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Thema : Küstenschutz
Fachpläne

Fachplan Küstenschutz Halligen

Letzte Aktualisierung: 25.03.2015

1 Einleitung

Im Fachplan Küstenschutz Halligen sind die Planungsgrundlagen für Küstenschutzmaßnahmen auf den Halligen zusammengestellt.

1.1 Veranlassung und Zweck

Die 10 Halligen mit ihren 32 bewohnten Warften im nordfriesischen Wattenmeer stellen als Sinnbild für den „Kampf mit dem Blanken Hans“ weltweit einmalige und schützenswerte Kultur- und Naturwerte dar. Die exponierte Lage im Wattenmeer ohne ausreichenden Deichschutz führt dazu, dass die Halligbevölkerung bereits heute den Sturmfluten in besonderer Weise ausgesetzt ist. Infolge der klimabedingte Beschleunigung des Meeresspiegelanstieges sind künftig vermehrt höhere Sturmflutwasserstände zu erwarten. Diese führen zu einer Verringerung der Hochwassersicherheit für die Halligbevölkerung wie auch zu einer verstärkten hydrologischen Belastung der Halligkanten. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Halligen verfügen zwar über ein ausgeprägtes Heimatgefühl und sind sehr mit ihren Warften „verwurzelt“. Trotzdem können die aus der zunehmenden Sturmflutgefährdung und dem demographischen Wandel den Halliggemeinden erwachsenden Herausforderungen langfristig zu einer Entvölkerung der Halligen führen, wenn ihnen nicht durch geeignete Aktivitäten begegnet wird. Ohne Besiedlung wiederum droht die einmalige Halligwelt als unersetzbarer Teil des schleswig-holsteinischen Kulturerbes verloren zu gehen. Aus diesen Gründen hat die Landesregierung Anfang 2016 ein „Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogramm für die Halligen“ verabschiedet (KV 37/2016). Das Programm ist auf den Erhalt der Halligen als Siedlungsraum in Zeiten des Klimawandels und des demographischen Wandels ausgerichtet. Schwerpunkt des in der Trägerschaft der Halliggemeinden umzusetzenden Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogrammes ist eine nachhaltige Verstärkung der Warftkörper als zentraler Siedlungsraum in Kombination mit baulichen Schutzmaßnahmen an Gebäuden und nicht-baulichen Maßnahmen wie dem Freihalten von Schutzstreifen.

Nach ihrer Entstehung im Mittelalter nahm die Fläche der Halligen durch Kantenerosion während Sturmfluten kontinuierlich bis Anfang des 20. Jahrhunderts auf nur noch etwa 20 km2 ab. Bis auf Norderoog wurden sie dann mittels Deckwerke und Buhnen größtenteils in ihrer Lage festgelegt. Seitdem sind sie in ihrer Fläche weitgehend stabil geblieben. Ohne Sicherungsmaßnahmen wären die Halligen, bei gleichbleibenden Rückgangsraten, vermutlich zu Ende des letzten Jahrhunderts verschwunden. Neben der Sicherung des Hochwasserschutzes kommt deshalb auch die Sicherung der Halligen vor Kantenabbruch, besonders vor dem Hintergrund stärker steigenden Wasserständen, eine übergeordnete Bedeutung zu.

Entwicklung der Hallig-Flächen
Entwicklung der Hallig-Flächen seit 1650 nach verschiedenen Literaturquellen

Ein wesentlicher Baustein für die Umsetzung des „Warftverstärkungs- und Entwicklungsprogramm für die Halligen“ ist der Fachplan Küstenschutz Halligen. Er stellt den Kenntnisstand des Küstenschutzes an und auf den Halligen, die naturräumliche Gliederung, die Belastungsgrößen sowie die Nutzungen der Halligen dar. Es werden die durchgeführten Küstenhochwasserschutz- und Küstensicherungsmaßnahmen beschrieben und Möglichkeiten zur langfristigen Gewährleistung und Optimierung des Küstenschutzes auf den Halligen aufgezeigt. Ziel des Fachplanes ist eine Küstenschutz-Gesamtkonzeption für die Halligen. Er soll als Planungsgrundlage für alle Baumaßnahmen des Küstenschutzes dienen und die Kriterien liefern, nach denen Anträge für Küstenschutzmaßnahmen von Dritten beurteilt und beschieden werden. Bestandteil des Fachplans ist die Dokumentation der Küsten- und Hochwasserschutzanlagen und die Definition von Bemessungsgrundlagen sowie einzuhaltenden technischen, naturschutz- und baurechtlichen Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Maßnahmen in der Trägerschaft der Gemeinden sowie des Landes. Der Fachplan wird anhand des Erkenntnisfortschrittes in regelmäßigen Abständen fortgeschrieben.

1.2 Entstehung und Entwicklung

Die Halligen liegen im nordfriesischen Wattenmeer.

Halligen im nordfriesischen Wattenmeer
Halligen im nordfriesischen Wattenmeer

Sie sind Überbleibsel einer im Mittelalter während Sturmfluten und Meereseinbrüche untergegangenen Küstenmarschlandschaft. Kontinuierlich bewohnt wurde das Gebiet der heutigen Halligen vermutlich erst seit 1000 Jahren, als Friesen von der Rheinmündung sich hier niederließen. Schon damals war nur eine Besiedlung auf Warften möglich, jedoch erlaubten höher gelegene Flächen Ackerbau. Erstmals erwähnt werden einzelne Halligen (Oland und Jordsand) 1231 im Waldemar-Erdbuch als Inseln, auf denen der König ein Haus besaß. Damals gehörten die heutigen Halligen zu den Uthlanden, dem von Prielen durchzogenen, durch Sturmfluten häufig in seiner Gestalt veränderten Marschland. Mit niedrigen Deichen und Warften schützten die Bewohner ihre Häuser und das Land (www.halligen.de).

Zur Ernährung betrieben die Bewohner Viehwirtschaft und auf höher liegenden Flächen Ackerbau. Außerdem jagten und fischten sie in der Nordsee. Um Handel treiben zu können gewannen die Bewohner aus dem salzwassergesättigten Moorboden Salz. Der Bodenabbau führte jedoch zu häufigeren Überflutungen und dadurch zu weiteren Landverlusten, weswegen der Torfabbau später eingestellt wurde. In der Zeit der Seefahrt heuerten viele Halligbewohner auf Walfang- oder Handelsschiffen an, wodurch sie zu Reichtum und Wohlstand kamen. Dies ist auch heute noch in einigen alten Hallighäusern anhand der Fliesen sowie Decken- und Türmalereien zu erkennen.

Seit der Entstehung der ersten Halligen bis zum 19. Jahrhundert sind etwa 100 Halligen verschwunden, von denen ein Teil nicht bewohnt war. Mehrere Halligen wuchsen mit anderen zusammen oder wurden durch Eindeichung an das Festland angegliedert. Weitere Halligen fielen Sturmfluten zum Opfer. Jedoch entstanden auch immer wieder neue Halligen, zum Beispiel nach der Sturmflut 1634, als die Insel Alt-Nordstrand zerfiel. Auch die heutigen 10 Halligen verloren im Laufe der Jahrhunderte infolge von Sturmfluten wie die in 1717 und 1825 (die sog. Halligflut, da damals 74 Halligbewohner ertrunken) verstärkt an Fläche. Die immer kleineren Halligen boten so im Laufe der Zeit immer wenigen Menschen eine wirtschaftliche Grundlage, so dass viele ihr Glück am Festland suchten (www.halligen.de). Entsprechend nahm parallel zur Verringerung der Halligfläche auch die Zahl der Einwohner ab.

Entwicklung der Einwohnerzahl der Halligen
Entwicklung der Einwohnerzahl der Halligen (Quelle: Petersen 1981)

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Halligen durch Küstenschutzmaßnahmen in ihrer Lage stabilisiert, einige Halligen wurden durch Dämme mit dem Festland verbunden. Die Halligen Hooge, Oland-Langeneß und Gröde erhielten zudem Regionaldeiche, die leichte Windfluten abhalten. Seitdem hat sich die Fläche der Halligen nur noch leicht geändert, die Zahl der Einwohner hat sich jedoch nochmals fast halbiert [MELUR 2014].

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