Klage gegen Segeberger A20-Abschnitt abgewendet – Ministerpräsident Günther: "Durchbruch für das wichtigste Verkehrsprojekt unseres Landes"
Letzte Aktualisierung: 12.11.2025
BAD SEGEBERG. Nach 16 Jahren juristischen Tauziehens um den Weiterbau der A20 rund um Bad Segeberg ist die letzte Hürde genommen: Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wird seine im Mai beim Bundesverwaltungsgericht eingereichte Klage gegen die Baugenehmigung für den 10-Kilometer-Abschnitt zwischen Weede und Wittenborn zurückziehen. Im Gegenzug verpflichtet sich das Land zur Errichtung einer Stiftung "Fledermausschutz Schleswig-Holstein" mit einem Stiftungskapital von 14 Millionen Euro. Das ist – neben weiteren Naturschutzmaßnahmen im Segeberger Travetal – Kern einer außergerichtlichen Einigung, die Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen in mehrmonatigen Gesprächen mit BUND und NABU sowie der Autobahn GmbH des Bundes und der Projektgesellschaft DEGES getroffen hat.
"Damit lösen wir unser Versprechen ein, die Menschen in und um Bad Segeberg von Lärm, Abgasen und Autokolonnen zu erlösen", sagte Ministerpräsident Daniel Günther heute (12. November) nach Unterzeichnung der Vereinbarung in Bad Segeberg. "Wir hätten uns das zwar deutlich früher gewünscht, aber mit dieser Einigung haben wir einen Kompromiss erzielt, der einmal mehr zeigt, dass sich Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen lassen. Für das wichtigste Verkehrsprojekt in Schleswig-Holstein mit einer Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus ist das heute der Durchbruch. Für die Region, das Land und die Wirtschaft ist das eine großartige Nachricht."
Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder begrüßte die außergerichtliche Einigung und bezeichnete die A20 als eine der wichtigsten Autobahnen in Deutschland. Mit Blick auf die drei Milliarden Euro, die aus dem Sondervermögen des Bundes für Bundesfernstraßen mobilisiert werden sollen, sagte er weiter: "Wir haben gesagt: Sobald es bestandskräftiges Baurecht gibt, wird sich der Bund unmittelbar um die Finanzierung kümmern. Noch befindet sich der Haushalt im parlamentarischen Verfahren. Aber mein Haus plant, Baufreigaben für alle Projekte, die baureif sind, sehr zeitnah zu erteilen, sobald sich der Haushalt konkretisiert hat. Dies gilt auch für die A20", so Schnieder.
Laut Ministerpräsident Daniel Günther und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen werde der Baubeginn durch die federführende Projektgesellschaft DEGES in der ersten Hälfte des kommenden Jahres angestrebt. "Unser Ziel ist es, dass ab 2031 weder die Pendlerinnen und Pendler, noch der Güterverkehr oder die Gäste der Karl-May-Spiele vor Bad Segeberg im Stau stehen", sagte Günther. Er dankte dem BUND-Landesvorsitzenden Dietmar Ulbrich sowie Landesgeschäftsführer Ole Eggers für die Gesprächs- und Verhandlungsbereitschaft, so dass für diesen Abschnitt nun eine gute Lösung gefunden wurde. Günther erinnerte daran, dass von den 112 Kilometern A20 auf schleswig-holsteinischem Boden gerade einmal 39 Kilometer unter Verkehr seien.
Laut Verkehrsminister Madsen werden in den kommenden Wochen die letzten technischen Details der Stiftung geklärt und seitens der DEGES die Vorbereitungen für die europaweite Ausschreibung des 550-Millionen-Euro-Projekts getroffen. Erleichtert zeigte sich Madsen zudem, dass die Landesregierung mit der Einigung das vom Bund zu finanzierende Autobahn-Teilstück rechtzeitig zu den Haushaltsberatungen des Bundestages über die Ziellinie bringe. "Das war besonders wichtig, denn angesichts der auch beim Bund knappen Haushaltsmittel sowie der drastischen Baukostensteigerungen wäre jede weitere Verzögerung extrem kostspielig", so der Minister.
Umweltminister Tobias Goldschmidt sagte: "Ich freue mich, dass ein so starkes Paket gelungen ist. Ein solches Bauprojekt geht immer mit erheblichen Belastungen für die Natur einher, angefangen beim Bau bis hin zu den Beeinträchtigungen durch den Verkehr. Dass wir den Ausbau auf diesem Abschnitt nun mit einer so starken Naturschutzmaßnahme flankieren, ist ein echter Gewinn."
Im Mittelpunkt der seit Mai laufenden Gespräche mit dem BUND – der NABU hatte auf eine Klage verzichtet, an den Verhandlungen aber teilgenommen – standen Forderungen der Umweltschützer zur Sicherung der Fledermaus-Flugrouten zur Segeberger Kalkberghöhle sowie Maßnahmen zum Schutz des Travetals. Während das Land die Fledermaus-Stiftung finanziert, übernimmt der Bund die Kosten der Travetal-Projekte. Dabei handelt es sich laut Madsen unter anderem um eine Überwachung der Geschwindigkeitsbegrenzung, die Errichtung eines Waldsaums an der Trave nördlich der Bundesstraße B432, ein Messprogramm zur Erfassung der Hangwasserzuflüsse im Travetal oder die fischottergerechte Querung der B432. Madsen betonte zudem: "Es ist deutlich sinnvoller, das Geld in den Naturschutz in Schleswig-Holstein als in Gerichtskosten oder Baukostensteigerungen zu investieren."
Auch Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen zeigte sich über die Einigung sehr erleichtert: "Nach Monaten intensiver Gespräche und schwieriger Abwägungen ist es eine große Erleichterung, die jahrelange Ungewissheit endlich zu beenden. Wir schaffen Planungssicherheit, perspektivische Entlastung für die Menschen in Bad Segeberg und verlässliche Lösungen für Natur und Artenschutz. Mit der klaren Gewissheit, dass die A20 kommt, setzen wir ein wichtiges Signal für die Region. Mein Dank gilt allen, die durch ihren konstruktiven Beitrag diesen Durchbruch möglich gemacht haben."
Der Planungsstand der übrigen A20-Abschnitte:
Neben dem Segeberger Teilabschnitt 3 (siehe Grafik) liegt auch für die Elbquerung nach Niedersachsen (Abschnitt 8) bereits Baurecht vor. Für den Abschnitt 7 im Kreis Steinburg von der A23 bis zur B431 soll der Planfeststellungsbeschluss noch in diesem Jahr erlassen werden. Für die Teilstrecke 4 von Wittenborn bis zur A7 wird ein Planfeststellungsbeschluss im zweiten Halbjahr 2026 erwartet. Für die beiden Abschnitte 5 und 6 (von der A7 bis zur A23) sollen die Anträge im zweiten Halbjahr 2027 gestellt werden.
Verantwortlich für diesen Pressetext: Vivien Albers, Frauke Zelt | Düsternbrooker Weg 104, 24105 Kiel | Tel. 0431 988-1704 | E-Mail: regierungssprecherin@stk.landsh.de | Medien-Informationen im Internet: www.schleswig-holstein.de
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