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Thema : Zuwanderungs- und Integrationsstatistik

Armutsrisikoquote

Letzte Aktualisierung: 30.05.2024

Armutsrisikoquote der Bevölkerung nach Migrationsstatus in den Jahren 2017, 2019 und 2021 in Schleswig-Holstein und Deutschland

Kommentar

Letzte Aktualisierung: 31.07.2014

Kommentar

Die Hintergründe der unterschiedlichen Armutsrisikoquoten sind vielschichtig. Grundsätzlich zeigt sich: Je geringer das Qualifikationsniveau ist, desto geringer ist das durchschnittliche Einkommen und desto größer das Armutsrisiko. Menschen mit Migrationshintergrund haben häufiger keinen beruflichen Bildungsabschluss als Menschen ohne Migrationshintergrund. Allerdings kann dies allein ihr erhöhtes Armutsrisiko nicht erklären, da bei Menschen mit Migrationshintergrund das Armutsrisiko auf allen Qualifikationsstufen höher ist als bei der entsprechenden Bevölkerungsgruppe ohne Migrationshintergrund.

So kann das erhöhte Armutsrisiko unter anderem als Hinweis auf insgesamt schlechtere Arbeitsmarktchancen von Personen mit Migrationshintergrund und unterschiedliche Ausgangsbedingungen gedeutet werden, die selbst bei Hochqualifizierten wie etwa Menschen mit Hochschulabschluss bestehen. Insgesamt überlagern sich bei Menschen mit Migrationshintergrund nicht selten verschiedene, das Armutsrisiko verstärkende Faktoren. So sind sie häufiger erwerbslos sowie im Niedriglohnsektor oder nur geringfügig beschäftigt. Für Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die mehrheitlich eigene Migrationserfahrungen haben, gilt dies nochmals ausgeprägter als für Deutsche mit Migrationshintergrund.

Ergebnis

Letzte Aktualisierung: 30.05.2024

Armutsrisikoquote in Schleswig-Holstein

Das Armutsrisiko der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte lag 2021 in Schleswig-Holstein deutlich höher als bei der Bevölkerung ohne Migrationsgeschichte. Während 33,1 Prozent der Personen mit Migrationsgeschichte in einem Haushalt lebten, dessen bedarfsgewichtetes Haushaltsnettoeinkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle (60 Prozent-Median des Landesdurchschnittes) lag, traf dies auf lediglich 12,5 Prozent der Personen ohne Migrationsgeschichte zu. Besonders stark von Armut bedroht waren dabei Menschen mit Migrationsgeschichte mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit (43,9 Prozent), wogegen Migrantinnen und Migranten mit deutschem Pass nur zu 22,2 Prozent betroffen waren.

In Bezug auf das Geschlecht waren Frauen mit Migrationsgeschichte mit 33,8 Prozent etwas häufiger von Armut bedroht als Männer mit Migrationsgeschichte (32,3 Prozent). Ähnlich war die Abfolge – allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau – bei der Bevölkerung ohne Migrationsgeschichte. Auch hier waren Frauen (13,6 Prozent) stärker gefährdet als Männer (11,3 Prozent).

Im Zeitverlauf hat sich die Armutsrisikoquote der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte von 32,5 Prozent im Jahre 2013 auf 35,4 Prozent im Jahr 2017 erhöht, um danach bis 2019 geringfügig auf 35,2 Prozent zu sinken. Im Jahr 2021 sank sie weiter auf 33,1 Prozent. In allen Jahren lag dabei die Quote bei Migrantinnen und Migranten ohne deutschen Pass deutlich über jener für Deutsche mit Migrationsgeschichte.

Bei der Bevölkerung ohne Migrationsgeschichte zeigt sich von 2013 bis 2019 ein schrittweiser langsamer Rückgang der Armutsrisikoquote von 13,5 Prozent (2013) auf 11,9 Prozent im Jahr 2019. Infolgedessen vergrößerte sich der Abstand zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationsgeschichte von 19,0 auf 23,3 Prozentpunkte.
Im Jahr 2021 stieg die Armutsrisikoquote wieder leicht auf 12,5 Prozent. Der Abstand zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationsgeschichte verkleinerte sich auf 20,6 Prozentpunkte.

Armutsrisikoquote deutschlandweit

Auch im Bundesgebiet lag die hier am Bundesmedian gemessene Armutsrisikoquote 2021 bei der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte mit 29,0 Prozent deutlich über der der Bevölkerung ohne Migrationsgeschichte (12,4 Prozent). Menschen mit Migrationsgeschichte waren im Bundesdurchschnitt also weniger von Armut bedroht als in Schleswig-Holstein.

Ähnlich wie in Schleswig-Holstein stieg auch deutschlandweit das Armutsrisiko bei der Bevölkerung mit Migrationsgeschichte zwischen 2013 und 2017 an (von 27,2 Prozent im Jahr 2013 auf 28,6 Prozent) und ging danach leicht zurück (2019: 27,9 Prozent). Das Armutsrisiko stieg 2021 wieder auf 29,0 Prozent. Entsprechend erhöhte sich der Abstand zur Quote der Einheimischen von 14,5 (2013) auf 16,8 Prozentpunkte (2017). Danach schloss sich die Schere etwas, denn bis zum Jahr 2019 verringerte sich die Differenz auf 16,2 Prozentpunkte. Die Differenz stieg bis zum Jahr 2021 wieder geringfügig an auf 16,6 Prozentpunkte.

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Definition

Anteil der Personen mit/ohne Migrationsgeschichte an der jeweiligen Bevölkerung, deren Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle liegt. Die Armutsrisikoschwelle liegt bei 60% des Medians des nach der neuen OECD-Skala berechneten Nettoäquivalenzeinkommens (bedarfsgewichtetes Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf). Die Medianberechnung erfolgt hier auf der Basis des Bundesdurchschnittes des Nettoäquivalenzeinkommens.

Grundlage der schleswig-holsteinischen Armutsrisikoquoten ist die regionale Armutsgefährdungsschwelle in Schleswig-Holstein. Sie berechnet sich aus dem Median aller Nettoäquivalenzeinkommen der schleswig-holsteinischen Bevölkerung (sog. Landesmedian). Der Landesmedian wird herangezogen, um den Einkommensunterschieden zwischen den Bundesländern Rechnung zu tragen. Bei Verwendung einer bundeseinheitlichen Armutsgefährdungsschwelle, wie sie dem Bundesmedian zugrunde liegt, bleiben Einkommensunterschiede dagegen unberücksichtigt.

Empirische Relevanz

Materielle Armut wirkt sich auf alle Lebensbereiche und die entsprechenden Teilhabechancen aus. Umgekehrt wird die Wahrscheinlichkeit, ein Einkommen zu beziehen, das unterhalb der Armutsquote liegt, von einer Vielzahl anderer Faktoren beeinflusst, wie Bildung, Qualifikation und Erwerbsbeteiligung. Eine Absenkung der Armutsrisikoquoten von Personen mit Migrationsgeschichte auf das Niveau der Personen ohne Migrationsgeschichte würde eine Angleichung der Teilhabechancen in verschiedenen Bereichen anzeigen.

Bewertung der Kennzahl

Bereichsübergreifender Indikator

Datenquelle

Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus

Methodische Besonderheiten


Aufgrund der unterschiedlichen Lebenshaltungskosten überschätzen die Armutsrisikoquoten I auf Basis des Bundesmedians das Armutsrisiko in Bundesländern mit niedrigeren Lebenshaltungskosten und unterschätzen es in Ländern mit höheren Lebenshaltungskosten. Dadurch sind die Armutsrisikoquoten auf Basis des Bundesmedians länderspezifisch nicht direkt vergleichbar. ­ ­ In den Tabellen sind Zellen mit eingeschränkten Aussagewerten aufgrund niedriger Fallzahlen wie folgt gekennzeichnet:

() = Fallzahlen zwischen 71 und 121

/ = Fallzahlen unter 71

Seit 2017 wird der Migrationsstatus in Gemeinschaftsunterkünften nicht mehr abgefragt, so dass sich die Ergebnisse seit 2017 auf die Bevölkerung in Privathaushalten beziehen. Aufgrund der methodischen Neugestaltung des Mikrozensus und Erhebungsproblemen infolge ­ der Corona­-Pandemie sind die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2020 nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar

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