KIEL/NEUMÜNSTER. Wie viel Vanille ist in schleswig-holsteinischem Vanilleeis enthalten? Wie kann Schwarzwild auf die afrikanische Schweinepest (ASP) hin getestet werden? Sind Fische aus Binnengewässern mit Umweltschadstoffen belastet? Und wie lässt sich die regionale Herkunft von Lebensmitteln kontrollieren? Diese und viele weitere Fragen beantwortet das Landeslabor Schleswig-Holstein (LSH) mit seiner täglichen Arbeit. In Neumünster werden Lebensmittel und Bedarfsgegenstände geprüft und untersucht, wird die Tiergesundheit überwacht und Umweltmonitoring betrieben. Nun haben Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht und Verbraucherschutzminister Claus Christian Claussen gemeinsam mit Direktorin Katrin Lütjen den Jahresbericht des Landeslabors vorgestellt.
"Mithilfe neuer Techniken und durch eine ständige Anpassung, Weiterentwicklung und auch Neuentwicklung von Methoden können wir nicht nur unsere tägliche Arbeit kontinuierlich verbessern, sondern auch neue Fragestellungen und Anforderungen meistern"
, sagt Katrin Lütjen, Direktorin des Landeslabors. Das Labor konnte – unterstützt mit Mitteln aus IMPULS 2030 – im Jahr 2019 rund 1,6 Millionen Euro in neue, zukunftsfähige Analysentechniken investieren.
So ist im vergangenen Jahr das Schwarzwild-Monitoring intensiviert worden – lange bevor in Brandenburg erste ASP-Fälle nachgewiesen worden sind. Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht lobt das Engagement: "Um eine erfolgreiche Eindämmung von Tierseuchen wie der ASP gewährleisten zu können, ist eine frühe Erkennung des Viruseintrages von immenser Bedeutung. Hier leistet das Landeslabor einen entscheidenden Beitrag, indem es die aktuelle Entwicklung kontinuierlich im Blick behält."
Innerhalb nur weniger Tage können infizierte Wildschweine an einer ASP-Infektion verenden; das Virus bleibt jedoch in den Kadavern über lange Zeit infektiös und kann weitere Wildschweine infizieren. Im Landeslabor sind im Jahr 2019 insgesamt 3.392 Proben Schwarzwild auf ASP hin untersucht worden. Mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion können bereits sehr geringe Virusmengen nachgewiesen werden. Auch die Untersuchungszahlen des Fallwilds haben sich stark erhöht. Landeten im Jahr 2018 noch 53 Proben auf den Labortischen in Neumünster, so waren es im Jahr 2019 bereits 137. Im Jahr 2020 sind allein bis jetzt schon 111 Proben analysiert worden.
Der Ablauf von der Probennahme über die Untersuchung und die Auswertung kann unter nachfolgendem Link eingesehen werden. Das Landeslabor hat dies in einem Filmveranschaulicht.
Um die Herkunft von Äpfeln aus Schleswig-Holstein zu bestimmen, ist am Landeslabor das Projekt "AuthentiSH gestartet worden. Der Hintergrund: Die Bedeutung der Regionalität und Herstellungsarten von Lebensmitteln haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Für Verbraucher ist eine verlässliche Auskunft über die Herkunft ihrer Lebensmittel und auch damit einhergehende Lieferwege immer bedeutsamer. Auch die Unterstützung ortsansässiger Betriebe rückt zunehmend in den Fokus.
Verbraucherschutzminister Claus Christian Claussen: "Die Bekämpfung von Irreführung und Täuschung von Verbrauchern hat in der Lebensmittelüberwachung seit je eine große Bedeutung und ist die Grundlage für die Aufklärung und Vermeidung von Lebensmittelbetrug. Wir haben daher den Startschuss für das Projekt "AuthentiSH" im Landeslabor gegeben, mit dem die analytische Bestimmbarkeit der Herkunft und Produktionsbedingung von Äpfeln aus Schleswig-Holstein geprüft werden soll. Äpfel mit Birnen vergleichen war gestern; heute sind wir in der Lage Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen – und das sehr präzise."
Wie genau sieht diese Prüfung aus? Für die Kontrolle der Authentizität von Produkten, also die Überprüfung der Echtheit, ist die NMR-Spektroskopie eine zukunftsweisende Analysentechnik. Mit einer einzigen Messung kann eine Vielzahl von Stoffen erfasst werden und somit ein sogenannter Fingerabdruck erstellt werden. Durch diese zielgerichtete Analyse zur quantitativen Bestimmung von Inhaltsstoffen eignet sich das Verfahren im Umkehrschluss auch für die nicht-zielgerichtete Analyse zur Detektion und Identifizierung von verbotenen oder untypischen Substanzen. Mit dem Projekt "AuthentiSH" initiiert das Landeslabor Schleswig-Holstein ein Vorhaben, das nach erfolgter Methodenentwicklung die analytischen Untersuchungen erweitert. So können auch langfristige Veränderungen erkannt werden und damit die mögliche Grundlage für eine Beurteilung der Herkunft liefern.
Hintergrund
Das Landeslabor Schleswig-Holstein (LSH) ist eine obere Landesbehörde und als zentraler behördlicher Dienstleister und Überwachungsbehörde für den gesundheitlichen Verbraucher- und Umweltschutz zuständig. Es kümmert sich um Tierseuchendiagnostik sowie um die Überwachung von Futtermitteln, die Anwendung von Tierarzneimitteln und um die Handelsklassenüberwachung von Lebensmitteln. Außerdem untersucht es Lebensmittel und Bedarfsgegenstände und im Rahmen eines Umweltmonitorings Gewässer- und Bodenproben beispielsweise auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Bei dem Landesbetrieb arbeiten 237 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zuständig für das Landeslabor ist das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) als Dienstaufsichtsbehörde, die Fachaufsicht ist geteilt: Um den Bereich Lebensmittel und Bedarfsgegenstände kümmert sich das Verbraucherschutzministerium, um alle anderen Bereiche das Landwirtschafts- und Umweltministerium.
Weitere Informationen zum Landeslabor
Patrick Tiede, Julia Marre und Joschka Touré | Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung | Mercatorstraße 3, 24106 Kiel | Telefon 0431 988-7044 | E-Mail: pressestelle@melund.landsh.de | Medien-Informationen der Landesregierung finden Sie aktuell und archiviert im Internet unter www.schleswig-holstein.de | Das Ministerium finden Sie im Internet unter www.schleswig-holstein.de/melund | außerdem bei Twitter: https://twitter.com/melund_sh | Instagram: https://www.instagram.com/melund_sh