Die OAPVO ist im Schuljahr 2021/22 in Kraft getreten und gilt für die Schülerinnen und Schüler, die im August 2021 in den Einführungsjahrgang kamen. Das erste Abitur nach dieser OAPVO wurde im Jahr 2024 abgenommen.
Lernen in der Profiloberstufe
Kernstück der Oberstufe ist, dass nicht mehr vier, sondern drei Fächer – zwei Kernfächer (aus Deutsch, Mathematik, Fremdsprache) und ein gewähltes Profilfach – auf erhöhtem Niveau unterrichtet werden. Für jedes Fach auf erhöhtem Niveau wird der Unterricht auf fünf Stunden erhöht.
Damit hat sich Schleswig-Holstein dem bundesweiten Trend angepasst und trägt zur besseren Vergleichbarkeit der Abschlüsse bei. Die Schülerinnen und Schüler hingegen können durch die Auswahl von zwei Kernfächern aus dreien noch besser ihren Neigungen entsprechende Schwerpunkte setzen. Die fünfte Wochenstunde in den drei Fächern auf erhöhtem Niveau ist ein wichtiger Baustein: Sie reduziert Zeitdruck, entlastet und ermöglicht mehr Vertiefung.
Mehr Flexiblität
In der Oberstufe wird auf einen starren Fächerverbund verzichtet. Das neu geschaffene Profilseminar verschafft den Schulen und den Schülerinnen und Schülern gleichermaßen mehr Flexibilität. Die Schule hat insgesamt mehr Entscheidungsspielräume bei der Frage, wie viele affine Fächer zu einem Profil gehören. Sie kann etwa im Biologie-Profil eine weitere Naturwissenschaft verpflichtend einbauen oder stattdessen ein Seminar anbieten.
- Grundniveau-Kurse können länger unterrichtet werden,
- Die Schulen können entscheiden, ob sie die ästhetischen Fächer bis zum Abitur fortführen. Das heißt, die Schulen haben die Möglichkeit, ästhetische Fächer auch im zweiten Jahr der Qualifikationsphase für alle zu unterrichten und dafür das zum Profil gehörende Seminar oder affine Fach nach dem ersten Jahr der Qualifikationsphase auslaufen zu lassen. Auch andere Fächer können von dieser Verlängerungsoption profitieren.
- Die Fächer Geografie und Wirtschaft/Politik müssen nicht nur im Einführungsjahr, sondern auch im ersten oder im zweiten Halbjahr der Qualifikationsphase beide belegt werden.
- Das fächerübergreifende Arbeiten bekommt einen festen Rahmen durch ein Seminar, das in jedem Profil angeboten wird.
- Die Berufliche Orientierung bekommt einen festen Platz im Einführungsseminar in der E-Phase.
- Informatik kann als Profilfach gewählt werden.
- Für das sprachliche Profil sind nur noch zwei Fremdsprachen statt bisher drei verpflichtend, was insbesondere für die Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschulen den Zugang zu diesem Profil erleichtert.
- Die Einbringungspflichten wurden angepasst: Aus der Qualifikationsphase gehen 36 Halbjahresnoten in das Abitur ein, das sind durchschnittlich fünf Halbjahresnoten weniger als die Schülerinnen und Schüler insgesamt ablegen.
Evaluation
Das DIPF I Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt hatte die Oberstufe an den schleswig-holsteinischen Gymnasien und Gemeinschaftsschulen im Auftrag des Bildungsministeriums untersucht.
Zentrale Frage der Evaluation war, wie die Neuerungen von den Schulen aufgenommen und umgesetzt wurden und welche Herausforderungen sich dadurch ergaben. Das zentrale Element der Neuen Oberstufe – die Niveaudifferenzierung in den Kernfächern – hat Zustimmungswerte von 94 Prozent bekommen und 78 Prozent der Schulleitungen waren der Ansicht, dass eine individuellere Förderung möglich sei.
Gleichwohl zeigte die Evaluation auch Herausforderungen der neuen Profiloberstufe und wo noch Unterstützungsbedarf besteht. So ergab die Studie, dass die Niveaudifferenzierung bei der Stundenplanung, der Kurseinrichtung und der Personalplanung eine große Herausforderung darstellt. Die daraus resultierenden längeren Schultage hatten zudem negative Auswirkungen für die Schülerinnen und Schüler.
Weiterentwicklung
Nach der Reform von 2020 soll die Oberstufe an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen nun weiterentwickelt werden. Ein zentraler Punkt ist das Unterrichtsprogramm. Unter anderem sollen die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit bekommen zum vertiefenden Arbeiten, zur Persönlichkeitsentwicklung und zur angemessenen Vorbereitung auf die Abiturprüfungen.