KIEL. Das Land Schleswig-Holstein und der Landesverband der Islamischen Kulturzentren Norddeutschland e. V. (VIKZ LV Norddeutschland) haben heute (24. September) einen wegweisenden Vertrag unterzeichnet. Kulturministerin Dorit Stenke und Murat Pırıldar, Vorsitzender des VIKZ LV Norddeutschland, besiegelten damit eine Verständigung auf gemeinsame Grundlagen, die das verfassungsrechtlich garantierte Recht auf freie
Religionsausübung bekräftigen und gleichzeitig Bildung sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.
Wesentliche Inhalte des Vertrages
Mit der Unterzeichnung betonen beide Seiten die Wichtigkeit eines respektvollen und friedlichen Miteinanders in Schleswig-Holstein und schaffen zugleich eine rechtliche Absicherung der bisher gelebten Praxis. Ein zentrales Anliegen ist die Stärkung der Bildungsarbeit: Der Vertrag unterstreicht das Recht des VIKZ LV Norddeutschland, eigene Bildungs- und Kultureinrichtungen zu betreiben sowie Imame auszubilden.
Die Vertragsparteien legen besonderen Wert auf die Förderung der Jugendarbeit, um jungen Menschen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder familiärem Hintergrund – frühzeitig Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen. Der Vertrag stellt die Bedeutung von Maßnahmen zur frühkindlichen Bildung, Sprachförderung sowie zur sozialen und schulischen Integration heraus.
Zudem wird die religiöse Praxis anerkannt: Der erste Tag des Ramadanfestes sowie der erste Tag des Opferfestes werden als islamische Feiertage gewürdigt. Im Sinne des Sonn- und Feiertagsgesetzes sowie des Schulgesetzes können Beamtinnen und Beamte, Beschäftigte sowie Schülerinnen und Schüler an diesen Tagen freigestellt werden. Perspektivisch ebnet der Vertrag auch den Weg für die Einführung eines Faches Islamische Religion als ordentliches Unterrichtsfach an Schulen. Dafür müssen bestimmte Voraussetzungen – etwa hinsichtlich der Schülerzahlen und der Qualifikation von Lehrkräften – erfüllt werden.
Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts
Ministerin Dorit Stenke betonte bei der Unterzeichnung:
„Dieser Vertrag ist ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften. Menschen muslimischen Glaubens sind Teil unserer Gesellschaft. Das besiegeln wir mit diesem Vertrag.“
Murat Pırıldar, Vorsitzender des VIKZ LV Norddeutschland, erklärte: „Wir als Landesverband der Islamischen Kulturzentren Norddeutschland freuen uns auf die wichtige Rolle, die wir als Vertragspartner des Landes Schleswig-Holstein übernehmen.“
Muhlis Şahin, Vizepräsident des Bundesvorstands des VIKZ, ergänzte in seiner Festrede:
„Mit dem Vertrag ist klar: Der Islam ist Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Er hat hier feste Wurzeln geschlagen und entfaltet sich weiter – durch Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind und dieses Land als ihre Heimat leben.“
Über den VIKZ LV Norddeutschland
Der Landesverband wurde 2014 gegründet und umfasst derzeit zwölf Gemeinden in Schleswig-Holstein mit rund 12.000 Mitgliedern. Der Dachverband der Islamischen Kulturzentren e. V. wurde 1973 in Köln gegründet, zählt zu den ältesten islamischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und ist gemäß Artikel 140 Grundgesetz als Religionsgemeinschaft anerkannt. Ihm gehören bundesweit neun Landesverbände mit rund 300 lokalen Moschee- und Bildungsvereinen an.
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