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Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) : Thema: Ministerien & Behörden

20. März: Störsperrwerk feiert seinen 50. Geburtstag

Letzte Aktualisierung: 18.03.2025

Das Störsperrwerk war noch kein Jahr alt, als es im Januar 1976 die bis dato höchste Sturmflut an der Westküste abwehrte und die Region vor einer Katastrophe bewahrte. Am 20. März wird dieses imposante Bauwerk 50 Jahre alt. Gefeiert wird der runde Geburtstag im Rahmen des Aktionstages "Die Wilstermarsch erfahren" am 14. September mit einem Tag der Offenen Tür. 

Die Entscheidung, dieses letztlich rund 90 Millionen Mark teure Sperrwerk zu bauen, fiel nach der verheerenden Sturmflut im Februar 1962, die besonders hart die Stadt Hamburg traf und dort 315 Menschen das Leben kostete. In Schleswig-Holstein kam als Folge dieser Sturmflut zwar niemand ums Leben, aber die Deiche wurden auf einer Länge von 150 Kilometern schwer beschädigt. An einigen Stellen brachen sie.
Stadtteile von Itzehoe (Neustadt, Sude) wurden wie das Störtal zum Katastrophengebiet erklärt. Die technische Versorgung brach zusammen, nachdem die Schleswag-Zentrale in Sude geflutet wurde. Tausende verloren in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar ihr Zuhause.
Das Sturmtief „Vincinette“ (Die „Siegreiche“), ein Schock für die Bevölkerung in Hamburg und Schleswig-Holstein, löste den "Generalplan Küstenschutz" aus, mit dem die Landesregierung das Gesamtsystem aller Schutzwerke an den Küsten überprüfen ließ. Ein Plan, der seitdem stetig fortgeschrieben wird und heute noch die Grundlage für den Küstenschutz in Schleswig-Holstein ist.

„Mich beeindruckt, mit wie viel Sachverstand und Weitsicht dieses Bauwerk seinerzeit errichtet worden ist“, sagt Fabian Lücht, der den für konstruktive Bauwerke zuständigen Geschäftsbereich im Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) leitet. Das Land ist Eigentümer des Sperrwerks, betrieben wird es durch den LKN.SH. „Die Zahl 50 klingt schon nach den ersten Gelenkschmerzen, tatsächlich ist unser Geburtstagskind aber noch immer sehr fit – trotz der zahlreichen schweren Sturmfluten, die es mittlerweile schon abgewehrt hat.“
Seit dem 20. März 1976 ist die Nordsee vor dem Störsperrwerk 235 Mal in einer Höhe von mehr als 3,06 Metern über dem Meeresspiegel, also über dem Sturmflutniveau, aufgelaufen. Um das Bauwerk in diesem guten Zustand zu halten, seien aber kontinuierliche Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen notwendig, so Lücht weiter.

Der erste Generalplan von 1963, in dem auch der Bau eines Störsperrwerks aufgenommen wurde, sah u.a. eine Verbesserung der Deichprofile – höher, flacher – und eine Verkürzung der Deichlinie vor. 110 Kilometer konnten allein im Bereich der Elbmarschen durch die mündungsnahe Abdämmung von Pinnau, Krückau und Stör eingespart werden. Die alten Flussdeiche bilden als Mitteldeiche nun die zweite Deichlinie.

„Seit 1975 hat das Sperrwerk sehr große Teile des Kreises Steinburg, inklusive der Stadt Itzehoe, zuverlässig vor schweren Sturmfluten geschützt“, sagt Landrat Claudius Teske. „Seit der katastrophalen Sturmflut im Februar 1962 ist diese Lage im Bewusstsein der

 Einwohner/innen und Verantwortungsträger/innen der Region verankert.“ Itzehoes Bürgermeister Ralf Hoppe ergänzt: „Vor dem Hintergrund der Hochwasser- und Extremwetterereignisse der jüngsten Vergangenheit wissen wir den bewährten Küstenschutz umso mehr zu schätzen: Das Störsperrwerk lässt uns ruhig schlafen. Außerdem ist es als bedeutende Landmarke nach wie vor eine sehenswerte Anlaufstelle für eine ausgedehnte Radtour durch unsere Region“, so Hoppe.

Nach sechsjähriger Planung wurde mit dem Bau des Störsperrwerks im August 1971 begonnen. In einer trockenen, durch einen Ringdeich geschützten Baugrube am Nordufer der Stör, dem größten Nebenfluss der Elbe in Schleswig-Holstein. Der Mündungsverlauf wurde beim Bau verlegt, der ursprüngliche dient heute als Hafen. Dabei wurden 1,3 Millionen Kubikmeter Kleiboden ausgehoben. Die Brücke, die das Sperrwerk überspannt, wurde 1973 eingebaut. Hier verläuft die B431, die die Wilstermarsch mit der Kremper Marsch verbindet. 
Die drei mächtigen, begehbaren Betonpfeiler teilen den Fluss seitdem in vier Öffnungen – zwei mit jeweils 22 Meter Breite für die Schifffahrt und zwei seitliche Öffnungen von jeweils 43 Metern. Im Sturmflutfall können diese innerhalb von Minuten geschlossen werden. Als doppelte Sicherung ist jede Öffnung mit zwei gleichen, hintereinanderliegenden Verschlüssen versehen: Stemmtore in den Schifffahrtsöffnungen, Rollsegmente außen.

Das Sperrwerk bewahrt seit seiner Einweihung am 20. März 1975 unmittelbar rund 80 Menschen und 2800 Hektar vor Überflutung. Im Zusammenwirken mit den Mitteldeichen an der Stör werden sogar einige tausend Menschen in der Wilstermarsch und der Kremper Marsch geschützt. In der Wilstermarsch liegt Deutschlands tiefste Landstelle (3,54 Meter unter dem Meeresspiegel). 

Im Unterlauf von Kellinghusen bis zu ihrer Mündung ist die Stör eine Seeschifffahrtsstraße und unterliegt dem Einfluss der Tide. Im Normalfall kann das Wasser mit den Gezeiten rein- und rausfließen. Steigt der Wasserstand der Elbe bei einer Sturmflut auf 2,38 Meter über NHN (Höhe über dem Meeresspiegel), werden die Tore und Segmente des Sperrwerks geschlossen, bis die Flut abebbt und der Wasserstand in Elbe und Stör wieder angeglichen ist. Seit 1975 musste es zum Schutz vor Hochwasser insgesamt 1129 Mal geschlossen werden.

 

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