Ministerin von der Decken eröffnet Fachveranstaltung des Kompetenzzentrums Psychiatrische und Psychologische Justizgutachten: Wichtiger Brückenschlag zwischen Gesundheit und Justiz
Schleswig-Holsteins Justiz- und Gesundheitsministerin Prof. Dr. Kerstin von der Decken hat am 10. November gemeinsam mit Dr. Gisa Andresen, ärztliche Geschäftsführerin der Ärztekammer Schleswig-Holstein, die erste große Fachveranstaltung des Kompetenzzentrums Psychiatrische und Psychologische Justizgutachten Schleswig-Holstein (KPJSH) eröffnet.
Das Zentrum wurde von Ministerium und Ärztekammer im Juli gegründet, um die Zusammenarbeit von Gutachterinnen und Gutachtern und Justiz zu stärken und zudem mehr Gutachterinnen und Gutachter für diese wichtige Aufgabe zu gewinnen. Hierzu sollte auch die Fachveranstaltung an der Akademie der Ärztekammer in Bad Segeberg beitragen. Diese richtete sich an Ärztinnen und Ärzte, an Psychologinnen und Psychologen, an Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit Interesse an psychiatrischer und psychologischer Begutachtung sowie an Angehörige der Justiz, die mit Sachverständigen zusammenarbeiten. Rund 120 Teilnehmende wurden vor Ort erwartet.
Ministerin von der Decken betonte anlässlich der Veranstaltung: „Psychiatrische und Psychologische Gutachten sind in vielen Gerichtsverfahren von zentraler Bedeutung - etwa im Strafrecht bei Fragen der Schuldfähigkeit, im Justiz- und Maßregelvollzug, bei Unterbringungsentscheidungen, im Familienrecht bei Sorgerechtsstreitigkeiten oder in sozialgerichtlichen Verfahren. Oft hängen von ihnen weitreichende Konsequenzen für das Leben von Menschen ab, denn sie alle berühren sensible Lebensbereiche. Wissenschaftliche Genauigkeit und rechtliche Verantwortung müssen daher Hand in Hand gehen. Mit dem Kompetenzzentrum haben wir in Schleswig-Holstein eine bundesweit beachtete Institution geschaffen, die diese Schnittstelle stärken soll. Hier werden der fachliche Austausch gefördert, Wissen vermittelt, Fortbildung organisiert und eine zentrale Vermittlungsstelle geschaffen, die Gerichten und Staatsanwaltschaften bei der Suche nach geeigneten Gutachterinnen und Gutachtern zur Seite steht. Die Justiz braucht die Fachkunde der Medizin und Psychologie, und umgekehrt braucht die Wissenschaft den rechtlichen Rahmen, in dem ihre Erkenntnisse wirksam werden können. Das Kompetenzzentrum ist ein Musterbeispiel dafür, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit konkret aussehen kann. Sie findet im Austausch, in Fortbildungen und in der gemeinsamen Verantwortung für gerechte Entscheidungen statt. Mein herzlicher Dank gilt allen Beteiligten und insbesondere der Leiterin des Zentrums, Frau Dr. med. Victoria Witt, für den gelungenen Start.“
Dr. Gisa Andresen erläuterte: „Mit dem Kompetenzzentrum entsteht eine Plattform, die den Austausch über Gutachtenpraxis fördert, Gutachten vermittelt, Fortbildungsangebote gestaltet und neue Impulse für die gemeinsame Entwicklung setzen möchte. Die heutige Veranstaltung wird diesen Weg weiter ebnen, bis hin zu mehr persönlicher Vernetzung, gezielter Qualifizierung und einem offenen Dialog zwischen Justiz, Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie. Der Abend bietet verschiedene Perspektiven auf die Sachverständigentätigkeit mit interdisziplinären Einblicken: von den Herausforderungen auf Seiten der Justiz über Erfahrungen aus der psychiatrischen oder rechtspsychologischen Praxis.“Dr. Victoria Witt, Leiterin des KPJSH, berichtet: „Parallel ist eine Datenbank im Aufbau, die Kompetenzen und Verfügbarkeiten der Sachverständigen zukünftig noch transparenter für Angehörige der Justiz machen soll. Dabei verstehen wir uns nicht als isolierte Einrichtung, sondern als lebendiges Netzwerk. Das Kompetenzzentrum wird getragen von einem Fach- und Steuerungsgremium – und hoffentlich zukünftig von vielen weiteren engagierten Kolleginnen und Kollegen, die sich einbringen möchten: ob als Einsteigerinnen oder Einsteiger, erfahrene Sachverständige, im Mentoring-Tandem, im interdisziplinären Austausch mit der Justiz oder bei fachlichen Anliegen. Besonders erfreulich ist, dass sich bereits einige erfahrene Sachverständige zur Mitgestaltung bereit erklärt haben, weil sie die aktuellen Herausforderungen in der Gutachtenpraxis aus eigener Erfahrung kennen und etwas verändern wollen.“ Seit dem Start im Juli konnten bereits in über 50 Fällen Sachverständige vermittelt und neue Interessenten für gutachterliche Tätigkeiten gewonnen werden. Weitere Informationen über das KPJSH:gibt es unter www.kpjsh.de.
Hintergrund: Bundesweit gibt es einen Mangel anpsychologischen und psychiatrischen Gutachterinnen und Gutachtern. Daher hatte Ministerin von der Decken in Schleswig-Holstein die Gründung des Kompetenzzentrums initiiert, um Gerichte und Staatsanwaltschaftenmit einem zentralen, fachlich fundierten Angebot zur Gutachtervermittlung zu unterstützen. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie die Bereiche Justiz und Gesundheit wirkungsvoll Hand in Hand arbeiten. Eine wichtige Aufgabe des Kompetenzzentrums ist die Vermittlung von qualifizierten Sachverständige auf Anfragen aus der Justiz. Die Vermittlungsstelle istam Sitz der Ärztekammer in Bad Segebergangesiedelt und wurde mit Dr. Victoria Witt besetzt, einer Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie.Ergänzend zur Info: Das Kompetenzzentrum wurde als Titelthema im Ärzteblatt SH (Ausgabe 10/2025) aufgegriffen. Den Link zum E-Paper gibt es hier.
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