In dieser Rubrik stellen wir Ihnen ausgewählte Archivdokumente aus den Beständen des Landesarchivs vor.
Auf den Spuren der ersten baltischen Druckschriften
Unser erster Schatz führt uns ins Jahr 1525: Wir begeben uns auf die Suche nach den ersten lutherischen Druckschriften in baltischer Sprache.
Letzte Aktualisierung: 14.11.2024
Es ist Mittwoch, der 8. November 1525. Der Dekan des Lübecker Domkapitels, Johannes Brand, sitzt über seinem Protokollband und notiert, dass im Gasthof "Goldener Anker" viele lutherische Druckschriften, darunter auch Messen in lettischer, estnischer und livischer Sprache, gefunden und beschlagnahmt worden seien. Der Kaufmann, dem diese Schriften gehörten, habe aber trotz der Beschlagnahmung versucht, die Schriften über Travemünde nach Riga zu senden. Der Versuch sei gescheitert, der Kaufmann und seine Helfer verhaftet. Die Druckschriften sollen nun auf dem Marktplatz verbrannt werden.
Verschollen in der Zeit
Damit man aber nicht "gute" (= nicht reformatorische Schriften) versehentlich mitverbrenne, solle noch eine Kommission im Auftrage des Domkapitels die Schriften durchsehen. Ein paar Tage später berichtet er weiter, dass man die Schriften durchgesehen habe, aber man hätte nicht alle verstehen könne. Diese habe man für eine spätere Überprüfung aussortiert. Danach verliert sich die Spur dieser Schriften. Sind sie ebenfalls verbrannt worden oder schlummern sie vielleicht noch unerkannt in einem Archiv oder einer Bibliothek?
Großer historischer Wert
Auch wenn sich die Druckschriften wahrscheinlich nicht erhalten haben, so sind diese Protokolleinträge doch von hoher Bedeutung. Denn nach Auskunft der Nationalbibliothek Lettland ist dies die früheste Nachricht über Druckschriften in lettischer Sprache – und die Nationalbibliothek vermutet sogar, dass diese Druckschriften die ersten Druckwerke überhaupt in lettischer (und auch estnischer und livischer) Sprache waren. Ungeachtet des ungewissen Verbleibs der Schriften plant man in Lettland, 2025 eine 500-Jahrfeier zum Gedenken an die ersten Drucke in lettischer Sprache zu begehen.
Signatur: LASH Abt. 268 Nr. 396
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