KIEL. „Bildungsgerechtigkeit ist eine der drängenden Fragen unserer Zeit. Noch immer hinkt Deutschland hinterher, was die Bildungschancen von Kindern aus benachteiligten Milieus angeht - das kann uns nicht ruhen lassen“
, sagte heute (30. Mai) Bildungsstaatssekretärin Dr. Dorit Stenke auf einer GEW-Veranstaltung zum Thema „Schulen mit besonderen Herausforderungen“ in Kiel. Soziale Gerechtigkeit bedeute nicht zuletzt Chancengerechtigkeit und Bildungsgerechtigkeit; jede Investition in Bildung sei eine gute Zukunftsinvestition, sagte die Staatssekretärin: „In erster Linie will die Landesregierung Qualitätsverbesserungen sowie durch Investitionen in frühkindliche Bildung und in Grundschule mehr Chancengerechtigkeit erreichen.“
„Von Bullerbü bis Berlin-Neukölln - von Schulen in ländlicher Idylle mit intakter Sozialstruktur bis zu Schulen in besonders herausfordernden sozialen Lagen - haben wir in Schleswig-Holstein alles“
, sagte Stenke. Die Bedingungen für Bildungs- und Chancengerechtigkeit seien eben in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein sehr unterschiedlich. Weil es städtische Standorte mit einem Anteil von Kindern mit Migrationsintergrund von über 85 Prozent gebe, müsse es gezielte Maßnahmen der Bildungspolitik geben. Zwar hätten sich viele Schulen schon den Herausforderungen gestellt und gute Ansätze entwickelt, aber sie brauchten bei besonderen Herausforderungen auch besondere Unterstützung: Konzepte, Ressourcen, Personal. „Wir arbeiten daran. Wir nennen diese besondere Unterstützung Bildungsbonus“
, sagte die Bildungsstaatssekretärin. Die Unterstützung dieser Schulen werde verbessert und weiter ausgestaltet. Dabei werde darauf geachtet, dass es bei der Mittelvergabe fair zugehe.
„Am Anfang steht die Analyse“
, beschrieb Stenke den Prozess. Schon heute sei aber klar, dass soziale Faktoren wie Arbeitslosigkeit, die Quote des Transferleistungsbezugs, die Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund mit mangelnden Deutschkenntnissen, Wohnverhältnisse, Stadtteilentwicklung, Jugendhilfe eine starke Rolle spielten. „Wir fangen nicht bei null an. Das Land unterstützt Schulen in schwierigen Stadtteilen bereits auf vielfältige Weise: Schulsozialarbeit, schulische Assistenzen, offene und gebundene Ganztagsangebote, schulische Erziehungshilfe, der Sprachförderungs- und Integrationsvertrag, die Fortbildungsmittel für DaZ-Lehrkräfte, das Vorhaben ´Kein Kind ohne Mahlzeit´ - alle diese Maßnahmen und Projekte unterstützen schon die Arbeit der Schulen“
, sagte die Staatssekretärin. Für Gemeinschaftsschulen in Kiel, Flensburg, Lübeck und Neumünster gebe es zudem schon 13 zusätzliche Lehrer-Planstellen, es gebe zusätzliche Stunden für die Sozialarbeit und einiges mehr. Mit dem „Bildungsbonus“ sollen Schulen mit besonderen Herausforderungen jetzt noch mehr und noch gezielter in die Lage versetzt werden, ihre Aufgaben besser zu bewältigen.
„Falscher Wohnort? Pech gehabt!“ - diese Überschrift aus einem Magazin dürfe nicht Realität werden. Das Konzept zur Einführung des Bildungsbonus soll bis Februar 2020 stehen. Für erste vorgezogene Maßnahmen stünden im Jahr 2019 bereits zwei Millionen Euro zur Verfügung, erläuterte die Bildungsstaatssekretärin das weitere Verfahren zum Thema Bildungsbonus. Diese Mittel wüchsen dann in den Folgejahren auf: 2020 werden es acht Millionen Euro sein, 2021 neun Millionen, und ab 2022 werden jährlich zehn Millionen fortgeschrieben. „Ich denke, das sind schon ein paar unübersehbare Wegmarken“, sagte Stenke in Kiel.
Weil mehr Ressourcen allein aber nicht immer reichten, entwickle das Ministerium mit wissenschaftlicher Unterstützung einen Sozialatlas für das Land. Dieser Atlas werde die zentrale Grundlage für die weiteren Entscheidungen bilden. „Wir brauchen passgenaue Konzepte, nicht eine Förderung nach dem Gießkannenprinzip“
, sagte Stenke. In einer Schule helfe die Lehrerstelle mehr, eine andere Schule brauche vielleicht eher die Stärkung in der Sozialarbeit oder Unterstützung des Kollegiums durch einen Mediator. „Wir müssen uns genau ansehen, was jede einzelne Schule braucht“
, sagte Stenke und sprach sich für eine die Effizienz steigernde Schulentwicklungsplanung aus. Mit diesen Maßnahmen leiste die Landesregierung einen erheblichen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit.
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