke Schneider (Mitte) und Moderator Friedemann Magaard (l.)
Gruppenbild der Vertreterin und Vertreter von EVG Landwege mit Laudatorin Kathrin Ostertag (3. v.r.), Moderator Friedemann Magaard (r.) und Jury-Vorsitzender Dr. Silke Schneider (2. v.l.)
Musikalischer Rahmen durch das "Welt-Orchester" aus Rendsburg
Der Preis, der nach 2009, 2011, 2013 und 2015 am 6. April 2017 zum fünften Mal vergeben wurde, ist zusammen mit den beiden kirchlichen Tagungshäusern "Haus am Schüberg" in Ammersbek und "Christian Jensen Kolleg" in Breklum sowie der IHK Schleswig-Holstein ausgerichtet worden. Staatssekretärin Schneider: "Diese Zusammenarbeit hat sich bei der Ansprache von Initiativen, Körperschaften und Unternehmen bewährt, wie die Rückläufe gezeigt haben."
Alle 35 Bewerbungen werden in einer Broschüre vorgestellt.
"Seit 40 Jahren versucht der faire Handel, für die Produzenten in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien einen gerechten Preis zu realisieren. Dafür stehen die EineWelt-Läden im Land ein und das Fair-Trade-Siegel in den Supermärkten. Dafür müssen wir Konsumenten in Europa immer wieder sensibilisiert werden, unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen die Erzeuger die Produkte produzieren (müssen). Dieser Ansatz wird in den letzten Jahren auch für Erzeuger im Norden immer bedeutsamer. Denken wir nur an die prekäre Situation der Milchbetriebe in unseren Land. Gott sei Dank wächst das Bewusstsein bei den Konsumenten, so dass Produkte, die eine soziale und ökologische Qualität transportieren und langlebig und reparaturfreundlich sind, gefragter werden. Dieser Prozess muss immer wieder neu und innovativ kommuniziert werden. Der Nachhaltigkeitspreis 2017 wird die besten dieser Initiativen auszeichnen."
Pastor Jan Christensen wurde 1958 in Kiel geboren. Nach dem Abitur am Ernst-Barlach-Gymnasium wurde er Bankkaufmann und gründete den Weltladen in Kiel. Es folgte das Theologiestudium in Kiel, Heidelberg, Amsterdam und Hamburg. Nach dem Vikariat in Kiel-Dietrichsdorf ging er als Gemeindepastor nach Groningen in den Niederlanden. Danach war er 10 Jahre Referent für Kirchlichen Weltdienst mit den Schwerpunkten erneuerbare Energie in der Entwicklungszusammenarbeit, Entschuldung der Länder des globalen Süden und fairer Handel. Nach dem Gemeindepfarramt in Wilster, wurde er Klimaschutzbeauftragter und ist jetzt seit 2013 Umweltbeauftragter der Nordkirche.
"Man könnte meinen, es sei mit unserer Umwelt inzwischen alles auf dem rechten Wege - und doch ist es nicht so! Trotz aller Gesetze, Verordnungen, Konferenzen, Beschlüsse und Vereinbarungen müssen wir feststellen, dass seit einem Vierteljahrhundert nach der weltweiten Umweltkonferenz in Rio das Artensterben mit ungebremster Geschwindigkeit weiter geht (bis auf einige wenige Arten), dass nach wie vor die schleichende Verseuchung unseres Grundwassers (und damit auch unseres Trinkwassers) z. B. mit Nitrat und unserer Getränke (z. B. Glyphosat im Bier) immer schlimmer wird und unsere Meere nach wie vor mit Plastik in Form riesiger "Wolken" in den Meeren schwebend, als auch im Spülsaum und auch in Form von Mikroplastik verunreinigt werden. Auch die globale Erwärmung unseres Klimas konnte bisher nicht gebremst werden.
Das alles ist nicht nachhaltig...
Es muss in die Köpfe, dass wir dafür Verantwortung übernehmen müssen. Es muss endlich verstanden werden, dass Nachhaltigkeit als Grundprinzip unseres Handelns selbstverständlich wird - ein langer gesellschaftlicher Prozess. Dieser Wettbewerb möchte mit dazu beitragen, dass zukünftig mehr Nachhaltigkeit selbstverständlich wird. Wie sagte doch Jane Godall, die in Afrika Schimpansen erforschte und dabei zur prominenten Kämpferin für den Schutz von Menschenaffen wurde: "Es ist so leicht, mit der Veränderung der Welt anzufangen. Trotzdem wäre es eine Revolution, wenn wir es endlich täten!
Wir sind gespannt auf ihre Wettbewerbsarbeiten!"
Hermann Schultz war bis 2011 stellvertretender Schulleiter an der ehemaligen Gudewerdt-Realschule und heutigen Gemeinschaftsschule in Eckernförde.
Ehrenamtlich engagiert er sich seit vielen Jahren im Natur- und Umweltschutz. Ursprünglich aus der Anti-AKW-Bewegung kommend, war er – gemeinsam mit Prof. Dr. Dr. Berndt Heydemann - 1975 maßgeblich an der Gründung des Landesnaturschutzverbandes in Schleswig-Holstein beteiligt, in dessen Vorstand er 17 Jahre lang tätig war. Er hat intensiv am Aufbau der Stiftung Naturschutz mitgewirkt und war von 1989 bis heute sowohl im Stiftungsvorstand als auch im Stiftungsrat tätig.
Seit 1987 ist er Landesvorsitzender des NABU in Schleswig-Holstein. Er ist Vorsitzender des Kuratoriums des Bildungszentrums für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) und stellvertretender Vorsitzender des Vereins Zukunftsfähiges Schleswig-Holstein.
"Wenn heute etwas gut sein soll, dann muss es ‚nachhaltig‘ sein. ‚Nachhaltig‘ ist ‚in Mode‘ und das ist gut so. Was für den ökologischen und ökonomischen Sektor ein grundlegendes Prinzip der Verantwortung sein sollte, prägt auch das Denken im gesellschaftlichen und sozialen Bereich.
Was für den ökologischen Bereich anschaulich zu beschreiben ist – man darf nur so viele Bäume fällen, wie in einem definierten Zeitraum nachwachsen (um ein populäres Beispiel zu nennen), bleibt die Nachhaltigkeit für den sozialen-gesellschaftlichen Teil schwerer zu definieren . Wir lernen über Aktionen wie den Nachhaltigkeitspreis auch den Begriff der sozialen Nachhaltigkeit trennscharf zu fassen. Viele nachhaltig wirkende Probleme – von der Klima-Katastrophe bis zur Wegwerfgesellschaft – haben ihren Ursprung auch im sozialen und gesellschaftlichen Bereich. Armut z.B. ist ein weltweit nachhaltig wirkendes Phänomen. Sie ist auf der ganzen Welt eine häufige Ursache für mangelnde Nachhaltigkeit. Soziale Nachhaltigkeit zielt somit auf ein Leben in Würde. Sie konzentriert sich auf die Verteilung unterschiedlicher gesellschaftlicher Belastungen, auf die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut sowie auf Chancengerechtigkeit und Teilhabe. Materielle Grundbedürfnisse müssen ebenso gedeckt werden wie die immateriellen – nur wer am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, wird dabei sein. Soziale Nachhaltigkeit wirkt gegen Ausgrenzung, Entmündigung und Entwürdigung. Sie dreht sich um die Frage unserer gesellschaftlichen Grundwerte und die Richtung, in die sich unsere Gesellschaft entwickeln soll. Es geht um die Frage, wie wir mit anderen leben, umgehen und unser Leben gestalten wollen.
Gestalten Sie mit! Machen wir gemeinsam unsere Gesellschaft ein Stück weit bewusster, belastbarer und gerechter. Machen wir sie sozial nachhaltig!"
Iris Haulsen, geboren 1967 und aufgewachsen in Eckernförde, ist Politikwissenschaftlerin.
Nach Abitur, dem Studium der Politischen Wissenschaften, Geschichte und Philosophie an der CAU in Kiel mit Examen 1994 folgten Tätigkeiten als wissenschaftliche Referentin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in den CDU-Landtagsfraktionen Kiel und Wiesbaden, als Jugendbildungsreferentin und stellvertretende Geschäftsführerin des Schleswig-Holsteinischen Heimatbunds e.V. sowie als Bildungs-und Sozialreferentin der Piratenfraktion des Schleswig-Holsteinischen Landtags. Daneben war sie langjährig als freie Journalistin und Autorin tätig.
Seit Oktober 2016 ist sie Geschäftsführerin der freien Wohlfahrtsverbände Schleswig-Holstein e.V. Sie lebt mit ihrer Familie in Rieseby auf der Halbinsel Schwansen.
"Nachhaltigkeit oder nachhaltige Entwicklung sind für viele Menschen (leider) noch abstrakte Begriffe. Insbesondere wenn es darum geht die ganz alltäglichen Herausforderungen zu meistern, scheint für Nachhaltigkeit oftmals kein Platz. Dieses Phänomen gibt es auch im politischen Bereich, dort wird dann von Zielkonflikten geredet. Für die Politik, jedes Unternehmen, aber auch ganz individuell stellt sich die Frage, wie mit diesen Herausforderungen umzugehen ist: Welche Handlungsalternativen gibt es? Können neue Ideen und Lösungen sowohl ein Vorteil für meine als auch für andere Interessen sein? Diesen Abwägungsprozess gilt es zu begleiten und Lösungsalternativen zu präsentieren. Der Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig-Holstein widmet sich genau diesen Fragen. Mit dem Wettbewerb und den Auszeichnungen gibt er den Projekten, Ideen und Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung die notwendige Aufmerksamkeit. Nachhaltigkeit bleibt damit kein abstrakter Begriff, sondern wir fassbar, erlebbar und gibt ihm ein Gesicht. Ein Gesicht von Menschen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung engagieren und Vorbilder sind für die Herausforderungen unserer gemeinsamen Zukunft."
Robert Böhnke wurde 1984 in Rüdersdorf geboren und lebt in Berlin. Er studierte Geographie und Politikwissenschaften in Göttingen, Utrecht und Leipzig. Fragen zur Stadt- und Quartiersentwicklung bildeten die Schwerpunkte seiner Ausbildung und beruflichen Tätigkeiten. Seit Anfang 2016 arbeitet Robert Böhnke als wissenschaftlicher Referent in der Geschäftsstelle des Rates für Nachhaltige Entwicklung und ist dort unter anderem für Themen rund um die kommunale Nachhaltigkeit zuständig.
"Der Konsument findet sich am Ende verschiedener Lieferketten wieder, die vielfältigste Produktbereiche umfassen, von den Konsumgütern bis zu Dienstleistungen. Zentrale Fragen aus Sicht der Verbraucherbildung eröffnen sich hier: Versteht der Endkunde überhaupt noch Prozesse vom Ursprung eines Rohstoffs bis zum Endprodukt? Welche Verantwortung einer nachhaltigen Nutzung tragen die Akteure zwischen Beschaffung, Zulieferung, Verarbeitung, Absatz, Ge- und Verbrauch? In welcher Rolle sieht sich der Konsument, wenn am Ende einer Lieferkette vor allem der niedrigste Preis seine Kaufentscheidungen bestimmt?
Mein Interesse an der Konsumforschung und Verbraucherbildung richtet sich auf ein nachhaltiges Verständnis von "Wertschöpfung", denn davon sprechen alle Lieferketten. Wir als Konsumenten sind nicht Opfer einer Qualität und Preisbildung an den Märkten. Wir gestalten entscheidend mit, welche fairen Preise Erzeuger erreichen, welches Werteverständnis ein Umdenken erforderlich macht. Hier setzt eine Verbraucherbildung an, für die Schleswig-Holstein als erstes Bundesland ein Unterrichtsfach in Schulen geschaffen hat. Denn wenn es uns durch Bildung nicht gelingt, den nachhaltigen Konsum einer Generation zu fördern, dann wird sich der Trend von "Kauf ein, schmeiß‘ weg" fortsetzen, bis die materiellen und kulturellen Ressourcen des Planeten Erde unwiederbringlich erschöpft sind."
Prof. Dr. Ines Heindl wurde im Saarland geboren, studierte Ernährungs- und Haushaltswissenschaften in Bonn und lebt seit 1976 in Schleswig-Holstein.1980 wurde sie an die heutige Europa-Universität Flensburg berufen. Seit dieser Zeit engagiert sie sich in der Bildungsforschung, gerichtet auf das Themenfeld: Ernährung, Gesundheit, Konsum. Die Ergebnisse dieser Forschung zeigen ihren Transfer in Meilensteinen curricularer Entwicklungen: (1) Das Europäische Kerncurriculum zur Ernährungsbildung (2000); (2) das bundesweite REViS-Curriculum zur Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen (2005); der Lehrplan Verbraucherbildung in Schleswig-Holstein (2009). Im vergangenen Jahr erhielt Frau Heindl die Prof. Niklas Medaille des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für ihr Engagement in der Ernährungs- und Verbraucherbildung.
"Nachhaltigkeit wird oft weit ausgelegt und interpretiert. Dabei bedeutet nachhaltiges Handeln und Wirtschaften nicht nur die Berücksichtigung von Maßnahmen im ökologischen Sinne, sondern gleichermaßen muss auch die Ökonomie stimmen und soziale Verantwortung gegeben sein. Dies sind die 3 Säulen, die vor fast 25 Jahren in Rio unter dem Begriff Nachhaltigkeit für eine globale Verantwortung und Zukunft zusammengefasst wurden. In einer zukunftsorientierten Gesellschaft wie auch bei jedem von uns sollte sich daher Nachhaltigkeit im täglichen Handeln widerspiegeln.
Der Nachhaltigkeitspreis 2017 will in diesem Sinne vorbildliche Projekte von Einzelpersonen, von Verbänden und Vereinen oder der Wirtschaft prämieren und damit zur Nachahmung anregen. Ich freue mich auf die Vorschläge."
Holger Gerth ist seit 5 Jahren Landesnaturschutzbeauftragter und wirkt als Honorarprofessor an der FH Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft. Neben Themen des Naturschutzes stehen Fragen zur Sicherung der Umwelt und der Nachhaltigkeit im Zentrum seiner Tätigkeiten.
"Die Städte, Gemeinden und Kreise in Schleswig-Holstein nehmen in Fragen der Nachhaltigkeit eine wichtige und große Rolle wahr. Über ihre Verwaltungen, ihr Ehrenamt, ihre Netzwerke und ihre Expertise wird es möglich, die Anforderungen der globalen Entwicklungen in nachhaltige, konkrete und tragfähige Lösungen vor Ort umzusetzen. Die kommunalen Themen- und Handlungsfelder sind dabei so vielfältig wie die Kommunen selbst: Klimaschutz, Energiewende, Mobilität, Stadtentwicklung, Bildung, faires Wirtschaften, Integration und vieles mehr. Dazu braucht es das Verständnis und die Bereitschaft zu einem Miteinander und zum gemeinsamen Handeln von vielen Akteuren vor Ort, von der Jugend, über Kommunalpolitik und Verwaltung bis zu Wirtschaft und Bürgerschaft. Und es müssen viele Prozesse angestoßen, koordiniert und gesteuert werden, wenn aus Ideen Konzepte, Strategien und Lösungen entwickelt werden sollen. Dafür muss Beteiligung und Diskussion organisiert werden. Der Nachhaltigkeitspreis des Landes Schleswig-Holstein ist eine gute Gelegenheit, die Vielfalt und Breite des kommunalen Engagements und Handelns darzustellen. Ich bin sehr gespannt auf viele tolle Bewerbungen!"
Claudia Zempel arbeitet seit 20 Jahren beim Städteverband Schleswig-Holstein, dem kommunalen Landesverband aller Städte in Schleswig-Holstein.
Claudia Zempel ist am 07.04.1966 in Hamburg geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie lebt in Mönkeberg im Kreis Plön und ist Juristin. Seit vielen Jahren bearbeitet sie im Städteverband SH Fragen der europäischen und internationalen Zusammenarbeit von Kommunen und ist seit 17 Jahren Mitglied im Europaausschuss des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. In diesem Zusammenhang befördert sie in den Städten auch Themen wie Nachhaltigkeit, kommunale Entwicklungszusammenarbeit, fairer Handel u.ä..
Bevor ich hier etwas zum Thema sage, lasse ich erst einmal andere zu Wort kommen:
"Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand" Charles Darwin
"Natürlich interessiert mich die Zukunft. Ich will schließlich den Rest meines Lebens darin verbringen." Mark Twain
"Keine Schneeflocke in der Lawine fühlt sich verantwortlich." Stanislaw Jerzy Lec (polnischer Lyriker, Aphoristiker und Satiriker)
"Planst du für ein Jahr, so säe Korn, planst du für ein Jahrzehnt, so pflanze Bäume, planst du für ein Leben, so bilde Menschen." Kuan Tzu (chinesischer Philosoph / † 645 v. Chr.)
Ich denke nicht, dass einer der hohen Herren den Begriff der Nachhaltigkeit kannte, so wie wir ihn heute verstehen. Und dennoch beschreiben die Zitate sehr treffend, worum es geht: Wie können wir heute so leben, dass die nächsten Generationen noch in einer lebenswerten Welt aufwachsen? Antworten auf diese essentiell wichtige Frage kann jeder in seinem Alltag finden. Er muss sich nur auf die Suche begeben. Das beweisen die zahlreichen Bewerbungen um den Nachhaltigkeitspreis aus den vergangenen Jahren. Ich bin sicher, auch in dieser Runde werden wieder spannende Ideen und Projekte dabei sein, die zeigen, dass es eben doch "Schneeflocken" gibt, die sich verantwortlich fühlen. Denn:
"Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden." John F. Kennedy
Frank Albrecht ist am 30.05.1959 in Flensburg geboren, verheiratet, hat eine Tochter und wohnt in Leck (Kreis Nordfriesland). Nach dem Abitur am Niebüller Friedrich-Paulsen-Gymnasium und seiner Zivildienstzeit auf einer Rettungswache studierte er Politikwissenschaften, Soziologie und Germanistik an der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Es folgte die Ausbildung zum Redakteur beim Flensburger Tageblatt. Dort war Albrecht in verschiedenen Positionen an unterschiedlichen Standorten in Schleswig-Holstein tätig. Er ist derzeit Leiter der Schleswig-Holstein Redaktion des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages (sh:z) in Flensburg.
"Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen eine Wolke: gut sichtbar, aber nicht konkret greifbar. Aktivitäten wie ökologische Ausrichtung der Produktion, Unterstützung des örtlichen Handballvereins oder seriöses Finanzverhalten eines Ehrbaren Kaufmanns sind mittlerweile in Unternehmen eine Selbstverständlichkeit und werden gar nicht als Nachhaltigkeitsthemen benannt.
Aus wirtschaftlicher Sicht bedeutet konsequent umgesetzte Nachhaltigkeit den langfristigen sozialen, ökologischen und ökonomischen Erfolg eines Unternehmens. Dabei fordern immer komplexer werdende wirtschaftliche Abläufe die Einbeziehung vielfältiger Sicht- und Handlungsweisen. Vor allem die weltweiten Lieferketten vieler Produkte schärfen den Blick für globale Zusammenhänge in den Unternehmen. Fair gehandelte Produkte und Ökozertifizierungen wie FSC werden in vielen Branchen zum Standard. Nachhaltiges Wirtschaften wird daher ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Wirtschaft.
Die IHK zu Lübeck unterstützt ihre Mitglieder in diesem Thema. Neben Beratung zu Zertifizierungen von Umweltmanagementsystemen oder Produkten nach nachhalti-gen Kriterien unterstützt die IHK Ihre Mitglieder durch Informationsveranstaltungen zum Beispiel zu Naturnahen Firmengeländen oder zur Anwendung des Deutschen Nachhaltigkeitskodes (DNK). Sie ist davon überzeugt, dass eine konsequente Nachhaltigkeit in der Lieferkette die Unternehmen im Wettbewerb stärkt."
Kathrin Ostertag hat 1988 das Studium der Verfahrens- und Umwelttechnik an der Technischen Fachhochschule Berlin abgeschlossen. In Ihren ersten Berufsjahren hat sie im Kraftwerks- und Sondergasanlagenbau gearbeitet. Seit 1991 war sie überwiegend in der Umwelt- und Umweltmanagementberatung tätig. Sie gründete 1991 den ersten Arbeitskreis für Umweltschutz im Krankenhaus in den neuen Bundesländern und war viele Jahre als Expertin in diesem Gebiet bundesweit tätig. Parallel hat sich Kathrin Ostertag in den 1990igern in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Produktdauerforschung Genf mit nachhaltigen Nutzungskonzepten von Waren beschäftigt. Unter anderem entstand eine Studie für das Bundesumweltministerium "Das Möbelhaus der Zukunft" zu ökoeffizienten Dienstleistungen im Heimmöbelbereich. Seit 2005 betreut Frau Ostertag die Mitgliedsbetriebe der IHK zu Lübeck in allen Fragen zum Themenbereich Umwelt und Innovation. Als Leiterin dieses Geschäftsbereiches ist sie Ansprechpartnerin für Unternehmen im Themenbereich Nachhaltigkeit.
"Die wertvollsten Dinge in unserem Leben haben keinen Preis. Es kleben keine Preisschilder auf einer intakten Umwelt, auf einer lebenswerten Landschaft, dem Wohl unserer Haus- und Nutztiere, der sozialen Gemeinschaft oder auf Mitgefühl und Solidarität. Dementsprechend versagen die Mechanismen des freien Marktes bei der Bereitstellung bzw. dem Schutz dieser so wichtigen Güter. Politik und Zivilgesellschaft wirken aber oft machtlos gegenüber der ökonomischen Realität. Was wird aus den besten politischen Ideen, wenn sie zu teuer sind? Wie kann eine Gesellschaft einen sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen fördern, wenn diese nahezu umsonst zu haben sind? Die Landespolitik mag vielleicht die Kommandobrücke besetzen; der Maschinenraum funktioniert jedoch nach den Prinzipien der Ökonomie. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir selbst die Wirtschaft sind! Preise fallen nicht vom Himmel, sondern setzen sich aus zahlreichen individuellen Entscheidungen von Produzenten und Verbrauchern zusammen. Dabei ist Preisbildung immer ein kollektiver Prozess. Selbst ein Mensch mit den besten Motiven kann die Preise nicht ändern, solange er/sie alleine handelt. Deshalb brauchen wir Initiativen, die Kunden und Produzenten organisieren, ihnen die Konsequenzen ihrer Entscheidungen vor Augen führen und ihnen damit auch ihre Souveränität gegenüber den Kräften des Marktes zurückgeben. Wir brauchen Ansätze, wie man Kunden und Produzenten näher zueinander bringen kann, und Ideen, die Alternativen anbieten und dadurch Wandel möglich machen."
Prof. Dr. Florian Dünckmann, Jahrgang 1965, ist verheiratet, zwei Kinder. Er studierte Geographie an der Universität Kiel und promovierte dort über die sozialen Auswirkungen von Naturschutzmaßnahmen im Atlantischen Küstenregenwald Brasiliens. In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt erforschte er anschließend den politischen Wandel in ländlichen Gemeinden Norddeutschlands. Nach Zwischenstationen an den Universitäten Marburg, Tübingen und Lüneburg erhielt er 2009 eine Professur für Politische Geographie an der Universität Bayreuth. Im Jahr 2010 kehrte er an seine akademischen Wurzeln zurück und trat eine Professur für Kulturgeographie am Geographischen Institut der Universität Kiel an. Heute ist er außerdem Mitglied der Kiel School of Sustainability.
"Rio 1992, Startpunkt für erste gemeinsame Vereinbarungen zu einer nachhaltigeren Entwicklung auf unserer Erde, ist fast ein Vierteljahrhundert her, aber die Herausforderungen haben in vielen Bereichen nicht ab-, sondern sogar zugenommen. Dies dokumentieren die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele, auf die sich die Staatengemeinschaft im September 2015 in einem breiten Konsens geeinigt hat; diese Ziele werden auch die künftige Landespolitik prägen. Grund genug, auch mit dem Nachhaltigkeitspreis des Landes weiter nach guten Beispielen aus der Zivilgesellschaft zu suchen - als sichtbarer Ausdruck eines wachsenden Nachhaltigkeitsverständnisses und als Vorbild und Muster für unsere Gesellschaft. Die Partnerschaft mit den kirchlichen Häusern Christian Jensen Kolleg in Breklum, dem Haus am Schüberg in Ammersbek und erstmals auch der IHK Schleswig-Holstein spiegelt sich auch in den drei Schwerpunktsetzungen wider, die wir dem generellen Aufruf zur Einsendung Ihrer Nachhaltigkeitsprojekte zur Seite gestellt haben, weil wir sie für besonders bedeutsam halten. So wollen wir - neben allen anderen nachweislich nachhaltigen Vorhaben - Bildungsprojekte, die Klimaschutz- und Energiethemen aufgreifen, gute Konzepte zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Lieferkette und schließlich Vorhaben, die den gerechten Preis für Güter und Dienstleistungen (nicht nur in Entwicklungsländern!) zum Ziel haben, mit mindestens je einem Preis auszeichnen. Die Erfahrungen aus den vergangenen Durchgängen machen mich sehr gespannt auf Ihre Bewerbungen, und ich wünsche Ihnen dazu viel Erfolg!"
Dr. Silke Schneider ist Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein.
Die 48-jährige Richterin hat in Köln und Hamburg Jura studiert. Sie arbeitete als Vorsitzende Richterin am Lübecker Landgericht und bis 2014 als Direktorin im Amtsgericht Bad Segeberg. Von 2008 bis 2011 war sie Gleichstellungsbeauftragte im schleswig-holsteinischen Justizministerium. Silke Schneider hat sechs Kinder und lebt in Lübeck.
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: