KIEL/BRUNSBÜTTEL. Umweltminister Tobias Goldschmidt hat heute im Umwelt- und Agrarausschuss des schleswig-holsteinischen Landtags (UMWA) eine Zwischenbilanz der Vorkommnisse im Zuge der Ölhavarie im Nord-Ostsee-Kanal gezogen. Im Dezember 2022 kam es dabei zu einem der größten Ölunfälle in der Geschichte des Landes. Im Bereich der Bundeswasserstraße bei Brunsbüttel wurden während der Bekämpfungsmaßnahmen rund 300.000 Liter Rohöl, wasser- und landseitig, mit speziellen Ölbekämpfungsgerätschaften aufgenommen. Ursache für den Unfall war eine defekte Leitung an der Pipeline, die vom Elbehafen zur Raffinerie Heide führte. Eine Umweltkatastrophe, wie sie vielen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern im Zuge der Havarie der PALLAS im Jahr 1998 noch in Erinnerung sein dürfte, konnte verhindert werden.
„In den letzten Monaten haben wir uns tief über die Prozesse im Zuge des Ölunfalls gebeugt. Stand heute fallen die ökologischen Auswirkungen gering aus. Das ist eine gute Nachricht. Mit Schadenseintritt haben die unterschiedlichen Rädchen ineinandergegriffen, sodass Schlimmeres verhindert werden konnte. Dies verdanken wir nicht zuletzt dem hervorragenden Zusammenspiel der Behörden sowie den Bemühungen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Deutschem Rotem Kreuz, des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) und des Havariekommandos. Wir können selbstbewusst sagen: Das Land ist für große Schadenslagen gut aufgestellt und das ist für mich die wichtigste Erkenntnis des Berichtes. Gewisse Stellschrauben haben wir nochmal nachgezogen, um beim nächsten Mal noch schneller reagieren zu können. Der LKN.SH wird zukünftig bei ähnlichen Vorfällen direkt Proben ziehen, um Herkunft und Ursachen des Unfalls unverzüglich identifizieren zu können. Und auch bei der internen Stabsarbeit gehen wir nochmal ins Fine-Tuning“
, sagte Goldschmidt.
Um zu überprüfen, ob der Ölunfall eine Auswirkung auf die Natur und Umwelt hat, wurde durch das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN), in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt (LfU), dem LKN.SH sowie der Raffinerie Heide ein Monitoring-Konzept erstellt. Das Monitoring dauert aktuell noch an. Bisher wurden keine signifikanten Auswirkungen auf den Zustand des Gewässers und den dazugehörigen Grund festgestellt. Auch wurden keine weiteren verölten Vögel oder andere Tiere gefunden beziehungsweise gesichtet. Die Probenentnahmen für die Untersuchung der Fische fanden Anfang Mai statt. Die analytische Untersuchung der Fischproben erfolgt im Thünen Institut, welches als Forschungsinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) liegt.
Die Evaluierung der Kommunikationswege im Schadensfalls ist abgeschlossen. Bei den Gesprächen mit den beteiligten Behörden wurde der Ablauf der komplexen Schadenslage durchgehend als sehr gut beschrieben. Trotzdem sind Handlungsbedarfe identifiziert worden. Diese befinden sich im Wesentlichen im Bereich der internen Abläufe. Hier ist vor allem die Durchhaltefähigkeit in den Stäben zu verbessern, um auch länger andauernden Schadenslagen begegnen zu können. Zudem muss nach der Coronapandemie der Fokus wieder auf Ausbildung und Übung im Bereich der Stabsarbeit gelenkt werden. Die identifizierten Handlungsabläufe hatten keine negativen Auswirkungen auf den Verlauf der Schadenslage.
Erste Konsequenzen aus dem Ölunfall sind beziehungsweise werden derzeit umgesetzt. Der LKN.SH wurde angewiesen, bei einer Verunreinigung auf den Gewässern zukünftig Proben zu nehmen, um im Fall eines Schadstoffunfalls bzw. einer Meeresverschmutzung festzustellen, um welchen Gefahr-/ Schadstoff es sich handelt. Dies soll eine unterstützende Maßnahme sein, um gegebenenfalls den Schadens-/ Austrittsort schneller zu identifizieren oder zumindest eingrenzen zu können. Das Havariekommando ist dabei, einen Rahmenvertrag mit einem Analyselabor zu schließen, damit entsprechende Proben ausgewertet werden können. Im Rahmen des Vertrags hat das Land Schleswig-Holstein - als Partner des Havariekommandos - ebenfalls die Möglichkeit, auch außerhalb eines komplexen Schadstoffunfalls auf das Labor zuzugreifen.
Konsequenzen gibt es auch im Bereich der Vollzugsbehörde der unteren Wasserbehörde des Kreises Dithmarschen. So findet derzeit eine Aufarbeitung der vorhandenen Rohrleitungspläne statt. Dabei werden die Rohrleitpläne mit den Plänen aus den Genehmigungsunterlagen und gesetzlichen routinemäßigen Untersuchungen abgeglichen und überprüft. Hierzu gehört auch der Abgleich der durchgeführten Prüfungen und Überwachungen mit dem Stand der Technik. Darauf aufbauend findet eine Erstellung bzw. Anpassung des Prüfprogramms statt. Die Umsetzung des ggf. angepassten Prüfprogramms wird von der unteren Wasserbehörde des Kreises Dithmarschen überwacht.
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