Zum EU-Projekttag an der Kieler Humboldtschule hat sich Digitalisierungsminister Dirk Schrödter den Fragen von Schülerinnen und Schülern gestellt – und intime Details aus seinem Arbeitsalltag verraten.
Wie kann die Digitalisierung an Schulen vorangebracht werden? Wird ein kostenfreier ÖPNV möglich sein? Sind die Klimaziele für 2045 realistisch? Drängende aktuelle Fragen, die besonders junge Menschen interessieren – und die sie am Kieler Humboldt-Gymnasium im Rahmen des EU-Projekttages Digitalisierungsminister Dirk Schrödter stellen konnten.
Beim Besuch Dirk Schrödters wollten die rund 30 Schülerinnen und Schüler der WiPo-Profilkurse zunächst wissen, wie der Minister und Chef der Staatskanzlei in die Politik gekommen ist, was seine Aufgaben sind und wie sein Arbeitsalltag aussieht. Schrödter skizzierte einen klassischen Dienstag: Telefonbesprechung mit den CDU-regierten Ländern um 7.30 Uhr, anschließend Bürobesprechungen, dann die Kabinettssitzung für alle Länder gleich um 10 Uhr, manchmal eine kurze Mittagspause, Rede- und Antwort-Stehen in der Fraktionssitzung um 14 Uhr, gefolgt von weitere Besprechungen und Terminen mit externen Gästen. Auf diese legt der Digitalisierungsminister trotz häufiger 16-Stunden-Arbeitstage besonderen Wert: "Wir wollen viele Gespräche führen, um wichtige und wertvolle Blicke von außen zu erhalten, die unsere Arbeit und Gedanken bereichern."
Bei der anschließenden, von Schülern moderierten Diskussionsrunde standen die Themen Digitalisierung und Bildung, Infrastruktur und Verkehrspolitik sowie Energiepolitik und Windkraft im Fokus.
"Glasfaser und schnelles Internet sind nur die Basis für die Digitalisierung an Schulen", sagte Schrödter. "Wir wollen aber vor allem Lernplattformen und Anwendungen entwickeln und diese in den Unterricht integrieren. Dafür benötigt es didaktische Konzepte, ein Serviceangebot und Kompetenzerweiterung für die Lehrkräfte. Hier wird das Land unterstützen." Schrödter nannte als Digitalisierungsbeispiel eine KI-gestützte Lese-App, aus der individuell auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern abgestimmte Lehrempfehlungen abgeleitet werden können. Ebenso laufe die Ausstattung an Schulen mit Endgeräten für das Schulpersonal. Schrödter machte deutlich, dass die Zukunft unter anderem cloudbasiert sei und in dem Kontext die digitale Souveränität eine wichtige Rolle spiele. "Wir brauchen Lösungen, die uns unabhängiger machen von großen Konzernen außerhalb der EU-Datenschutzstandards. Diese müssen nicht nur gut programmiert, sondern vor allem auch benutzerfreundlich sein." Die Verwaltung sieht Schrödter auch als Innovationstreiber für Unternehmen der Digitalwirtschaft im Land.
Attraktiver ÖPNV hängt eng mit Digitalisierung zusammen
Bei dem zweiten Themenschwerpunkt Infrastruktur interessierte die Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Profilklassen vor allem die Möglichkeiten, den ÖPNV zu verbessern und Tickets kostenfrei anzubieten. Schrödter erläuterte, dass ein attraktiverer ÖPNV mit flexiblen Angeboten in Städten und auf dem Land eng mit der Digitalisierung zusammenhänge, eine Ticketbepreisung dagegen vor allem eine Finanzierungsfrage sei. Als Beispiel nannte er das 49-Euro-Ticket, das das Land viel Geld koste. "Wir sollten die knappen öffentlichen Gelder und Ermäßigungen dort einsetzen, wo wir auch sozialpolitisch Handlungsbedarf und Notwendigkeiten haben."
Akzeptanz in der Bevölkerung
Das abschließende Diskussionsthema Windkraft und Energiepolitik verknüpfte Schrödter mit der Abwägung zwischen Naturschutz und Klimazielen sowie der notwendigen Akzeptanz in der Bevölkerung: "Die Unterstützung steigt, wenn die Menschen erkennen, wie sie selbst vom Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren – zum Beispiel durch Steuereinnahmen, durch Arbeitsplätze oder eine neue Kita vor Ort." Die Windenergie an Land alleine reiche aber nicht aus, hinzu kämen auch der Ausbau der Offshore-Windenergie, der Photovoltaik und der grünen Wasserstoffwirtschaft.
Europa bei jungen Menschen präsenter machen
Schrödter freute sich über das Engagement des Humboldt-Gymnasiums zum EU-Projekttag, den gemeinsamen Austausch und die kritischen Nachfragen. Seit 2007 veranstaltet die Bundesregierung jährlich den "EU-Projekttag an Schulen". Das Format verfolgt das Ziel, das für Deutschland wichtige Thema "Europa" bei jungen Menschen präsenter zu machen. Junge Menschen sollen so einen authentischen, altersgerechten Einblick in Fragestellungen, Abläufe und Möglichkeiten politischer Entscheidungsfindung in Europa sowie Verständnis für die Arbeit von Politikerinnen und Politikern bekommen.
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