Das Textile besitzt alle Eigenschaften, die für das künstlerische Gestalten grundlegend sind: Farbe, Form, Fläche, Linie, leichte bis komplizierte Verfahrenstechniken und Bearbeitungsgrade, Struktur und Textur. Ebenso stellt die Kunst mit ihren Strategien einen besonderen Zugang zu den textilen Themenfeldern dar: Das textile Objekt, textile Techniken und/oder das Phänomen Mode werden mithilfe ästhetischer Arbeitsprozesse in neuen Zusammenhängen wahrgenommen und gestaltet.
Die Kunst und das (Textil-)Handwerk wurden im Mittelalter noch als eine Einheit betrachtet. So gilt der Teppich von Bayeux – ein 70 Meter langer bestickter Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert – als eines der ersten Textilkunstwerke, welches heute noch bestaunt werden kann. Nachdem die industrielle Revolution eine Trennung von künstlerischer Idee und der handwerklichen Ausführung zur Folge hatte, bezweckten verschiedene Reformbewegungen wie zum Beispiel die „arts and crafts movement“ und das Bauhaus wiederum die Zusammenführung von Kunst und Handwerk. So liegt in der Webereiwerkstatt des Bauhauses, der wohl einflussreichsten Bildungsstätte für Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert, der historische Ausgangspunkt einer erneuten künstlerischen Nutzung textilen Materials. Hier treten Textilarbeiten vermehrt aus dem Bereich des Angewandten heraus. Fortan experimentieren und spielen Künstlerinnen und Künstler auf vielfältige Weise mit Stoffen. Insbesondere seit den 2010er Jahren zeigt sich die Textilkunst auf Biennalen, der Documenta, aber auch auf dem Kunstmarkt.
In der zeitgenössischen Kunst wird das Textile auch aus feministischen, transkulturellen, biografischen und ökologischen Perspektiven und in verschiedenen Arbeitsfeldern der Kunst (wie Plastik und Installation, Architektur oder Performance) verhandelt. In der Kultur der Digitalität werden mit Begrifflichkeiten wie „Netzwerk“ textil geprägte Bilder verwendet.
Im „Berührt-Sein“ als inhaltliches und didaktisches Leitmotiv und der Vielfalt von gestalterischen und künstlerischen Möglichkeiten, in der direkten material- und gestaltungsorientierten Auseinandersetzung bündeln sich vielfältige Möglichkeiten, mit Textilem im Kunstunterricht zu arbeiten beziehungsweise sich im Textillehreunterricht mit den Inhalten der verschiedenen textilen Themenfeldern ästhetisch forschend auseinanderzusetzen.
Der einführende Vortrag und die Workshops bieten Ihnen die Möglichkeit, sich kollegial auszutauschen, neue Impulse zu erhalten und die eigene fachliche Perspektive zu vertiefen beziehungsweise fächerübergreifend zu denken und zu agieren.
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