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: Thema: Ministerien & Behörden

Karin Prien

Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur

Sensationsfund aus der Hansezeit

Ganz zufällig hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in der Trave ein 400 Jahre altes Schiffswrack entdeckt. Nach ersten Untersuchungen durch Forschende der Uni Kiel soll es nun geborgen werden.

Letzte Aktualisierung: 26.07.2022

Eine Person in einem roten Tauchanzug untersucht ein Schiffswrack unter Wasser. Die Sicht ist nicht klar, aber es sind mehrere Holzbalken zu erkennen.
Unter Wasser hat das Forschungsteam unter anderem Holzproben entnommen und von drei Laboren untersuchen lassen: Das Schiff stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Nach 13 Tauchgängen, mehr als sieben Stunden unter Wasser und monatelangen Untersuchungen sind sich die Expertinnen und Experten sicher: Das zufällig entdeckte Schiffswrack auf dem Grund der Trave bei Lübeck ist etwa 400 Jahre alt – und damit eine archäologische Sensation: "Auf solch einen Fund hofft man immer und plötzlich liegt er vor einem", sagte Dr. Fritz Jürgens, Archäologe am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). "Das ist wirklich einmalig, auch für mich persönlich." Er hatte das Wrack gemeinsam mit seinem Team, dem CAU-Forschungstauchzentrum sowie Forschenden der Hansestadt Lübeck und der Georg-August-Universität Göttingen untersucht.

"Für den westlichen Ostseeraum außergewöhnlich"

Anhand der Unterwasser-Aufnahmen von den Überresten erstellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 3D-Modelle, um die ursprüngliche Größe des Schiffs zu bestimmen. Demnach handelt es sich um das Wrack eines 20 bis 25 Meter langen und etwa acht Meter breiten Frachtseglers – zur Hansezeit also ein gewöhnliches Handelsschiff, heute allein durch sein Alter etwas ganz Besonderes: "Für den westlichen Ostseeraum ist dieser Fund außergewöhnlich", betonte Jürgens. Funde solcher Handelsschiffe seien nur im östlichen Ostseeraum bekannt.

Eine schwarz-weiß Zeichnung zeigt den wahrscheinlichen Aufbau eines etwa 20 Meter langen Segelschiffs aus dem 17. Jahrhundert. Es gibt eine Seiten- sowie eine Frontalansicht. Darunter ist eine Zeichnung der Wrackteile samt geladener Fässer zu sehen.
So könnte das Frachtschiff aus dem 17. Jahrhundert ausgesehen haben.

Schiff transportierte Kalk von Skandinavien nach Lübeck

Auch die Menge der gefundenen Schiffsladung ist ungewöhnlich: Rund 150 Fässer liegen in elf Metern Tiefe im Rumpf und um das Wrack herum verteilt. Den Inhalt konnten Forschende des Instituts für Geowissenschaften der CAU bestimmen: Kalk, ein beliebtes Baumaterial im 17. Jahrhundert. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit habe man daraus Mörtel hergestellt, erklärte Jürgens. Der Archäologe geht davon aus, dass das Schiff auf dem Weg von Skandinavien nach Lübeck in der Trave auf Grund gelaufen ist.

Routinemäßige Kontrollfahrt wird zum archäologischen Glücksfall

Auf das Wrack gestoßen war das Wasserstraßen- und Schifffahrtamt (WSA) bereits im Februar 2020 bei einer routinemäßigen Kontrolle der Fahrrinne. Um mögliche Gefahren für Schiffe auszuschließen, nahmen die Mitarbeitenden des WSA Schallmessungen bis zum Flussbett vor und stellten Unregelmäßigkeiten fest. Taucher fanden dann an der Stelle im August 2021 Hinweise auf ein Wrack und informierten die Hansestadt Lübeck, die wiederum Archäologinnen und Archäologen der CAU mit der weiteren Untersuchung beauftragte. Im vergangenen November begann das Team um Dr. Jürgens mit den Tauchgängen – unterstützt von Christian Howe, einem erfahrenen Unterwasser-Fotografen.

Wrack soll geborgen werden

Wie bedeutend dieser Fund ist, macht der Zustand der Wrackteile deutlich: Die Holzbalken und -planken sind massiv durch Erosion und sogenannte "Schiffsbohrmuscheln" gefährdet. Schon in ein paar Jahren hätte das Wrack völlig zerstört sein können und wäre nie gefunden worden. Deshalb arbeiten die Forschenden der CAU gemeinsam mit der Stadt Lübeck und weiteren Institutionen an einem Schutzkonzept, um das Wrack zu bergen und damit für die Nachwelt zu erhalten.

Im Video: Archäologe Dr. Jürgens über die Forschungsarbeit

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