Navigation und Service

Planspiel zur Flurbereinigung: Modellprojekt in Erfde liefert Handlungsempfehlungen für die Zukunft der Niederungsregionen

Letzte Aktualisierung: 13.06.2025

KIEL/ERFDE. Die Marsch- und Moor-geprägten Niederungen Schleswig-Holsteins stehen angesichts des Klimawandels vor einem erheblichen Anpassungsbedarf. Um neue Landnutzungskonzepte, die den verschiedenen Flächenansprüchen von Landwirtschaft, Naturschutz und Wasserwirtschaft in den Niederungen gerecht werden, zu entwickeln, hat das Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLnL) in Kooperation mit dem Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) erstmalig ein Planspiel zur Flurbereinigung durchgeführt. Die Ergebnisse daraus präsentierten Vertreterinnen und Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Verwaltung gemeinsam mit der Flurbereinigungsbehörde heute (13. Juni) dem Minister für die ländlichen Räume Werner Schwarz und überreichten ihm einen gemeinsam erarbeiteten Handlungsleitfaden.

Um den verschiedenen gesellschaftlichen Anforderungen an die Niederungen zu begegnen und die Menschen vor Ort einzubeziehen, brauchen wir neue Landnutzungskonzepte. Das Instrument der Flurbereinigung ist der Schlüssel, wie in Moor- und Niederungsbereichen Schleswig-Holsteins die Nutzungs- und Interessenskonflikte aufgelöst werden können. Das Planspiel hat dabei wichtige Erkenntnisse und Erfahrungen sowohl für die lokalen Akteure, als auch für die Flurbereinigungsbehörde und mein Ministerium geliefert“, sagte Schwarz. Die wertgleiche Abfindung aller Teilnehmenden, ausreichend Tauschflächen und eine klare Zielsetzung seien Schlüsselfaktoren für den Erfolg eines Flurbereinigungsverfahrens, so der Minister.

Die Eider-Treene-Sorge-Region steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Durch die Erarbeitung der Niederungsstrategie 2100 des Landes wurde deutlich, dass die Region langfristig mit höheren Wasserständen rechnen muss. Um Flächen weiterhin nutzbar zu halten und die Nutzungskonflikte zu lösen, braucht es neue Konzepte. Die Flurbereinigung, ein neutrales und gesetzlich geregeltes Verfahren, bietet hierfür einen Rahmen, indem sie Eigentums- und Nutzungsverhältnisse neu ordnet und eine wertgleiche Abfindung aller Beteiligten sicherstellt. Im Planspiel wurde eine rund 500 Hektar große fiktive Region der Eider-Treene-Sorge-Niederung betrachtet, in der exemplarisch ein Flurbereinigungsverfahren durchgeführt wurde. Als Teilnehmende waren Landwirtinnen und Landwirte mit unterschiedlichen Betriebsprofilen, ein Bürgermeister sowie Vertreterinnen und Vertreter von Naturschutz-, Umweltschutz-, Wasserwirtschafts- und Landwirtschaftsorganisationen eingebunden.

Zunächst wurden die Grundlagen und Abläufe der Flurbereinigung praxisnah simuliert: Nach einer Auftaktveranstaltung fanden Einzelgespräche mit allen Beteiligten statt, in denen ihre Wünsche und Interessen aufgenommen wurden. Basierend auf diesen Informationen erarbeitete die Flurbereinigungsbehörde einen Neuordnungsvorschlag für die Flächen. In einer abschließenden Diskussion bewerteten und optimierten die Teilnehmenden gemeinsam den Vorschlag. „Besonders wichtig ist die enge Abstimmung zwischen allen Akteuren – nur wenn Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Kommunen gemeinsam an Lösungen arbeiten, können tragfähige Ergebnisse erzielt werden. Ich möchte mich bei allen Beteiligten für ihr Engagement zur Teilnahme am Planspiel und den Ideen, wie ihre Region zukunftsfähig aufgestellt werden kann, herzlich bedanken“, sagte Schwarz.

Aus den Erfahrungen des Planspiels ergeben sich verschiedene Handlungsempfehlungen an die Landesregierung: So sollte die Flurbereinigung als zentrales Instrument zur flächenbezogenen Umsetzung der Niederungsstrategie genutzt werden. Dabei wäre es zwingend notwendig, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen. Darüber hinaus wäre eine klare politische Zielsetzung für die Eider-Treene-Sorge-Region – und weitere betroffene Regionen in Schleswig-Holstein - erforderlich, um Synergien zwischen den verschiedenen Nutzungsinteressen zu schaffen. Für den Erfolg eines Flurbereinigungsverfahrens sei zudem die Bereitstellung von Tauschflächen, beispielsweise durch einen staatlichen Bodenfonds, unerlässlich. Außerdem müsse der „bottom-up“-Ansatz der Regionen stärker gefördert, finanziell legitimiert sowie fachlich begleitet werden. Des Weiteren empfiehlt der Handlungsleitfaden, innovative Ansätze wie die Integration von Ökosystemleistungen und die finanzielle Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten in der Landwirtschaft weiterzuentwickeln, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in der Region nachhaltig zu begegnen.

Hintergrund:

Die Flurbereinigung ist bundesweit ein etabliertes Instrument, unter anderem im Rahmen der Vermeidung der Agrarstrukturverschlechterung sowie dem Natur- und Klimaschutz. Im Kern handelt es sich dabei um ein gezieltes Flächenmanagement, bei dem besonders der Ausgleich der Interessen von Landeigentümern und Projektträgern im Fokus steht. Als neutraler Partner bewegt sich die Flurbereinigung daher stets im Spannungsfeld der privaten und öffentlichen Interessen.

In Schleswig-Holstein ist die zuständige Behörde im Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLnL) angesiedelt. Die Flurbereinigungsbehörde bereitet potentielle Flurbereinigungsverfahren vor und führt diese gemeinsam mit den hierfür gebildeten Teilnehmergemeinschaften, die sich aus den Grundeigentümern im Flurbereinigungsgebiet zusammensetzen, durch. Derzeit werden 29 Flurbereinigungsverfahren mit rund 58.000 Hektar Verfahrensfläche durch das LLnL betreut.

Verantwortlich für diesen Pressetext: Jana Ohlhoff, Hanna Weber und Jessica Conrad | Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz | Fleethörn 29-31, 24103 Kiel | Telefon 0431 988 7158 | E-Mail: | Medien-Informationen im Internet: www.schleswig-holstein.de

Hinweis zur Verwendung von Cookies

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. Weitere Informationen zum Datenschutz erhalten Sie über den folgenden Link:

Datenschutz

Pressemitteilungen