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Thema : Landesgeschichte

Eine kurze Geschichte Schleswig-Holsteins

Am 23. August 1946 spricht die britische Militärregierung mit der Verordnung 46 der preußischen Provinz den vorläufigen Status eines Landes zu. Seither ist in Schleswig-Holstein viel passiert.

Letzte Aktualisierung: 21.01.2022

Flüchtlingslager in Neumünster
Ab dem Ende des Zweiten Weltkrieges kamen über eine Million Flüchtlinge allein nach Schleswig-Holstein.

Schon vor Ende des Zweiten Weltkrieges kommen zahlreiche Flüchtlinge aus dem Baltikum, Ost- und Westpreußen, Pommern und Mecklenburg nach Schleswig-Holstein. Die Einwohnerzahl steigt sprunghaft an: Von 1,6 Millionen (1939) auf 2,7 Millionen (1946).

Die 40er: Neugründung des Landes

Nach dem Krieg gehört das jetzige Schleswig-Holstein zur britischen Besatzungszone. Ab September 1945 erlaubt die Militärregierung die Bildung politischer Parteien, am 26. Februar 1946 kommt zum ersten Mal der Landtag zusammen, damals im Neuen Stadttheater Kiel, dem heutigen Schauspielhaus. Der Provinziallandtag – noch war Schleswig-Holstein preußische Provinz – verabschiedet am 12. Juni 1946 die "Vorläufige Verfassung".

Schwarz-weiß-Aufnahme des Landtags vom Wasser aus gesehen. Der Glasbau für den Plenarsaal fehlt, vor dem Gebäude ist ein Parkplatz
Am 20. April 1947 finden die ersten freien Landtagswahlen statt.

Geburtsstunde des Bundeslandes: Am 23. August 1946 spricht die britische Militärregierung mit der Verordnung 46 der preußischen Provinz den vorläufigen Status eines Landes zu. Offiziell wird Schleswig-Holstein aber erst mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 ein Bundesland.

Im Oktober 1946 wählen die Bürger:innen die Mitglieder der Kreistage, am 20. April 1947 finden die ersten freien Wahlen des Landtags statt. Erster Ministerpräsident wird Hermann Lüdemann (SPD).

Luftaufnahme von Helgoland
Helgoland hat dem "Big Bang", durch den die Bunkeranlagen zerstört werden sollten, standgehalten.

Der Landtag stimmt im Dezember 1949 der neuen Verfassung für Schleswig-Holstein zu, am 12. Januar tritt sie in Kraft. Ähnlich wie beim Grundgesetz betont die Bezeichnung "Landessatzung" den vorläufigen Charakter. Deshalb wurde die Landessatzung erst im Jahr 1990, nachdem Ost- und Westdeutschland wiedervereinigt waren, offiziell in "Landesverfassung" umbenannt.

Die 50er und 60er: Helgoland, Sturmflut, Vogelfluglinie

1. März 1952: Nachdem die Hochsee-Insel Helgoland mehrere Jahre Sperrgebiet war und der britischen Luftwaffe als Bombenübungsgebiet gedient hatte, wird die Insel wieder freigegeben und die Wiederbesiedlung beginnt.

1955: In den Bonn-Kopenhagener Erklärungen erkennen die Bundesrepublik und Dänemark wechselseitig ihre Minderheiten an. Festgeschrieben werden das freie Bekenntnis zur Volkszugehörigkeit und die Gleichbehandlung aller Bürger:innen. Die Partei der dänischen Minderheit, der SSW (Südschleswigscher Wählerverband), wird von der Fünf-Prozent-Klausel bei Landtagswahlen befreit.

Schwarz-weiß-Foto eines schwer beschädigten Reetdachhauses
Die Sturmflut 1962 hinterließ Spuren der Verwüstung.

6.-17. Februar 1962: Katastrophenalarm in Schleswig-Holstein: gebrochene Deiche, überflutete Häuser und Menschen, die Zuflucht auf ihren Dächern suchen. Bei der verheerenden Sturmflut strömt das Wasser über die Nordseeküste und Tideelbe in das Land und hinterlässt eine Spur der Verwüstung.

30. April 1963: Gemeinsam mit der Fehmarnsundbrücke wird die Vogelfluglinie über den Fehmarnbelt eröffnet. Die Vogelfluglinie verbindet Hamburg mit der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.

Am 20. Dezember 1963 verabschiedet die Landesregierung als Reaktion auf die schwere Sturmflut ein Programm zur Modernisierung und Ausbau des Küstenschutzes. Dank der Reformen richtet die Sturmflut 1976 trotz höherer Windgeschwindigkeiten und Wasserstände einen geringeren Schaden an als noch 14 Jahre zuvor.

Sturmflut treibt Nordseewellen gegen den Deich bei Dagebüll
Die Deiche wurden nach der großen Sturmflut 1962 erheblich verbessert.

Die 70er: Schneekatastrophe und Kernkraft

1972: Im Rahmen der Olympischen Sommerspiele von München finden die Segelregatten in Kiel statt, zum zweiten Mal nach 1936 kommt Olympia damit in den hohen Norden.

1973: Nach fünf Jahren Bauzeit wird im März wird das Eidersperrwerk eingeweiht, das größte deutsche Küstenschutzbauwerk. Fünf riesige Doppelhubtore sorgen für einen geregelten Wasserdurchlauf an der Mündung der Eider, um vor Sturmfluten zu schützen.

1976-1981: Die Bauarbeiten für das Kernkraftwerk Brokdorf beginnen 1976. Sie werden von zum Teil heftigen Demonstrationen begleitet. Infolgedessen wird ein Baustopp verhängt, nach vier Jahren werden die Bauarbeiten jedoch fortgesetzt. Die aufkommenden Proteste können auch durch ein Demonstrationsverbot nicht verhindert werden: Am 28. Februar 1981 findet in der Wilstermarsch mit rund 100.000 Menschen die bis dahin größte Demonstration gegen Kernkraft in der Bundesrepublik statt.

Ein Zug steckt in einer Schneewehe fest.
Der fünf Tage anhaltende Schneesturm führte zu unpassierbaren Gleisen und Straßen.

1978/79: Am Nachmittag des 28. Dezember 1978 beginnt es zu schneien. Das Schneetreiben entwickelt sich über Nacht zu einem Schneesturm, der in den nächsten fünf Tagen nicht mehr aufhört. Die Folgen: unpassierbare Straßen, Versorgungsschwierigkeiten, Stromausfälle und Hochwasserprobleme in mehreren Hafenstädten.

Innerdeutsche Grenze mit Grenzsoldaten und Bundespolizisten
So ruhig war es am Abend des 9. November 1989 nicht mehr am Grenzübergang zur DDR.

Die 80er: Wattenmeer wird Nationalpark

17. Oktober 1983: Feierliche Eröffnung der GROWIAN (GRoße WIndenergieANlage) im Kaiser-Wilhelm-Koog bei Marne. Die 100 Meter hohe Maschine mit zwei Rotorblättern ist lange Zeit die größte Windkraftanlage der Welt, sie wird wegen technischer Probleme fünf Jahre später aber stillgelegt.

1. Oktober 1985: Nach der Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes begründet der Landtag den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, der 1999 noch einmal erweitert wird.

1987: Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) hat Medienberichten zufolge im Landtagswahlkampf den SPD-Spitzenkandidaten Björn Engholm überwachen lassen und gegen ihn unter anderem eine anonyme Steueranzeige lanciert. Barschel bestreitet nach Bekanntwerden alles. Er gibt zwar sein Ehrenwort, tritt aber kurz darauf zurück. Am 11. Oktober wird seine Leiche in einem Genfer Hotel gefunden. Die Todesumstände sind bis heute ungeklärt.

1988: Bei den Landtagswahlen im Mai erhält die SPD die absolute Mehrheit und löst die CDU nach 37 Jahren als Regierungspartei in Schleswig-Holstein ab. Neuer Ministerpräsident wird Björn Engholm (SPD).

9. November 1989: Die Folgen der Wiedervereinigung treffen Schleswig-Holstein schon kurz nach der Pressekonferenz, auf der die neuen Reiseregelungen für die DDR-Bürgerinnen und -Bürger verkündet wurden: Hunderte Trabis knattern durch das kleine Dorf Schlutup nahe der Grenze Richtung Lübeck.

Die 90er: Aufsehenerregende Affären und erste Regierungschefin

1. März 1993: Mit einer Pressekonferenz von Sozialminister Günther Jansen (SPD ) beginnt die sogenannte Schubladenaffäre: Es wird bekannt, dass Jansen dem Barschel-Helfer Reiner Pfeiffer mindestens 40.000 Deutsche Mark ausgezahlt hat, die er in einer privaten Schublade angesammelt haben soll.

Heide Simonis mit Hut
Heide Simonis war die erste Ministerpräsidentin in der Geschichte der Bundesrepublik.

3. Mai 1993: Ministerpräsident Björn Engholm tritt aufgrund der neuen Erkenntnisse im Zuge der Schubladenaffäre zurück. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Landtags hatte herausgefunden, dass die schleswig-holsteinische SPD schon vor der Landtagswahl 1987 über die Aktivitäten in der Staatskanzlei Bescheid wusste. Engholms Nachfolgerin wird Heide Simonis. Mit ihr wird erstmalig eine Frau als Ministerpräsidentin in Deutschland vereidigt.

1996: Bei den Landtagswahlen im Mai bleibt die SPD stärkste Kraft. Damit wird Simonis im Amt bestätigt.

17. März 2005: Bei der konstituierenden Sitzung des Landtags stellt sich Heide Simonis zur Wiederwahl, kann aber in vier Wahlgängen nicht die nötigen Stimmen auf sich vereinen. Sechs Wochen später wird schließlich Peter Harry Carstensen zum neuen Ministerpräsidenten und damit an die Spitze einer Großen Koalition gewählt.

2010er-Jahre: Erneute Regierungswechsel und große Herausforderungen

2012: Nach der Landtagswahl am 6. Mai koalieren SPD und Bündnis 90/Die Grünen erstmalig mit dem SSW. Als Ministerpräsident wird Torsten Albig (SPD) vereidigt.

2014: Die SG Flensburg-Handewitt gewinnt die Handball-Championsleague

2015: Die dritte Bewerbung für Olympia scheitert am Referendum in Hamburg. In Kiel gibt es eine klare Mehrheit dafür.

2015: Ausgelöst durch einen Bürgerkrieg in Syrien flüchten tausende Frauen, Männer und Kinder nach Europa. In den nächsten zwei Jahren stellen rund 35.000 Flüchtlinge in Schleswig-Holstein einen Asylantrag.

2016: Das SHMF (Schleswig-Holstein Musik Festival) wird 30 Jahre alt. Es ist eines der größten klassischen Musikfestivals der Welt, bei dem die Konzerte an ungewöhnlichen und sonst zum Teil unzugänglichen Orten wie Schlössern, Herrenhäusern, Scheunen, Werften und alten Industriehallen stattfinden.

Mai 2017: Nach der gewonnenen Landtagswahl übernimmt Daniel Günther an der Spitze einer Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen das Amt des Ministerpräsidenten.

Sommer 2017: Die KSV Holstein Kiel schafft den Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga.

2018 bis heute: Kulturelles Erbe und neue Traditionen

März 2018: Ganz Europa schaut nach Schleswig-Holstein: Beamte der Autobahnpolizei Schleswig-Holstein stoppen und verhaften den ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont auf der A7. Die spanische Justiz hatte Puigdemont wegen seiner Unabhängigkeitsbestrebungen abgesetzt und einen europäischen Haftbefehl erwirkt. Das Oberlandesgericht Schleswig stimmt der Auslieferung des Politikers zu – allerdings nur wegen des Vorwurfs der Veruntreuung, nicht jedoch für den der Rebellion. In der Folge zieht der spanische Ermittlungsrichter Pablo Llarena den europäischen Haftbefehl zurück.

Juni 2018: Das Unesco-Kommittee in Bahrain erklärt das Danewerk und die Wikingerstadt Haithabu zum dritten Welterbe in Schleswig-Holstein.

Fünf Menschen sitzen an einem langen Tisch, vor ihnen sind Mikrofone aufgebaut.
'Mut Verbindet' – das war das Motto zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel.

2019: Unter dem Motto "Mut verbindet" richtet Schleswig-Holstein in Kiel die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit aus. Im Vorfeld entsteht die Tradition, im ausrichtenden Land zum Einheitstag zahlreiche neue Bäume zu pflanzen – das Einheitsbuddeln.

2020: Die Corona-Pandemie trifft die Welt und auch den echten Norden. Mehr als 63.000 Schleswig-Holsteiner:innen stecken sich mit SARS-CoV-2 an, mehr als 1.600 von ihnen sterben. Die Pandemie überschattet auch die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der friedlichen Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark. Nach 2007, 2010 und 2012 gewinnt der THW Kiel zum vierten Mal die Handball-Championsleague.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Seite der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte.

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