Das Zusammenspiel aus Gezeiten, Windrichtung und Windstärke bestimmt die Entstehung von Sturmfluten an der Westküste. Neumond und Vollmond gehen mit stärkeren Tidebewegungen einher. Weht dazu anhaltend starker Wind aus westlicher Richtung, wird das Wasser gegen die Küsten gedrückt und läuft höher auf.
Wie wirken Sturmfluten an der Nordsee?
Schwere Sturmfluten haben über die Jahrhunderte verheerende Folgen für Menschen gehabt. Zuletzt starben im Jahr 1962 Menschen an der Nordseeküste, als zwischen dem 16. und 17. Februar die Deiche an vielen Stellen brachen und Hamburg die schlimmste Flut der Stadtgeschichte bescherten. In Hamburg starben 315 Menschen, in Schleswig-Holsteiner keiner, obwohl Seedeiche auf einer Länge von 150 Kilometern weitgehend zerstört wurden. Doch sie brachen nur an fünf Stellen, unter anderem am unbewohnten Dockkoog in Husum und am Uelvesbüller Koog auf Eiderstedt. Die Menschen, die hier lebten, waren rechtzeitig evakuiert worden. Zudem hielt die zweite Deichlinie. Auch den Küstenverlauf haben die Sturmfluten maßgeblich geprägt: So sind die Nordfriesischen Inseln erst durch die »Zweite Grote Mandrenke« 1634 entstanden.
Wie wirken Sturmfluten an der Ostsee?
Sie wird oft unterschätzt, denn auch hier kann es zu schweren Sturmfluten kommen. Genau genommen muss es Sturmhochwasser heißen, da es hier keine Ebbe und keine Flut gibt. Bei der »Jahrtausendflut« im Jahr 1872 lagen die Wasserstände mehr als drei Meter über dem mittleren Wasserstand; ganze Landstriche zwischen Dänemark und Pommern wurden überflutet, 271 Menschen im Ostseeraum starben, davon 31 in Schleswig-Holstein. Mehr als 15.000 Menschen verloren ihr Dach über dem Kopf, rund 3000 Häuser wurden zerstört.
Was ist der Badewanneneffekt?
Bei länger anhaltendem Sturm aus westlichen Richtungen wird Wasser in die östliche Ostsee gedrückt. Nimmt dann der Wind ab, schwappt das Wasser zurück und führt zu Hochwasser in der westlichen Ostsee, vor den Küsten Schleswig-Holsteins. Kommt dann noch ein starker Ostwind dazu, kann es zu schweren oder sehr schweren Sturmfluten kommen.
Auf einer Rangliste der Sturmfluten seit 1900 erreichte das Orkantief „Sabine“ in der Kategorie »Wasserstand« lediglich Platz 31. Ungewöhnlich war aber die Serie von fünf aufeinanderfolgenden Sturmfluten über drei Tage. Derartige Kettensturmfluten, bei denen das Hochwasser wie bei »Sabine« länger als 150 Stunden stand, sind seit 1900 erst fünfmal aufgetreten, alle nach 1990. 1993 gab es mit »Verena« innerhalb von zwei Wochen sogar zwei Kettensturmfluten mit fünf bzw. acht Sturmfluten.
Wie erfährt man davon?
Sturmflutwarnungen gibt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH, www.bsh.de) heraus. Aktuelle Warnungen zu Wasserständen an der Küste und im Binnenland stellt der LKN.SH unter Hochwasser-Sturmflut-Information Schleswig-Holstein zur Verfügung.
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