Jahrelang stand der Weiterbau der A20 bei Bad Segeberg still: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat beim Bundesverwaltungsgericht Klage gegen die Baugenehmigung für den zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen Weede und Wittenborn eingereicht. Grund hierfür war die unzureichende Berücksichtigung von Umweltbelangen.
Doch jetzt nimmt der Autobahn-Ausbau wieder Fahrt auf. Seit Mai haben das Land und der BUND über eine außergerichtliche Einigung verhandelt. Das Ergebnis: Die Organisation zieht ihre Klage zurück und das Land errichtet unter anderem die Stiftung "Fledermausschutz Schleswig-Holstein“ mit einem Stiftungskapital von 14 Millionen Euro.
Ökologie und Ökonomie im Einklang
Auch weitere Vorhaben zum Naturschutz im Segeberger Travetal sind Bestandteil der Einigung, die Ministerpräsident Daniel Günther, Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen und Umweltminister Tobias Goldschmidt in Bad Segeberg mit den weiteren Beteiligten unterzeichnet haben. "Damit lösen wir unser Versprechen ein, die Menschen in und um Bad Segeberg von Lärm, Abgasen und Autokolonnen zu erlösen", sagte Ministerpräsident Daniel Günther nach Unterzeichnung in der Segeberger Autobahn- und Straßenmeisterei. "Wir hätten uns das zwar deutlich früher gewünscht, aber mit dieser Einigung haben wir einen Kompromiss erzielt, der einmal mehr zeigt, dass sich Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen lassen." Die Einigung sei ein Durchbruch für das wichtigste Verkehrsprojekt in Schleswig-Holstein, das eine Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus habe. "Für die Region, das Land und die Wirtschaft ist das eine großartige Nachricht."
Bau im kommenden Jahr
Ministerpräsident Daniel Günther und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen informierten darüber, dass der Baubeginn in der ersten Hälfte des kommenden Jahres angestrebt werde. "Unser Ziel ist es, dass ab 2031 weder die Pendlerinnen und Pendler, noch der Güterverkehr oder die Gäste der Karl-May-Spiele vor Bad Segeberg im Stau stehen", sagte der Regierungschef. Das Bauprojekt wird federführend von der Projektgesellschaft DEGES begleitet. Diese trifft nun letzte Vorbereitungen zur europaweiten Ausschreibung des 550-Milionen-Euro-Projekts.
Einigungen zum Umweltschutz
Konkret stand im Zentrum der Klage, dass die Autobahn dem Klimaschutz schade und Fledermäuse sowie seltene Lebensräume bedrohe. Die Umweltschützer forderten, die Flugrouten der Fledermäuse zu den Segeberger Kalkberghöhlen zu sichern und das Travetal zu schützen. Die Beteiligten einigten sich nun darauf, dass das Land die Fledermaus-Stiftung finanziert und der Bund die Kosten für die Travetal-Projekte übernimmt. Hierbei handele es sich beispielsweise um die Überwachung der Geschwindigkeitsbegrenzung, die Errichtung eines Waldsaums an der Trave sowie eine fischottergerechte Querung der B432, informierte Madsen.
Naturschutz statt Gerichtskosten
Auch Umweltminister Tobias Goldschmidt freute sich über die gemeinsame Lösung von Land und BUND. Da ein Projekt wie der Bau der A 20 immer mit Belastungen für die Natur einhergehe, seien die Vorkehrungen zum Naturschutz auf diesem Abschnitt ein echter Gewinn, sagte er. "Es ist deutlich sinnvoller, das Geld in den Naturschutz in Schleswig-Holstein als in Gerichtskosten oder Baukostensteigerungen zu investieren", ergänzte Verkehrsminister Madsen.
Neben dem Segeberger Teilabschnitt sind weitere Strecken der A20 geplant: So liegt für die Elbquerung nach Niedersachsen beispielsweise bereits das Baurecht vor. Die Beschlüsse zur Baugenehmigung für die weiteren Abschnitte der A20 werden noch erwartet.
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