Kiel/Brodersby. Der Not-Einsatz der Schleifähre „Missunde II“ zwischen Brodersby-Goltoft (Angeln) und Kosel (Schwansen) ist vorerst abgesichert – zumindest rechtlich. Wie Verkehrs-Staatssekretär Tobias von der Heide am 1. Juli 2024 in Kiel sagte, habe der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) alles unternommen, um das Fährzeugnis für die 21 Jahre alte Fähre zu verlängern. Dies sei nun bis zum 9. Oktober 2028 gültig.
„Das ist für uns eine gute Nachricht. Allerdings garantiert uns das leider nicht, dass die „Missunde II“ angesichts ihren schlechten technischen Zustands so lange durchhält“, sagte von der Heide. Es verschaffe dem Land aber den notwendigen zeitlichen Puffer, Lösungen für den stabilen Einsatz des Nachfolge-Baus zu finden und umzusetzen. „Und den Menschen vor Ort verschafft es ebenfalls Planungssicherheit – auch das ist eine gute Nachricht.“ Tatsächlich hat die "Missunde II" in der Sommersaison gut durchgehalten, bis auf einen Lagerschaden an der Antriebswelle Anfang Oktober, der zu einem eintägigen Stillstand des Fährbetriebs führte, gab es keine längeren Ausfälle. Da die Landeklappen allerdings mittlerweile einen hohen Abnutzungsgrad erreicht haben, wird die "Missunde II" vom 18. Oktober bis voraussichtlich 11. November 2024 in der Eberhardt-Werft (Arnis) überholt. In dieser Zeit ruht der Fährbetrieb zwischen Kosel und Brodersby. Ursprünglich sollte er nur zwei Wochen unterbrochen werden. Aber der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN.SH), Betreiber dieser Fährlinie, hat sich entschieden, den Dieselmotor einem gründlichen Test zu unterziehen. Ein Beweggrund für diese Entscheidung ist der jüngste Defekt an der Antriebswelle gewesen. „Diesen Schaden konnten wir an Bord und sehr zügig wieder beheben“, sagt Wolf Paarmann, Pressesprecher des LKN.SH. „Aber es gibt keine Garantie dafür, dass es beim nächsten Mal wieder so sein wird.“ Um den Fahrplan so verlässlich wie möglich zu machen, sei der Motor ausgebaut und zur Überprüfung an eine Fachfirma übergeben worden. „Wir hatten gehofft, dass wir ihn mit Abschluss der Reparaturarbeiten wieder einbauen können“, sagt Wolf Paarmann. „Aber diesen Zeitplan werden wir leider nicht einhalten können.“ Oberstes Ziel sei es, Schiff und Motor während dieser Liegezeit in einen bestmöglichen Zustand zu versetzen.
Zum Hintergrund des Fährwechsels: Nachdem sich im Januar herausgestellt hatte, dass die neue Schleifähre „Missunde III“ bei Windstärken oberhalb von drei bis vier Beaufort verdriftet und damit nicht sicher an die Anleger kommt, hatte das Land die bereits verkaufte „Missunde II“ zurückerworben und wieder übergangsweise zum Einsatz gebracht. Seither arbeitet der Konstrukteur der Seilfähre zusammen mit Experten des zuständigen LKN.SH und der internationalen Klassifizierungsgesellschaft DNV (Det Norske Veritas) fieberhaft an Lösungen. „Und wir haben dem Landesbetrieb zudem den Maritimen Koordinator der Landesregierung, Andreas Burmester, beratend an die Seite gestellt“, sagte von der Heide. Mit seinem Netzwerk und seiner Erfahrung im Schiffbau – unter anderem im Vorstand der Kieler Werft TKMS – könne er eine wichtige zusätzliche Stütze sein.
Mit Blick auf Forderungen aus der Region, die alte Fähre wieder dauerhaft in Betrieb zu nehmen, stellte von der Heide klar: „Die ,Missunde II‘ war bereits vor fünf Jahren – als die Planungen für einen Ersatzbau angeschoben wurden – in einem technisch so schlechten Zustand, dass jederzeit längere Ausfälle drohten und noch immer drohen.“ Der Zustand der Fähre, deren Gesamt-Tragfähigkeit aus Sicherheitsgründen bereits von 22,5 auf 7,5 Tonnen reduziert werden musste, habe sich seitdem nicht grundlegend geändert. „Und wir können als Verwaltung nur auf den Rat von Fachleuten hören – und die raten uns, die ,Missunde III‘ so rasch wie möglich in Betrieb zu nehmen“, sagte von der Heide.
Nach den Worten von LKN.SH-Direktorin Birgit Matelski werden nach den jüngsten Gesprächen mit den Fachleuten absehbar folgende Umbauten an der „Missunde III“ auf den Weg gebracht:
- Einbau zweier Querstrahlruder zur Optimierung der Manövrierfähigkeit
- Anpassung der Führungspositionen der Seile, wobei die seitliche Seilführung erhalten bleibt
- Errichtung von je zwei zusätzlichen Dalben auf jeder Uferseite mit je einem Schwimmponton als Leitwerk (zugleich Nacht-Anlegestelle in Brodersby)
- bauliche Anpassungen an den Keilen der Anlegerampen
Laut Matelski könnten die Maßnahmen – vorbehaltlich notweniger Genehmigungen – bis zum Sommer kommenden Jahres realisiert werden. „Mit Blick auf die Tourismussaison in der Schlei streben wir jedoch an, den Tausch der Fähren, der mit einer mehrwöchigen Betriebsunterbrechung einhergehen wird, zum Jahreswechsel 2025/26 vorzunehmen“, so die LKN.SH-Chefin. Die genauen Kosten werden in den kommenden Wochen ermittelt.
Laut Staatssekretär von der Heide hat das Land unterdessen einer spezialisierten Rechtsanwaltskanzlei das Mandat erteilt, Ansprüche des Landes aufgrund von möglichen Fehlern bei der Konstruktion der Fähre zu prüfen und den LKN.SH zu vertreten.