Viele Patienten und Eltern sind unsicher, ob sie sich bzw. ihr Kind impfen lassen sollen. „Motivational Interviewing“ heißt für diese Klientel der Zauberweg in der Gesprächsführung.
Im Praxisalltag begegnen Ärztinnen und Ärzte immer wieder impfzögerlichen Patienten und Eltern. Dabei liegt dem Zögern häufig nicht eine generelle Impfskepsis zugrunde, sondern vielmehr Ängste und fehlende Informationen. Das Robert Koch-Institut (RKI) untersucht derzeit, inwieweit ein aufklärender Dialog und das Eingehen auf die Bedenkgründe die Impf-Motivation erhöhen können. Mit offenen Fragen und reflektierten Antworten erfährt das Praxisteam demnach oft, was wirklich hinter dem Zögern steckt und kann darauf individuell und empathisch eingehen. Das Ergebnis ist überzeugend: Das sogenannte Motivational Interviewing nimmt Ängste!
Motivational Interviewing als interaktive Gesprächsstrategie
Nora Schmid-Küpke vom RKI stellte die Strategie des Motivational Interviewing im Kontext zur HPV-Impfung auf der diesjährigen Impffachtagung in Kiel vor. Humane Papillomviren (HPV) können schwere Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs und Peniskrebs verursachen, eine Impfung im Kindesalter (STIKO-Empfehlung gilt für 9- bis 14-jährige Mädchen und Jungen) bietet wirksamen Schutz. Dennoch sind die Impfquoten in Deutschland zu niedrig. InveSt HPV, ein vom Bundesministerium für Gesundheit gefördertes Forschungsprojekt, untersucht, wie die Impfbereitschaft erhöht und die Impfraten nachhaltig verbessert werden können.
Laut der stellvertretenden Invest HPV-Projektleiterin Schmid-Küpke sind mehr als 35% der Eltern impfzögerlich. Daher gilt es, die Eltern im Gespräch abzuholen – mit der Motivational Interviewing-Strategie. Diese beinhaltet keinen einseitigen ärztlichen Aufklärungsvortrag, sondern ein interaktives Gespräch. Anfänglich sollten mögliche Bedenken gegen das Impfen und unbewusste oder bewusste Ängste durch gezielte Fragen des Arztes eruiert werden. Die Rückmeldung der Eltern sollte dann mit eigenen Worten nochmal zusammengefasst werden und auf die angesprochenen Punkte bzw. Unsicherheiten einfühlsam – und mit Fakten untermauert – eingegangen werden. Diese interaktive Aufklärung stärkt das Vertrauen in die Arzt-Patienten-Beziehung und erleichtert den Eltern die Impfentscheidung.
Die jährliche Impffachtagung wird vom Schleswig-Holsteiner Gesundheitsministerium initiiert und von der Landesvereinigung für Gesundheitlichsförderung in Schleswig-Holstein (LVGFSH) organisiert.
Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Forschungsprojekte/InvestHPV/InvestHPV.html
Quelle:Impffachtagung „HPV im Fokus – Ziele, Erfahrungen, Motivation“, Wissenschaftszentrum in Kiel, 21. Mai 2025 äin-red
Hinweis zur Verwendung von Cookies
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link: