Wärmeversorgung Sprakebüll
Der Wärmeüberschuss eines privaten Biogasanlagenbetreibers (BGA-Betreiber) veranlasste die Gemeinde Sprakebüll eine Wärmegenossenschaft zu initiieren. Besonderes Engagement hinsichtlich der Wärmeversorgung zeigt die Gemeinde, da sie die Investitionen in einen Spitzenkessel und das Wärmenetz vorfinanziert und daraufhin an die Genossenschaft verpachtet hat. Über diesen Weg werden die gemeindlichen Investitionen refinanziert.
Hintergrund
Die Gemeinde Sprakebüll im Kreis Nordfriesland (Amt Südtondern, 11,77 km², 21 EW/km²) hat seit über 20 Jahren Erfahrung mit Bürgerbeteiligungsmodellen durch 2 Windparks (1. Windpark mit 22 Bürgern; 2. Windpark mit 183 Bürgern). Dank dem Windkraft-Engagement und den daraus resultierenden Gewerbesteuereinnahmen ist die Gemeinde Sprakebüll wirtschaftlich sehr gut aufgestellt. Da die Gemeinde nicht mit Erdgas erschlossen war, erfolgte die bisherige Wärmeversorgung hautsächlich durch Ölheizungen.
Projekt - Vorgehensweise
Im April 2012 begann die Gemeindevertretung die Idee zu verfolgen, ein Wärmenetz in Sprakebüll zu errichten. Anlass war eine vorhandene Biogasanlage, die Wärmeüberschuss produzierte. Eine Machbarkeitsstudie lieferte ein positives Ergebnis. Die Ziele der Gemeinde waren mit dem Aufbau des Wärmenetzes vereinbar: Energie- und CO2-Einsparung, Kosteneinsparung für Wärmeabnehmer (Wärmepreis 20% unter Heizölpreis), Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen sowie Verlegung von Leerrohren für die Breitbandverkabelung.
Im März 2013 wurde die Energiegenossenschaft Sprakebüll e.G. gegründet, die sich drittelparitätisch zusammensetzt aus der Gemeinde, dem Biogasanlagenbetreiber und den Wärmeabnehmern. Dank der Erfahrungen aus den Windparks war den Bürgern das Modell von Genossenschaften bereits vertraut und von Anfang an herrschte eine positive Grundstimmung in Bezug auf das Wärmeprojekt.
Die Genossenschaft hat zwei Geschäftsführer und drei Aufsichtsratsmitglieder (die Gemeinde, vertreten durch den Bürgermeister; die Biogasanlage, vertreten durch den Geschäftsführer sowie ein Bürgervertreter). Da die Einbeziehung der Kommune in eine Genossenschaft kommunalrechtlich problematisch ist (gemäß Gemeindeordnung müssen sich Kommunen bei einem finanziellen Engagement ausdrücklich in dem Maße Einfluss sichern, in dem sie finanziell beteiligt sind - der genossenschaftliche Ansatz lebt aber von dem Grundsatz "one man – one vote") hat man in Sprakebüll folgende Lösung gefunden: Die Gemeinde finanziert die Einrichtungen (Spitzenkessel, Wärmenetz) vor und verpachtet diese an die Energiegenossenschaft. Die Genossenschaft übernimmt die Refinanzierung der gemeindlichen Investitionen über Pachtleistungen. Die drittelparitätische Zusammensetzung wurde daraufhin in dieser Form von der Kommunalaufsicht akzeptiert.
Durch den Landwirt wurde eine Biogasleitung vom landwirtschaftlichen Betrieb, auf dem die Biogasanlage steht, im Ort aufgebaut. Die Gemeinde hat einen Spitzenkessel (Bivalent-Brenner für Biogas und Heizöl, Fabr.: Viessmann Vioplex 200; 700 kWth) sowie das Wärmenetz im Dorfkern bis zur Hausübergabestation mit Pufferspeichern in den Gebäuden (25 m², 200mm Isolierung, stehend im Außenbereich) beauftragt. 40 Gebäude mit 66 Wohneinheiten werden aus einem Satelliten-BHKW mit Wärme versorgt. Der BGA-Betreiber übernimmt – im Auftrag der Genossenschaft – die technische Betriebsführung. Der spezifische CO2-Ausstoß der BHKW-Stromerzeugung liegt bei 180 g/kWh, der Bundesdurchschnitt liegt bei rund 600 g/kWh.
Die Genossenschaft verteilt die Wärme an Mitglieder / Hauseigentümer und führt die Abrechnung durch. Die Kosten der Gemeinde werden durch Pachtzahlungen von der Genossenschaft refinanziert.
Neben dem Wärmeausbau wurde der der gesamte Ort mit Leerrohren für den Breitbandausbau versehen.
Finanzierung/Förderung
Die Gemeinde hat die Investitionskosten in Höhe von 880.000 €uro (brutto) vorfinanziert und dafür einen BAFA-Zuschuss in Höhe von 257.000 € sowie ein KfW-Darlehen in Höhe von 553.000 € (mit Tilgungszuschuss in Höhe von 127.350 €) in Anspruch genommen. Die Investitionen hat die Gemeinde damit vollständig vorfinanziert. Die Refinanzierung erfolgt über die Einnahmen der Genossenschaft aus dem Wärmeverkauf. Sie führt die Pacht an die Gemeinde ab.
Für den Hausanschluss inklusive Übergabestation und Wärmespeicher wurden keine Anschlusskosten, sondern nur ein einmaliger Genossenschaftsbeitrag in Höhe von 200 € erhoben. Die Wärmeabnehmer mussten für den heizungsseitigen Anschluss an die Wärmeversorgung (Wärmetauscher/Wärmespeicher) selbst sorgen. Die Kosten beliefen sich auf etwa 1.000 bis 1.500 € pro Anschluss.
Erfolgsfaktoren
Die Anschlussdichte in Sprakebüll beträgt ca. 90%, lediglich 4 Häuser sind nicht angeschlossen. Die Kombination von kommunalem und genossenschaftlichem Engagement ist gut gelungen. Hervorzuheben ist die drittparitätische Lösung, bei der BGA-Betreiber, Gemeinde und Anschlussnehmer je 1 Stimme haben.
Das Projekt zeigt, dass Energiegenossenschaften für den Aufbau von Wärmenetzen im ländlichen Raum eine gut geeignete Organisationsform darstellen und auch weitere Aktivitäten im Ort auslösen können wie die Verlegung eines Breitbandnetzes. In 2014 wurden zwei weitere Neubauten an das Wärmenetz angeschlossen, auch für 2015 gibt es bereits zwei Interessensbekundungen für den Anschluss von geplanten Neubauten an das Wärmenetz.
Der Bürgermeister hat eine wichtige Schlüsselposition, denn er ist ein wichtiger Ansprechpartner, häufig auch Initiator und zudem Kommunikator für die Bürger. Das Amt und die Aktivregion haben das Projekt gut unterstützt.
Die besondere Leistung der Gemeinde wurde mit dem Sieg der "Energieolympiade 2013" der EKSH deutlich. Sprakebüll hat eine hohe Vorbildfunktion für Schleswig-Holstein.
Ansprechpartner
Karl-Richard Nissen, Bürgermeister Sprakebüll
Süderlücken 3
25917 Sprakebüll
Tel.: 04662 – 2807
Herr Thiesen – Amt Südtondern
Marktstraße 12
25899 Niebüll
Tel.: 04661 – 6010
Dezentrale Wärmeversorgung Eckernförde
Seit Ende der 80er Jahre befassen sich die Stadtwerke Eckernförde GmbH mit der Wärmeversorgung durch Blockheizkraftwerke (BHKW).
Hintergrund
Die jahrelange Erfahrung im Bereich der Wärmeversorgung und eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen Eckernförde eG (GWU) und den Stadtwerken führte 2010 zu einem Wärmelieferungs-Sondervertrag, den sogenannten "Klimapakt von Eckernförde". Die GWU hat sich damit an die Stadtwerke gebunden, die Stadtwerke haben sich verpflichtet für eine 20-jährige Vertragslaufzeit 1426 zu Wohnungen beliefern. Zudem übernahmen die Stadtwerke 89 Heizungsanlagen der GWU. 50 Anlagen wurden erneuert. Mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Mio € wurde vom Brennstoff Heizöl auf Erdgas umgestellt. Falls möglich, wurden BHKW eingesetzt. Es wurden Brennwertthermen eingebaut und Wärmeleitungen als sogenannte TWIN-Rohre (Rohrleitungssystem für Fernwärme, bei dem sich die Medienleitungen für Vor- und Rücklauf in einem gedämmten Mantelrohr befinden) verlegt.
Die Erstellung der Heizungsanlagen wurde an das regionale Handwerk vergeben. Somit konnte auch die regionale Wirtschaft von dem Klimapakt profitieren. Die GWU führten zudem eine energetische Gebäudesanierung an ihrem Bestand durch.
Die Gebäudesanierung und die Erneuerung von Wärmeerzeugungsanlagen bringen sehr gute Ergebnisse in der CO2- und Primärenergieeinsparung.
In Eckernförde-Nord wurde parallel eine Quartierssanierung durchgeführt, von der 495 Wohneinheiten betroffen waren und mit der eine Gesamteinsparung von 1562 t/a CO2 durch die Heizungssanierung und BHKW-Technik erzielt wurde. Der Anteil an selbsterzeugtem Strom konnte von ca. 4,5 Mio. kWh/a auf über 15 Mio. kWh/a (2013) erhöht werden. Dabei werden ca. 6.800 Tonnen CO2/a eingespart.
Projekt
Mittlerweile sorgen 14 Wärmenetze an diversen Standorten in Eckernförde, die überwiegend in den letzten vier Jahren entstanden sind, für eine dezentrale Wärmeversorgung. Mit Hilfe eines von den Stadtwerken erstellten Wärmeatlanten wird ein Masterplan für den Ausbau der Wärmeversorgung erarbeitet. Die Wärmenetze wurden sowohl im Bestand als auch in Neubaugebieten in Verbindung mit KWK-Anlangen von 70 kWel bis 400 kWel realisiert. Primärenergieträger sind vorwiegend Erdgas/Biomethan, Biogas und Hackschnitzel aus der Knickpflege. Das Baugebiet SonnenECK wird z. B. per "Satelliten-BHKW" über eine Biogasleitung von der Biogasanlage Windeby beliefert. Somit nutzen die Stadtwerke auch eine Stadt-Umland-Kooperation, um regenerative Energien einzubinden.
In einem Teil der mit Wärme belieferten Objekte, die nicht an Wärmenetze angeschlossen sind, werden rund 20 Kleinst-BHKW (5-15 kWel) betrieben.
Inzwischen sind sieben Personen in der Wärmesparte der Stadtwerke Eckernförde beschäftigt. In den kommenden Jahren soll der Bereich weiter ausgebaut werden. Das bisherige Investitionsvolumen im Wärme-Contracting liegt bei mehreren Millionen Euro.
Die Stadtwerke werben offensiv für das Wärme-Contracting. Die Akquisition zeichnet sich durch Flexibilität und durch den wettbewerbsfähigen Wärmepreis aus. Hauseigentümer im Umfeld von Heizzentralen und Wärmetrassen werden direkt angesprochen, umfassend informiert (insbesondere über Preise, Kosten und weitere Vorzüge der Wärmeversorgung) und häufig hinsichtlich des Anschlusses an die Wärmeversorgung überzeugt.
Erfolgsfaktoren
Die Stadtwerke Eckernförde gehen den Infrastrukturwandel zu Wärmenetzen offensiv angeht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist das enge Zusammenwirken von Politik, Stadtverwaltung, Stadtwerken, Wohnungswirtschaft, Partnern aus dem Handwerk und Kunden.
Ansprechpartner
Dietmar Steffens
Geschäftsführer
Stadtwerke Eckernförde GmbH
Bornbrook 1
24340 Eckernförde
Telefon: 04351-905-0
Telefax: 04351-905-199
info@stadtwerke-eckernförde.de