KIEL. In einer Aktuellen Stunde des Landtages hat Bildungsministerin Karin Prien die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie eingeordnet. „Sie reihen sich ein in die Ergebnisse der nationalen Studien und sie sind besorgniserregend und nicht hinnehmbar“, betonte die Ministerin heute (13. Dezember) in Kiel. PISA liefere zwar keine expliziten Informationen zu Schleswig-Holstein, gebe aber wertvolle Hinweise auf die Ursachen: „Erstens waren die langen Schulschließungen während der Pandemie ein Fehler, dessen dramatische Auswirkungen an den Schulen noch immer zu spüren sind. Eine zweite wesentliche Ursache ist die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft in unseren Klassenzimmern“, sagte sie. Drittens habe sich erneut gezeigt, dass in Deutschland der Bildungserfolg stärker von der sozioökonomischen Herkunft und dem Zuwanderungshintergrund abhänge als in anderen OECD-Staaten. Prien: „Eine vierte Erkenntnis ist, dass Jugendliche sich in Deutschland von Schule und Eltern schlecht begleitet fühlen. Und fünftens: Sie langweilen sich im Mathematikunterricht zunehmend.“
„Auf all diese Punkte müssen wir mehr und wirksamer reagieren. Wir müssen der veränderten Schülerschaft zukünftig besser gerecht werden und unser Bildungssystem einschließlich der sozialen Unterstützungssysteme an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anpassen“, betonte sie. Zudem müsse die Rolle der Eltern stärker berücksichtigt werden und die Erwartungshaltung von Schule an die Eltern müsse klarer formuliert werden.
Karin Prien betonte: „Wir werden in Schleswig-Holstein die bereits begonnenen und erfolgreichen Maßnahmen konsequent und nachhaltig fortsetzen.“ Sie sagte weiter: „Wenn die Mittel knapp sind und die Aufgaben groß – und das sind sie – dann stemmen wir das nur, wenn wir uns wenige, konkrete Ziele setzen“. Mit der datengestützten Schul- und Unterrichtsentwicklung werde man diese Ziele definieren, umsetzen und evaluieren. „Diesen Weg gehen wir in Schleswig-Holstein zum einen mit dem nun sukzessive für alle Schulen eingeführten Datenblatt. Es bietet den Schulleitungen, den Lehrkräften und den Schulaufsichten ein Instrument für ein konsequentes Monitoring“, erläuterte die Ministerin. Darüber hinaus würden künftig in allen Jahrgängen der Grundschule und in den Jahrgängen 5 und 6 regelmäßig die Lernstände erfasst, konkrete Handlungsbedarfe diagnostiziert, darauf abgestimmte Fördermaßnahmen entwickelt und deren Wirksamkeit überprüft. Alle Beteiligten müssten mehr miteinander und voneinander lernen und so gemeinsam das gesamte Schulsystem verbessern. „Wir werden das Perspektivschulprogramm weiterführen und auf die Kitas in der Umgebung ausweiten“, sagte die Ministerin weiter. In der KITA und in der Grundschule werde das Fundament gelegt. Dort erlernten die Kinder die nötige Sprachkompetenz und die schulischen Vorläuferfähigkeiten. Diese basalen Kompetenzen seien der Schlüssel für eine erfolgreiche Bildungsbiografie.
Als weiteren wichtigen Schwerpunkt bezeichnete die Ministerin die Verbesserung der Kompetenzen in Mathematik: „Mit unserem Masterplan Mathematik steuern wir diesem Trend entgegen und entwickeln den Mathematikunterricht konsequent weiter“, so Prien. Ein besonderer Fokus liege dabei auf der Aus- und Weiterbildung der Mathematik-Lehrkräfte. Dazu diene unter anderem die KMK-Initiative QuaMath, in deren Rahmen in Schleswig-Holstein eine große Fortbildungsoffensive stattfinde. „Das QuaMath-Programm ist insgesamt auf zehn Jahre ausgelegt und wird gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren in den Fortbildungssystemen der Länder umgesetzt. Forschung und Praxis werden dabei eng miteinander verzahnt“, erklärte die Ministerin. Zudem gebe es in Schleswig-Holstein eine Reihe von weiteren Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte etwa aus dem Bereich SINUS. Auch die Ausbildung von Mathematik-Lehrkräften werde systematisch verbessert: An der Europa-Universität Flensburg könne das Fach Mathematik wieder auf Sek. I Niveau studiert werden, an der CAU unterstütze das Lernzentrum Mathematik bei Bedarf Mathestudierende und „mit der MaLeMINT-Plattform erleichtern wir jungen Menschen den Übergang von der Schule in ein MINT-Studium.“
Weitere Bausteine für eine verbesserte Mathematik-Bildung seien mehr Unterrichtsstunden in der Grundschule und in der Sekundarstufe I für das Fach Mathematik, der Masterplan Mathematik sowie ein Mathematik-Pilotprojekt in der 4. Jahrgangsstufe, bei dem mit gezielten Trainingsaufgaben, die Freude an der Mathematik gestärkt werden solle.
Bildungsministerin Karin Prien. „Wir bewegen viel an den Schulen. Wichtig ist jetzt, dass alle Beteiligten – Bund, Länder und Kommunen – ihrer Verantwortung übernehmen. Deshalb brauchen wir endlich Klarheit beim Startchancenprogramm und beim Digitalpakt. Wir stehen unseren Kindern gegenüber in der Pflicht, Bildung über alle Altersstufen hinweg in den Haushalten von Bund und Ländern zu priorisieren: Frühkindliche Bildung, Schulbildung, Aus-, Fort und Weiterbildung, aber auch Grundlagen- und Spitzenforschung. Damit alle Kinder in unserem Land die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben, müssen wir den Sozialstaat zu einem sozialen Bildungsstaat weiterentwickeln.“
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