KIEL. Schleswig-Holsteins Schülerinnen und Schüler sollen besser schreiben, lesen und rechnen lernen. Das ist das wesentliche Ziel des Handlungsplans „Basale Kompetenzen“, den Bildungsministerin Karin Prien heute (5. Juli) in Kiel vorstellte. Verteilt über 13 Handlungsfelder werden in dem Handlungsplan Maßnahmen beschrieben, die die basalen Kompetenzen stärken. Die Handlungsfelder umfassen die gesamte Bildungslaufbahn eines Kindes vom Übergang Kita-Grundschule, der Grundschule, den weiterführenden Schulen bis zur Beruflichen Bildung.
Datengeschützte Schulentwicklung
Bildungsministerin Prien bezeichnete die konsequente Einführung einer datengestützten Schulentwicklung als „zentrale Stellschraube zur Förderung der basalen Kompetenzen an allen Schularten
“. Dazu sei ein zentrales Datenblatt entwickelt worden. Auf dem sind unter anderem die Leistungsergebnisse (VERA, Zentrale Abschlüsse) jeder Schule aufbereitet und werden um weitere schulische Rahmendaten wie Zusammensetzung der Schülerschaft oder Unterrichtsversorgung ergänzt. Dieses Datenblatt wird seit zwei Jahren bereits an den PerspektivSchulen im Land eingesetzt, seit Mai dieses Jahres wird das Instrument auch den Grundschulen und Gemeinschaftsschulen bereitgestellt und ab dem kommenden Jahr soll es auch den Gymnasien zur Verfügung stehen.
Prien sagte weiter: „Unterstützend wird das Bund-Länder-Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ auch im kommenden Schuljahr 2023/24 fortgesetzt. Dabei konzentrieren wir uns auf die Entwicklung und die besondere Förderung der basalen Kompetenzen.
“ Vorrangig sollen Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe und in der Orientierungsstufe und in Vorbereitung auf die Abschlüsse gefördert werden. „Schon in den ersten vier Jahren in der Grundschule werden die Grundlagen gelegt für einen erfolgreichen Wechsel auf die weiterführende Schule, für einen Schulabschluss, für den gelingenden Übergang in das Berufsleben oder ein Studium, für ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe an der Gesellschaft
“, sagte die Ministerin. Deshalb liege ein Schwerpunkt der im Handlungsplan beschriebenen Maßnahmen auf der Grundschule.
Mehr Unterrichtszeit
„Die Unterrichtszeit in den Grundschulen wollen wir weiter erhöhen
“, so Prien. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode seien zwei zusätzliche Stunden an die Grundschulen gegeben worden. Diese müssen zukünftig im Rahmen der Kontingentstundentafel verbindlich den Fächern Deutsch und Mathematik zugeordnet werden. Damit werde der Unterrichtsumfang in diesen beiden Fächern in den Jahrgangsstufen 1 und 2 erhöht – im Fach Deutsch von 24 auf 25 Stunden und im Fach Mathematik von 20 auf 21 Stunden pro Woche. „Die Absicht ist, insgesamt weitere zwei Stunden in die 1. und 2. Jahrgangsstufe zu geben. Angesichts der Haushaltslage werden wir uns auf Schulen in besonders herausfordernden Lagen konzentrieren müssen
“, so die Ministerin weiter.
Leseband
„Wir müssen dringend die Lesekompetenz erhöhen
“, sagte Prien. Im Vergleich zu anderen Ländern werde in deutschen Grundschulen viel weniger gelesen: Im Durchschnitt liegt die Lesezeit in den vierten Jahrgängen in Deutschland derzeit bei 141 Minuten pro Woche. Der OECD–Durchschnitt liegt bei 205 Minuten Lesezeit. „Deshalb fordern wir die Schulen auf: Geben Sie den Kindern mehr Gelegenheit zum Lesen.
“ Zusätzlich werde ab dem kommenden Schuljahr gemeinsam mit der Auridis Stiftung an 30 ausgewählten Schulen das Programm „Leseband“ erprobt. An diesen Schulen gibt es dann einmal täglich eine Lesezeit von 20 Minuten und zwar unabhängig vom Fach. Es wird also nicht nur im Deutschunterricht das Lesen gezielt geübt, sondern auch in Mathematik und im Sachunterricht. Auch künstliche Intelligenz soll die Lesekompetenz der Kinder verbessern helfen: Mit der Lese-App „Buddy Bo“, die an Grundschulen und Förderzentren eingesetzt werden kann, werden basale Lesefertigkeiten vier Mal die Woche 15 bis 20 Minuten trainiert und damit automatisiert.
Grundwortschatz
Ministerin Prien: „Ab dem Schuljahr 2024/25 führen wir unseren länderspezifischen Grundwortschatz verbindlich ein.
“ Anhand der Wörtersammlung erwerben Schülerinnen und Schüler Rechtschreib-Strategien, erlangen Rechtschreibbewusstheit und vermehrt auch Rechtschreibsicherheit. Eine aktuell herausgegebene Broschüre mit dem Wortmaterial vermittele den Lehrkräften einen ersten Überblick darüber, wie mit dem Grundwortschatz im Unterricht gearbeitet werden kann. Eine ausführliche Handreichung werde zum neuen Schuljahr folgen und durch ein entsprechendes Fortbildungsangebot für die Lehrkräfte ergänzt.
Mathezeit
Um eine kontinuierliche Förderung im Fach Mathematik von allen Schülerinnen und Schülern zu erreichen, sollen Aufgaben entwickelt werden, die über die Plattform Its'-learning alle zwei Wochen allen Klassen an einem festgelegten Tag (z. B. am Freitag) zur Verfügung gestellt werden. Gestartet wird zunächst in Jahrgangsstufe 4 im Rahmen einer Pilotierung (eine kreisfreie Stadt, ein Kreis) im ersten Quartal des kommenden Schuljahres 2023/24. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten die Aufgaben online, die Lehrkraft erhält sofort die Auswertung. Die Lehrkräfte erhalten nicht nur vorab die Aufgaben, sondern auch direkt einsehbare Ergebnisse inklusive einer zu Diagnosezwecken aufbereiteten Zusammenfassung.
Weitere Handlungsfelder
Weitere Handlungsfelder zur Stärkung der basalen Kompetenzen ergeben sich unter anderem beim Übergang von der Grundschule an die weiterführende Schule. Dafür wird im Jahrgang 5 eine gesonderte Lernstandserhebung angeboten. „Lernstand 5“ ist ein freiwilliges Verfahren zur Bestimmung des Lernstandes von Schülerinnen und Schülern zu Beginn der 5. Jahrgangsstufe in den Fächern Deutsch und Mathematik. An die Erhebung schließt eine Trainings- beziehungsweise Übungsphase an. Den Schulen werden die Materialien kostenfrei zu Verfügung gestellt.
Zum Thema Übergang von der Kita zur Grundschule soll es im Herbst einen Fachkongress gemeinsam mit dem Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung geben. Für eine bedarfsgerechte Förderung soll außerdem das Konzept der PerspektivSchulen weiterentwickelt und dabei eng mit den Kindertageseinrichtungen und der Jugendhilfe im betreffenden Sozialraum abgestimmt werden.
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