Hörnum/Tinnum. Die Sandaufspülungen vor und auf der Insel Sylt werden jeweils für vier Jahre ausgeschrieben. Die förmliche Abnahme der Gesamtbauleistung seit April 2021 nutzte Schleswig-Holsteins Küstenschutzminister Tobias Goldschmidt, um in Hörnum, dem letzten Aufspülbereich des Jahres 2024, noch einmal persönlich die Bedeutung dieser Küstenschutzmaßnahme zu unterstreichen.
„Sylt ist rechtzeitig für die kommende Sturmflutsaison gewappnet“, sagte Goldschmidt bei der Abschlussveranstaltung in Hörnum, an der neben dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH) auch Vertreter der Insel-Gemeinden, des Landschaftszweckverbandes (LZV) und der Firmen teilnahmen, deren Bauleistung an diesem 18. November für die vergangenen vier Jahre offiziell abgenommen wurde.
„Die aufwändigen Sandaufspülungen zeigen jedoch einmal mehr, vor welche enormen Herausforderungen uns der Klimawandel im Bereich des Küstenschutzes stellt“, so Goldschmidt weiter. „Die Stürme werden häufiger und heftiger und damit auch die Sturmfluten und die Belastungen für unsere Küstenschutzanlagen.“
Im Oktober war vor Hörnum (Haupttreppe) der letzte Sand für diese Saison aufgespült worden. Das Baggerschiff „Ask R“ hatte zum Zeitpunkt der Abnahme sein Einsatzgebiet bereits verlassen, auch die letzten Rohrleitungen am Strand waren abgebaut worden.
Insgesamt ließ der LKN.SH in diesem Jahr auf und vor Sylt ca. 1,5 Millionen Kubikmeter Sand aufspülen, rund 1,3 Millionen davon in sieben verschiedenen Strandbereichen an der Westküste der Insel zwischen List und Hörnum, weitere 200.000 Kubikmeter bilden nun im Vorstrand von Westerland ein zusätzliches Sandpolster. Diese Maßnahmen kosteten für die abgelaufene Spülsaison rund 9,5 Millionen Euro.
„Ich möchte mich bei der Baufirma und den Gemeinden für den reibungslosen Ablauf bedanken“, sagte Ole Martens, der seit mehr als zehn Jahren für die Durchführung der Sandaufspülungen zuständige Projektleiter des LKN.SH. „Eine solche Zusammenarbeit ist bei Projekten dieser Größenordnung keine Selbstverständlichkeit.“
In diesem Jahr habe es die zusätzliche Herausforderung gegeben, dass vor der Sylter Westküste eine neue Fläche gefunden werden musste, aus der Sand entnommen werden konnte. Aus „Westerland III – Feld 1b“ waren seit 2017 etwas mehr als 12 Millionen Kubikmeter Sand gewonnen worden, aber die nachlassende Qualität machte einen Umzug nach „Westerland III – Feld 2d“ unumgänglich. Trotz dieser logistischen Herausforderung konnte diese Küstenschutzmaßnahme rechtzeitig vor der Sturmflutsaison abgeschlossen werden.
Bei der Abschlussveranstaltung unterstrich Dr. Theide Wöffler, Küstenmorphologe des LKN.SH, in seinem Vortrag die Folgen des steigenden Meeresspiegels. „Erhöhte Wasserstände haben in den vergangenen Jahrzehnten an Häufigkeit zugenommen.“ Auch die Insel werde deshalb mit immer stärkeren Kräften konfrontiert. Dr. Theide Wöffler führte zudem aus, dass der Sand mittlerweile gezielter aufgespült wird als noch in den 1970er und 1980er Jahren und so größere Bereiche geschützt werden können. Mit Hilfe modernster Lasertechnik könne zudem in bis zu sieben Meter Wassertiefe nachgemessen werden, wie groß das Sanddepot im jeweiligen Vorstrandbereich ist.
Auf Sylt sind seit 1972 rund 61,3 Millionen Kubikmeter Sand aufgespült worden, um die Insel zu schützen, die auch einen ersten Wellenbrecher für das dahinterliegende Festland bildet. Die Westküste der Insel ist einer hohen Belastung durch Wellenenergie ausgesetzt. Der mittlere, jährliche Energiefluss in die Brandungszone beträgt rd. 30.000 kWh pro Meter Küstenlänge. Als Sandersatzschwerpunkte zeichneten sich List, Kampen, Ufermauer Westerland und Hörnum ab.
„Mit den Sandaufspülungen konnten die mehr als 18.000 Einwohner der Insel erfolgreich vor Überflutungen geschützt werden“, sagte Tobias Goldschmidt, der zu Beginn des Jahres auch an der Strandbereisung teilgenommen hatte, bei der in Abstimmung mit den Gemeinden und dem LZV die Details der Aufspülmengen und –orte für die anstehende Saison besprochen werden. „So konnte ich für mich einen Bogen vom Beginn bis zum erfolgreichen Abschluss dieser Kampagne spannen.“