Die Solarfähre „Missunde III“ wird im Herbst 2025 auf der Werft German Naval Yards Kiel (GNYK) mit Querstrahlrudern nachgerüstet, um spätestens ab dem 1. April 2026 im Regelbetrieb Brodersby (Angeln) und Kosel (Schwansen) über die Schlei miteinander zu verbinden.
Der Betreiber der Fährlinie, der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH), hatte die Schiffswerft Hermann Barthel GmbH mit den Umbauarbeiten beauftragt. Das renommierte Unternehmen mit Sitz in Derben (Sachsen-Anhalt) hat die „Missunde III“ gebaut und entschied sich auf Wunsch des LKN.SH und aus logistischen Gründen, für das Umrüsten auf einen regionalen Kooperationspartner zu setzen. Nach Verhandlungen mit mehreren schleswig-holsteinischen Werften entschied sich die Schiffswerft Barthel GmbH nun für GNYK.
Derzeit liegt die „Missunde III“ im Hafen von Olpenitz, von dort wird sie im Oktober nach Kiel geschleppt. Hier wird sie bis Jahresende mit vier Querstrahlrudern nachgerüstet. Um ein Schiff bleiben zu können, das ausschließlich mit elektrischer Energie betrieben wird, werden die Batteriekapazitäten an Bord entsprechend erhöht.
Ab Mitte Januar 2026 werden die Anleger an den beiden Schleiufern für die „Missunde III“ angepasst. Voraussichtlich bis Mitte Februar fällt der Fährbetrieb deshalb zwischen Kosel und Brodersby aus. Vom Erfolg der anschließend beginnenden Testfahrten mit der Solarfähre hängt ab, wann eine Querung auf dieser Strecke wieder verlässlich möglich sein wird. Spätestens ab am 1. April 2026 soll die „Missunde III“ ihren Dienst im Regelbetrieb aufnehmen.
Der 1,3 Millionen Euro teure Umbau wird aus Rücklagen des LKN.SH finanziert. „Wir halten aktuell unseren Zeit- und Kostenplan gut ein“, sagt Direktorin Birgit Matelski.
Um zwei Dalben auf der Nordseite der Schlei (Brodersby) zu rammen, wird der Fährbetrieb auch im Oktober 2025 für voraussichtlich zwei, drei Wochen eingeschränkt. Die Pfähle werden mehr als zehn Meter tief im Boden eingebracht und dienen zum Festmachen der „Missunde III“. Sie ermöglichen ihr auch bei widrigen Witterungsbedingungen einen sicheren Liegeplatz.
Der LKN.SH wird diese Arbeiten nach Absprache mit dem Pächter durchführen lassen. „Mir ist wichtig, dass der Pendlerverkehr morgens und nachmittags so wenig wie möglich beeinträchtigt wird“, sagt Rüdiger Jöns. „Der LKN.SH bindet mich bei seinen Entscheidungen ein, deshalb gehe ich davon aus, dass wir für dieses Zeitfenster eine Lösung finden werden, mit der alle gut leben können.“
An den Wochenenden wird nicht an den Dalben gearbeitet, der Fährbetrieb findet dann wie gewohnt statt.
Die Landesregierung hatte in ihrer Kabinettssitzung am 28. Januar 2025 den Vorschlag des LKN.SH, trotz der Startschwierigkeiten weiter auf die „Missunde III“ zu setzen, gebilligt. Angesichts des hohen technischen Ausfallrisikos der alten Fähre und des Risikos von Änderungen gesetzlicher Grenzwerte – wie etwa bei der Abgasnorm – habe man den Weiterbetrieb der „Missunde II“ verworfen, so der damalige Verkehrs-Staatssekretär Tobias von Heide. „Zwar lägen die Gesamtkosten der Missunde II bis zum Jahr 2049 nach unserem Modell um 375.000 Euro unter denen der Missunde III, doch das wiegt das wirtschaftliche Gesamtrisiko nicht auf.“ Zudem entspreche es nicht dem klimapolitischen Ziel der Landesregierung, nach 2040 in der Schlei-Region noch eine Fähre mit Diesel zu betreiben.
Die 3,9 Millionen Euro teure „Missunde III“ war im Januar 2024 nach einigen Bau- und Lieferverzögerungen von der Schiffswerft Hermann Barthel GmbH als Unikat an den LKN.SH ausgeliefert worden. Bei der Erprobung auf der Schlei hatte sich dann herausgestellt, dass die Seilfähre bei Windstärken über drei Beaufort verdriftet und nicht richtig auf die Anlegerampen trifft.
Zwischen Brodersby und Kosel werden pro Jahr rund 120.000 Fahrzeuge und rund 50.000 Fahrräder übergesetzt. Um den Betrieb aufrecht zu erhalten, hatte das Land die im vergangenen Jahr bereits verkaufte „Missunde II“ vom dänischen Eigner wieder zurückgekauft. Sie hält seitdem den Betrieb aufrecht.
Im Jahr 1471 startete der Fährbetrieb auf dieser Strecke. Mit der Inbetriebnahme der „Missunde III“ wird dafür erstmals und ausschließlich Strom als Energiequelle verwenden werden.