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Ministerium für Justiz und Gesundheit : Thema: Ministerien & Behörden

Prof. Dr. Kerstin von der Decken

Ministerin für Justiz und Gesundheit

Kein Täter werden

Wer sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlt, findet beim UKSH Hilfe. Eine neue Kampagne macht nun auf die Therapieangebote aufmerksam.

Letzte Aktualisierung: 29.08.2019

Ein Schild, das die verschiedenen Klinikteile und die verantwortlichen Chefärzte zeigt.
Das Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) ist Projektträger von 'Kein Täter werden in Schleswig-Holstein'

"Ich bin pädophil. Und ich habe mithilfe meiner Therapie gelernt, Teil dieser Gesellschaft zu sein. Vor mir muss kein Kind Angst haben. Ich will kein Täter werden." Das schreibt Michael nach seiner Therapie in sein Tagebuch. Michael ist einer von schätzungsweise 7.000 Männern in Schleswig-Holstein, die sich sexuell zu Kindern hingezogen fühlen. Diese als "Pädophilie" bekannte Veranlagung ist nicht heilbar – aber mithilfe einer Therapie können die Betroffenen sie kontrollieren. So wie Michael: Ärzte und Therapeuten halfen ihm dabei, mit seiner Neigung umzugehen. Heute sagt er: "Es gibt einen Weg, mit dieser Fantasie zu leben und sie einzusperren wie einen lebendigen Wolf."

Angebot bekannter machen

"Kein Täter werden in Schleswig-Holstein" lautet das Motto einer neuen Werbekampagne des Zentrums für Integrative Psychiatrie (ZIP) am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Sie soll das therapeutische Angebot bekannter machen, Betroffenen helfen und damit den Kinderschutz in Schleswig-Holstein stärken. Justizministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack stellte nun die mit fast 100.000 Euro vom Land geförderte Kampagne vor. Alle Projektmitarbeiter seien hochqualifiziert, sagte die Ministerin. Gleichzeitig sei das Projekt den fachlichen Standards des bundesweiten Netzwerks verpflichtet.

2005 startete an der Berliner Charité das Programm "Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch im Dunkelfeld". Schnell folgten ähnliche Therapiezentren, die sich 2011 zum gemeinsamen Präventionsnetzwerk "Kein Täter werden " zusammenschlossen. Mittlerweile bietet das Netzwerk an zwölf Standorten in Deutschland professionelle Hilfe für Personen mit pädophilen Neigungen an – freiwillig und unter Schweigepflicht. Seit 2018 finanzieren die Krankenkassen die Präventionsarbeit.

Große Nachfrage von Betroffenen

Das Kieler Therapiezentrum ist 2009 eröffnet worden und gehört zu den Gründungsmitgliedern des bundesweiten Präventionsnetzwerks. Seit dem Start des Angebots haben allein in Schleswig-Holstein etwa 400 Menschen wegen ihrer pädophilen Neigung Hilfe gesucht – ein deutlicher Hinweis darauf, dass viele Betroffenen einen großen Leidensdruck haben. Professor Dr. Christian Huchzermeier, Direktor der Abteilung Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am ZIP, betonte, es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Kinder vor sexuellem Missbrauch zu schützen. Therapien seien nur ein Teil der notwendigen Arbeit: "Das spezielle Ziel unseres Präventionsangebots im ZIP ist, pädophile Menschen zu erreichen, bevor es zu sexuellen Übergriffen kommt." In Zukunft wollen Huchzermeier und sein Team zusätzlich die neuen Möglichkeiten der Telemedizin nutzen, um auch Betroffenen aus weiter entfernten Regionen den Zugang zu therapeutischen Angeboten zu ermöglichen.

Die vorliegenden Daten von "Kein Täter werden" zeigen, das dies möglich ist: Zwischen 2005 und 2018 haben sich deutschlandweit mehr als 9.500 Betroffene an das Netzwerk gewandt. Mehr als 900 Betroffene haben sich in eine längerfristige Therapie begeben, fast 400 von ihnen schlossen die Therapie erfolgreich ab. Die Auswertung der Therapieergebnisse zeige, dass die meisten der Teilnehmer eine deutlich bessere Kontrolle über ihr sexuelles Verhalten erreicht haben, erklärte Huchzermeier. "Die angebotenen medizinisch-therapeutischen Interventionen tragen also dazu bei, sexuellen Kindesmissbrauch zu verhindern."

Flächendeckende Werbekampagne

Die nun vorgestellte Informationskampagne setzt auf Plakat-, Zeitungs- und Onlinewerbung sowie Informationsmaterialien in Arztpraxen, Beratungsstellen und öffentlichen Einrichtungen. Durch Beiträge in Zeitschriften und Informationsveranstaltungen soll ein landesweites Netzwerk entstehen. Die Kampagnenwebsite kein-taeter-werden.sh bündelt alle Informationen zu dem Thema und bietet einen Online-Fragebogen, der Betroffenen eine erste Einschätzung über eine mögliche pädophile Präferenz ermöglichen kann.

Video: Ich will kein Täter werden

Weitere Informationen

Kampagne "Kein Täter werden"

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