Seit zehn Jahren wird an mehr als 50 Schulen in Schleswig-Holstein die Regionalsprache Niederdeutsch unterrichtet. Bei einer Veranstaltung im Landtag wurde diese Erfolgsgeschichte nun gefeiert.
Fast zwei Drittel der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner verstehen sie, wirklich sprechen können es jedoch bedeutend weniger: Die Rede ist von der Regionalsprache Niederdeutsch. Dabei ist "Platt" in ganz Schleswig-Holstein zuhause – vor allem jedoch bei der älteren Generation.
Eine Erfolgsgeschichte
Damit auch immer mehr junge Menschen mit dem Niederdeutschen in Kontakt kommen, haben Landesregierung, Landtag und der Schleswig-Holsteinische Heimatbund vor zehn Jahren das gemeinsame Projekt "Modellschule Niederdeutsch" gestartet. 27 Grundschulen waren damals an den Start gegangen, um ihren Schülerinnen und Schülern die Regionalsprache beizubringen – inzwischen sind es mehr als 50.
Feierstunde im Landtag
In einer gemeinsamen Feierstunde erinnerten die Initiatoren des Projekts an die Anfänge der Modellschulen und zogen eine positive Bilanz. "Das Plattdeutsche ist gerade für Kinder und Jugendliche von unschätzbarem Wert. Es ist eine unserer Heimatsprachen, die in vielen Regionen sehr lebendig ist und die Identität vieler Menschen in Schleswig-Holstein prägt", sagte der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen.
Rund 3.700 Schülerinnen und Schüler würden inzwischen in den Modellschulen vom Niederdeutsch-Unterricht profitieren. "Ich bin immer wieder beeindruckt, mit wie viel Energie, Freude und Kreativität Lehrkräfte sich über den eigentlichen Unterricht der Sprache hinaus für das Plattdeutsche in ihren Schulen einsetzen; sei es mit Projekttagen, Theater- und Musicalaufführungen, Festen und Ritualen, die in das Schulleben integriert werden." Oft seien das die Menschen, für die Plattdeutsch zu ihrer eigenen sprachlichen und familiären Biografie gehöre, erklärte Callsen: "Plattdeutsch verbindet so die Generationen und stärkt den Zusammenhalt."
Dank für das große Engagement
In seinem Grußwort dankte der Minderheitenbeauftragte all denen, die in den vergangenen zehn Jahren zum Erfolg des Projekts beigetragen haben. "In Schulen, Verbänden, den Niederdeutsch Zentren, Stiftungen und Verlagen sind alle mit Herzblut dabei. Das ist wunderbar und verdient Anerkennung und großen Dank."
"Die Erfolgsgeschichte passt in drei Wörter: ‚Wi snackt Platt‘ steht auf dem Schild, das mittlerweile an 51 Modellschulen Niederdeutsch hängt", sagte Bildungsministerin Karin Prien. "Ich freue mich, dass die Nachfrage weiterhin groß ist und "Niederdeutsch" an immer mehr Schulen zu einem selbstverständlichen Angebot wird. Es gelingt uns so, Kinder früh an ihre Regionalsprache heranzuführen." Das Bildungsministerium unterstütze die Modellschulen von Beginn an mit zusätzlichen Lehrerwochenstunden, eigens erarbeiteten Lehr- und Lernmaterialien für den Niederdeutsch-Unterricht sowie einem umfangreichen Fortbildungsangebot für Lehrkräfte.
Schützenswertes Kulturgut
Zu den Initiatoren des damaligen Modellversuches gehörten auch der Schleswig-Holsteinische Landtag. "Niederdeutsch gehört zu den Sprachschätzen unseres Landes, in dieser Heimatsprache kann man das Land und die Leute oft viel besser und genauer beschreiben als auf Hochdeutsch", sagte Annabell Krämer, Vizepräsidentin des Landtages. Das Niederdeutsche sei ein identitätsstiftendes und schützenswertes Kulturgut für Schleswig-Holstein. "Daher ist es wunderbar, dass sich dieses Projekt in den vergangenen zehn Jahren so gut entwickelt und etabliert hat. Ein großer Dank gilt allen Schulleitungen und Lehrkräften, die das Projekt durch ihre Leidenschaft zu solch einem Erfolg machen."
Der erste Vizepräsident des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes (SHHB), Professor Holger Gehrt, ebenfalls Mitinitiator, ergänzte: "Wir setzen uns für Plattdeutsch in Gesellschaft und Kultur ein sowie insbesondere auch dafür, dass auch Kinder und junge Menschen mit der Sprache in Kontakt kommen. Die aktuellen Modellschulen sind ein wichtiger Baustein, um die niederdeutsche Sprache weiterhin lebendig zu halten und frühe Mehrsprachigkeit zu fördern."
Projekt mit Vorbildcharakter
Die 27 Modellschul-Grundschulen mit ihrem "freiwilligen Unterrichtangebot Niederdeutsch" waren 2014 Vorreiter. Heute sind weitere zwölf Grundschulen sowie zwölf Schulen mit Sekundarstufe I hinzugekommen – davon fünf Gymnasien. Im kommenden Schuljahr werden voraussichtlich zwei weitere Schulen mit einem Niederdeutsch-Angebot für ihre Schülerinnen und Schüler starten. Ein Projekt mit Vorbildcharakter: Inzwischen gibt es auch ein Modellschulprojekt für Friesisch und Dänisch.
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