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Thema : Gesundheitsversorgung

Adipositas

Im Wirtschaftswunder bedeutete ein dicker Bauch Wohlstand. Heute ist Übergewicht eine Volkskrankheit, die eine Reihe von Gesundheitsrisiken mit sich bringt. Mehr als jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat Übergewicht.

Letzte Aktualisierung: 20.03.2015

Das Prinzip ist einfach: Der menschliche Körper braucht Energie. Diese bezieht der Mensch aus der Nahrung, die er zu sich nimmt. Eine Frau hat im Ruhezustand einen Grundumsatz von etwa 2.300 Kalorien am Tag, ein Mann 2.900. Alles, was darüber hinaus dem Körper zugeführt wird und nicht „verbrannt“ wird, speichert er in Form von Fett als Reserve für schlechte Zeiten.

In Deutschland haben 25 Prozent der Bundesbürger und etwa 6 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine für ihre Gesundheit bedenkliche Reserve davon angesammelt (Stand 2015). Sie haben krankhaft Übergewicht. Die Mediziner sprechen hier von Adipositas. Und das hat schwere Folgen für die Gesundheit In Schleswig-Holstein waren allein in 2015 genau 771 Patientinnen und Patienten wegen Adipositas vollstationär im Krankenhaus aufgenommen worden.

A wie Auftreten

Übergewicht betrifft immer mehr Kinder und Jugendliche. Falsche Ernährung und mangelnde Bewegung sind wie bei den Großen auch bei den Kleinsten die Ursache. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist zu dick. Vergleichsweise leicht kommen Schleswig-Holsteins Kinder daher. Dennoch belegen die Daten der Schuleingangsuntersuchungen des Schuljahres 2012/13 das gewichtige Problem: In diesem Jahr waren 9,4 Prozent der Jungen und 10,4 Prozent der Mädchen zum Schulanfang übergewichtig.

D wie Definition

Als Übergewicht bezeichnet man ein im Vergleich zum sogenannten Normalgewicht erhöhtes Körpergewicht, das durch einen vermehrten Körperfettanteil bedingt ist. Dieser ist ein Risikofaktor für die Gesundheit. Übergewicht entsteht, wenn die Energiezufuhr des Körpers höher ist als sein Bedarf. Bei einem extremen Vorkommen spricht man von Adipositas, umgangssprachlich auch Fettsucht genannt. Um Übergewicht zu berechnen, wird das Verhältnis zwischen Körpergewicht und Körpergröße errechnet. Dafür gibt es unterschiedliche Indizes.

Das Bild zeigt eine blaue scheibe mit unterschiedlichen Skalen, die an eine Parkscheibe erinnert. sie zeigt wie sich der BMI einteilen läßt.
Body-Mass-Index Rechner

I wie Index

Zur Einordnung des Körpergewichts wird häufig auf den Body-Mass-Index (BMI) zurückgegriffen. Der Index definiert das Verhältnis Körpergewicht (kg) zu Körpergröße (). Zum Beispiel ergibt sich bei einem Körpergewicht von 80 Kilogramm und einer Größe von 1,80 Metern folgende Rechnung: 80 / 3,24 = 24,69. Als Normalgewicht werden Werte zwischen 18,5 – 24,9 definiert.
Der BMI ist jedoch lediglich ein grober Richtwert, da er weder Statur und Geschlecht noch die individuelle Zusammensetzung der Körpermasse aus Fett- und Muskelgewebe eines Menschen berücksichtigt.

P wie Psychosoziale Folgen

Adipositas führt nicht nur zu körperlichen Beschwerden, sondern kann auch Unsicherheit, ein vermindertes Selbstwertgefühl bis hin zur sozialen Ausgrenzung zur Folge haben. Die Probleme, die mit der eingeschränkten körperlichen Beweglichkeit entstehen, verstärken die seelische Belastung außerdem. Die Patienten leiden häufig unter einem negativen Selbstbild, das in vielen Fällen vom Umfeld verstärkt wird. Auch der Alltag wird zur Herausforderung, was den psychischen Druck verstärkt: Sitze in öffentlichen Verkehrsmitteln und Flugzeugen sind zu eng, es ist schwer Kleidung zu finden und viele Sport- und Freizeitaktivitäten entfallen für stark Übergewichtige.

O wie Organische Folgen

Übergewicht ist für eine Vielzahl von Krankheiten verantwortlich. Starkes Übergewicht begünstigt Diabetes. Hinzu kommt die extreme Belastung des Organismus. Bluthochdruck ist eine Folge. Alle drei Faktoren zusammen begünstigen Arterienverkalkung. Diese wiederum führt zu anderen Herz-Kreislauferkrankungen. Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko steigen um ein Vielfaches. Die meisten Organe sind von der Fettleibigkeit betroffen, dadurch kommt es zu verschiedensten Erkrankungen. Auch das Krebsrisiko steigt mit Übergewicht. Zudem führt das hohe Gewicht zu einer weit stärkeren Belastung des Skelett- und Muskelapparats. Die Folgen sind häufig Gelenk- und Rückenbeschwerden und dadurch erhöhter Gelenkverschleiß (Arthrose).

S wie Schlüsselfaktoren

  1. Bewegungsmangel
    In den Industrieländern sitzt man viel bei der Arbeit, verbringt seine Freizeit vor dem Computer oder dem Fernseher. Rolltreppen, Fahrstühle und das Auto nehmen den Menschen Bewegung ab.
  2. Einfacher Zugang zu Nahrung (Imbisse statt Läden, Convenience-Lebensmittel)
  3. Beiläufige Nahrungsaufnahme (im Gehen essen und trinken, Mails abrufen am Tisch)
  4. Ungesunde Ernährung (z.B. Fastfood)

Eine Gewichtszunahme kann auf eine Krankheit oder die Einnahme von Medikamenten folgen. Genetische Faktoren spielen auch häufig eine Rolle, z.B. die Veranlagung zum schnellen Einlagern von Fettzellen. Schließlich kommt Adipositas aufgrund von Essstörungen vor.

I wie Interview

Die Ökotrophologin Dr. Petra Schulze-Lohmann spricht im Interview darüber, wie wichtig es ist, schon Kindern das gesunde Essen näher zu bringen.

Zum Interview

T wie Therapie

Wer an Adipositas leidet, dem hilft eine einfache Diät nicht weiter. Wer einen langfristigen Erfolg zu erzielen möchte, sollte sich professionelle Hilfe holen. Zusammen mit dem Hausarzt werden die weiteren Schritte geplant.

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel bietet

eine spezielle Adipositas-Sprechstunde
das Programm „Active Kids” für Kinder und Jugendliche

Weitere spezialisierte Therapieeinrichtungen finden Sie bei der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e.V.

A wie Auskunft

Was soll man tun, wenn man das Gewicht selbst nicht mehr in den Griff bekommt? Verschiedene Einrichtungen bieten Unterstützung dabei an, aktiv zu werden:

Der Landessportverband Schleswig-Holstein e.V. hilft bei der Suche nach dem optimalen Sportangebot.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. in Schleswig-Holstein bietet Abnehmkurse und individuelle Ernährungsberatung an.

Adipositas-Selbsthilfegruppen bieten Erfahrungsaustausch und gegenseitige Hilfe.

Kinder die an einem Tisch sitzen und zusammen zu Mittag essen. Auf dem tisch steht eine große Schale mit Gemüse.

S wie Sensibilisierung

Ein besonderes Thema ist Übergewicht bei Kindern. Hier sind Eltern und Erzieher gefragt, schon frühzeitig den richtigen Umgang mit Ernährung zu vermitteln und einen Zugang zu Bewegung und Sport zu ermöglichen. Initiativen in Schleswig-Holstein für gesunde Ernährung und Bewegung:

Vernetzungsstelle Schulverpflegung Schleswig-Holstein

Koordinierungsstelle Kita-Verpflegung

Das Projekt Lebenslust-Leibeslust bietet ein Programm für Kindertageseinrichtungen zur Prävention von Essstörungen

Die Sportjugend in Schleswig-Holstein unterstützt viele Kampagnen und Initiativen

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