An den schleswig-holsteinischen Schulen wird mehr gelesen und mehr vorgelesen.
Letzte Aktualisierung: 28.03.2025
Es gibt mehr Lesezeit für die Schülerinnen und Schüler. So holen sie auch im internationalen Vergleich bei der Lesedauer auf: Bisher liegt diese in den vierten Jahrgängen in Deutschland bei 141 Minuten pro Woche, zukünftig sollen in Schleswig-Holstein mindestens 60 Minuten hinzukommen. Das gelingt über unterschiedliche Projekte und Angebote.
Leseband.SH
Grundschulen sollen zu Leseschulen werden. Zum Beispiel mit dem Leseförderkonzept "Leseband.SH". Jeden Tag wird 20 Minuten lang verbindlich gelesen - eingeläutet mit dem Schulgong. Gelesen wird in allen Unterrichtsfächern, Klassen und Jahrgangsstufen. Ziel ist, die Leseflüssigkeit und die Lesefreude der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Denn das Lesen ist die Grundlage für Bildungsfähigkeit und gesellschaftliche Teilhabe.
Neben den wissenschaftlich begleiteten 30 Grundschulen setzen inzwischen viele weitere Grundschulen dieses Konzept zur systematischen Leseförderung um. Entwickelt hat das Programm Prof. Dr. Steffen Gailberger, der den Lehrstuhl für Literatur- und Mediendidaktik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) leitet. Er begleitet die Umsetzung des Konzeptes und die wissenschaftliche Evaluation. Prof. Gailberger: "Einerseits ist ein Leseband zunächst einmal nichts anderes als eine Organisationseinheit, also eine für fünf Tage in der Woche festgelegte Zeit, in der in der gesamten Schule zeitgleich gelesen wird. Das schafft Verbindlichkeit und Verbindlichkeit führt zu Erfolg. Auf der anderen Seite bzw. jenseits der Organisation besteht ein Leseband aus einem Bündel verschiedener Förderverfahren, die die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt, ernst nimmt und produktiv wendet. Einige der von uns vorgeschlagenen Methoden fördern die ganz schwachen, einige Methoden die mittleren, und einige Methoden, wie bspw. das Hörbuchlesen, sind für die starken Schülerinnen und Schüler vorgesehen, zu denen wir natürlich alle Kinder im Laufe der Zeit hinführen wollen. Im Sinne der Inklusion gibt es aber auch einige Methoden, in denen die stärkeren und schwächeren Kinder voneinander profitieren, bspw. beim Tandemlesen oder beim Lesen mit dem Ich-Du-Wir-Würfel. Da das Leseband organisatorisch relativ einfach implementiert werden kann, die Schülerinnen und Schüler das Lesen in Lesebändern lieben und gleichzeitig an sich selbst beobachten können, wie ihr Lesen sukzessive besser wird, überrascht mich der Erfolg des Lesebandes keineswegs."
Auswahl verschiedener Methoden
Je nach Sprach- und Lesestand der Schülerinnen und Schüler in den Lerngruppen wählen die Lehrkräfte aus unterschiedlich anspruchsvollen Lesefördermethoden aus. Das reicht von Vorlesen und Zuhören über Vorlesen und Mitlesen (auch Chorisches Lesen genannt) bis zu Tandemlesen, Lesen mit dem Ich-Du-Wir-Würfel, Vorlesetheater oder Lesen mit Hörbüchern. Die Schülerinnen und Schüler sollen am Ende in einer angemessenen Lesegeschwindigkeit Wörter und Sätze ohne große Anstrengung lesen können.
Zur Umsetzung der Methoden stehen den Lehrkräften Fortbildungsangebote und eine von Prof. Dr. Gailberger verfasste Handreichung zur Verfügung.
Lesen entscheidet über den Lernerfolg in allen Fächern und wer nicht lesen kann, ist ausgeschlossen von vielem."
Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur Karin Prien
Lernstandserhebungen und ein fortlaufendes Monitoring sollen zeigen, welche Fortschritte die Schülerinnen und Schüler machen. Mittlerweile nehmen alle Grundschulen, die PerspektivSchulen im Startchancen-Programm sind, daranteil. Geplant ist, das Konzept zeitnah auf die Jahrgangsstufen 5. und 6. auszuweiten.
Niemanden zurücklassen - Lesen macht stark
"Lesen macht stark" ist die Botschaft des Programmes zur Förderung der Lesekompetenz. Immer mehr Schulen nehmen an dem wissenschaftlich begleiteten Programm teil, es gibt spezielle Materialien, Fortbildungen, einen Zertifikatskurs und eine Online-Sprechstunde. mehr lesen
SH. liest und Buddy Bo
An den Schulen wird seit 2024 ein Zeichen für das Lesen gesetzt – mit dem neuen Format SH.liest. Alle Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur zehnten Jahrgangsstufe nehmen an diesem Tag in der ersten Stunde das Lesen in den Blick und beschäftigen sich auf vielfältige Weise mit den Themen Lesen und Bücher. Unabhängig vom Fach findet eine Art Lese-Flashmob statt, in der zur gleichen Zeit das Lesen, das Vorlesen oder andere Aktionen rund um das Buch von Bedeutung sind. Das Interesse und die Freude der Kinder und Jugendliche an Literatur und das Gemeinschaftsgefühl sollen gestärkt werden. Lesen ist toll und gemeinsam macht es noch mehr Spaß! ist das Leitgedanke von SH.liest.
Gestaltungsmöglichkeiten gibt es viele. Es können Vorleserinnen und Vorleser eingeladen werden: Prominente wie Sportlerinnen und Sportler, Schauspielerinnen und Schauspieler oder Persönlichkeiten wie Bürgermeisterinnen und Bürgermeister oder Autorinnen und Autoren oder Eltern, die beispielsweise in ihrer Muttersprache vorlesen, um die Sprachenvielfalt an der Schule zu leben. Es kann auch ein Austausch über Bücher angeregt werden, eine Buchpräsentation organisiert werden oder Plakate mit Lieblingsbüchern gestaltet werden.
Die Trainings-AppBuddy Bounterstützt Grundschülerinnen und Grundschüler beim Leselernprozess. Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufe können mit Hilfe der App ihren Leseprozess automatisieren – und zwar beim Lesen von Buchstaben, Silben, Wörtern und Sätzen. Ziel ist es, dass Kinder am Ende der Grundschulzeit 120 Silben pro Minute flüssig und sinnentnehmend lesen können. Buddy Bo ist der Name des Roboters, der die Schülerinnen und Schüler durch die App begleitet. Die App ist Bestandteil des IQSH-Programms „Niemanden zurücklassen – Lesen macht stark“. mehr lesen
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