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Thema : Zuwanderungs- und Integrationsstatistik

Armutsrisikoquote

Letzte Aktualisierung: 22.10.2019

Armutsrisikoquote der Bevölkerung nach Migrationsstatus in den Jahren 2015, 2017 und 2019 in Schleswig-Holstein und Deutschland

Kommentar

Letzte Aktualisierung: 31.07.2014

Kommentar

Die Hintergründe der unterschiedlichen Armutsrisikoquoten sind vielschichtig. Grundsätzlich zeigt sich: Je geringer das Qualifikationsniveau ist, desto geringer ist das durchschnittliche Einkommen und desto größer das Armutsrisiko. Menschen mit Migrationshintergrund haben häufiger keinen beruflichen Bildungsabschluss als Menschen ohne Migrationshintergrund. Allerdings kann dies allein ihr erhöhtes Armutsrisiko nicht erklären, da bei Menschen mit Migrationshintergrund das Armutsrisiko auf allen Qualifikationsstufen höher ist als bei der entsprechenden Bevölkerungsgruppe ohne Migrationshintergrund.

So kann das erhöhte Armutsrisiko unter anderem als Hinweis auf insgesamt schlechtere Arbeitsmarktchancen von Personen mit Migrationshintergrund und unterschiedliche Ausgangsbedingungen gedeutet werden, die selbst bei Hochqualifizierten wie etwa Menschen mit Hochschulabschluss bestehen. Insgesamt überlagern sich bei Menschen mit Migrationshintergrund nicht selten verschiedene, das Armutsrisiko verstärkende Faktoren. So sind sie häufiger erwerbslos sowie im Niedriglohnsektor oder nur geringfügig beschäftigt. Für Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die mehrheitlich eigene Migrationserfahrungen haben, gilt dies nochmals ausgeprägter als für Deutsche mit Migrationshintergrund.

Ergebnis

Letzte Aktualisierung: 08.11.2021

Armutsrisikoquote in Schleswig-Holstein

Das Armutsrisiko der Bevölkerung mit Migrationshintergrund lag 2019 in Schleswig-Holstein deutlich höher als bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Während 35,2 Prozent der Personen mit Migrationshintergrund in einem Haushalt lebten, dessen bedarfsgewichtetes Haushaltsnettoeinkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle (60 Prozent-Median des Landesdurchschnittes) lag, traf dies auf lediglich 11,9 Prozent der Personen ohne Migrationshintergrund zu. Besonders stark von Armut bedroht waren dabei Menschen mit Migrationshintergrund mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit (48,3 Prozent), wogegen Migrantinnen und Migranten mit deutschem Pass nur zu 23,6 Prozent betroffen waren.

In Bezug auf das Geschlecht waren Frauen mit Migrationshintergrund mit 36,2 Prozent etwas häufiger von Armut bedroht als Männer mit Migrationshintergrund (34,3 Prozent). Ähnlich war die Abfolge – allerdings auf deutlich niedrigerem Niveau – bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Auch hier waren Frauen (12,6 Prozent) stärker gefährdet als Männer (11,2 Prozent).

Im Zeitverlauf hat sich die Armutsrisikoquote der Bevölkerung mit Migrationshintergrund von 32,5 Prozent im Jahre 2013 auf 35,4 Prozent im Jahr 2017 erhöht, um danach bis 2019 geringfügig auf 35,2 Prozent zu sinken. In allen Jahren lag dabei die Quote bei Migrantinnen und Migranten ohne deutschen Pass deutlich über jener für Deutsche mit Migrationshintergrund.

Bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund zeigt sich ein schrittweiser langsamer Rückgang der Armutsrisikoquote von 13,5 Prozent (2013) auf 11,9 Prozent im Jahr 2019. Infolgedessen vergrößerte sich der Abstand zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund von 19,0 auf 23,3 Prozentpunkte.

Armutsrisikoquote deutschlandweit

Auch im Bundesgebiet lag die hier am Bundesmedian gemessene Armutsrisikoquote 2019 bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit 27,9 Prozent deutlich über der der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (11,7 Prozent). Menschen mit Migrationshintergrund waren im Bundesdurchschnitt also weniger von Armut bedroht als in Schleswig-Holstein.

Ähnlich wie in Schleswig-Holstein stieg auch deutschlandweit das Armutsrisiko bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zwischen 2013 und 2017 an (von 27,2 Prozent im Jahr auf 28,6 Prozent) und ging danach leicht zurück (2019: 27,9 Prozent). Entsprechend erhöhte sich der Abstand zur Quote der Einheimischen von 14,5 (2013) auf 16,8 Prozentpunkte (2017). Danach schloss sich die Schere etwas, denn bis zum Jahr 2019 verringerte sich die Differenz auf 16,2 Prozentpunkte.

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Definition

Anteil der Personen mit/ohne Migrationshintergrund an der jeweiligen Bevölkerung, deren Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle liegt. Die Armutsrisikoschwelle liegt bei 60 % des Medians der nach der neuen OECD-Skala berechneten Nettoäquivalenzeinkommen (bedarfsgewichtete Haushaltsnettoeinkommen pro Kopf).

Grundlage der schleswig-holsteinischen Armutsrisikoquoten ist die regionale Armutsgefährdungsschwelle in Schleswig-Holstein. Sie berechnet sich aus dem Median aller Nettoäquivalenzeinkommen der schleswig-holsteinischen Bevölkerung (sog. Landesmedian). Der Landesmedian wird herangezogen, um den Einkommensunterschieden zwischen den Bundesländern Rechnung zu tragen. Bei Verwendung einer bundeseinheitlichen Armutsgefährdungsschwelle, wie sie dem Bundesmedian zugrunde liegt, bleiben Einkommensunterschiede dagegen unberücksichtigt.

Die Berechnung der gesamtdeutschen Armutsrisikoquoten erfolgt mit dem mittleren Einkommen (Median) aller Nettoäquivalenzeinkommen der Bevölkerung (in Privathaushalten) in Deutschland.

Empirische Relevanz

Materielle Armut wirkt sich auf alle Lebensbereiche und die entsprechenden Teilhabechancen aus. Umgekehrt wird die Wahrscheinlichkeit, ein Einkommen zu beziehen, das unterhalb der Armutsquote liegt, von einer Vielzahl anderer Faktoren beeinflusst, wie Bildung, Qualifikation und Erwerbsbeteiligung. Eine Absenkung der Armutsrisikoquoten von Personen mit Migrationshintergrund auf das Niveau der Personen ohne Migrationshintergrund würde eine Angleichung der Teilhabechancen in verschiedenen Bereichen anzeigen.

Bewertung der Kennzahl

Bereichsübergreifender Indikator

Datenquelle

Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus

Methodische Besonderheiten

Bei Verwendung von Armutsrisikoquoten nach dem Bundesmedian oder nach dem Landesmedian ist zu berücksichtigen: Aufgrund der unterschiedlichen Lebenshaltungskosten überschätzen die Armutsrisikoquoten auf Basis des Bundesmedians das Armutsrisiko in Bundesländern mit niedrigeren Lebenshaltungskosten und unterschätzen es in Ländern mit höheren Lebenshaltungskosten.

Dadurch sind die Armutsrisikoquoten auf Basis des Bundesmedians mit Länderergebnissen nicht direkt vergleichbar.

Durch Effekte der Umstellung auf eine neue Stichprobe im Berichtsjahr 2016 sowie durch Sondereffekte im Kontext der Bevölkerungsentwicklung ist die Vergleichbarkeit der Mikrozensusergebnisse ab dem Berichtsjahr 2016 mit den Vorjahren eingeschränkt

Die Ergebnisse ab dem Berichtsjahr 2011 sind an der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 hochgerechnet.

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