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Thema : Küstenschutz
Fachpläne

Fachplan Küstenschutz Amrum
1 Einleitung

Letzte Aktualisierung: 25.03.2015

Im Generalplan Küstenschutz wird auf die Erstellung von Fachplänen für den Küstenschutz an sandigen Küsten hingewiesen.

Die Aufstellung eines Fachplanes Küstenschutz Amrum erfolgt mit dem Ziel, eine Gesamtkonzeption für die zukünftigen Küstenschutzmaßnahmen auf Amrum zu liefern.

Dieser Fachplan soll

  • Planungsgrundlage für alle Baumaßnahmen des Küstenschutzes sein
  • begleitende Untersuchungen vorschlagen, um die Wirkung und den Erfolg durchgeführter Maßnahmen erkennen zu können
  • weitere Untersuchungen aufzeigen, die notwendig sind, um die bestehenden Erkenntnisse zu vertiefen und um noch offene Einzelfragen zu beantworten
  • die Kriterien liefern, nach denen Anträge für Küstenschutzmaßnahmen von Privaten und Gemeinden beurteilt werden und nach denen über sie entschieden wird

Im Fachplan Küstenschutz Amrum werden die durchgeführten Küstenschutzmaßnahmen beschrieben und Möglichkeiten zur Verbesserung des Küstenschutzes unter den gegebenen Rahmenbedingungen aufgezeigt. Der Fachplan soll konkrete Maßnahmen für die nächsten 10 Jahre vorschlagen und Planungsgrundlage für die nächsten 35 Jahre sein. Er muss die Vorstellungen der Amrumer Gemeinden berücksichtigen und ist mit diesen abzustimmen. Der Fachplan ist fortzuschreiben, sobald die begleitenden Untersuchungen die Notwendigkeit dafür ergeben.

1.1 Veranlassung

Vor dem Hintergrund der Empfehlungen des Europäischen Parlaments und des Rates zur Umsetzung einer Strategie für ein integriertes Management der Küstengebiete in Europa aus dem Jahr 2002 werden auch bei der Aufstellung des Fachplans Küstenschutz Amrum die Prinzipien des Integrierten Küstenschutzmanagements (IKM) befolgt.

IKM ist der dynamische und kontinuierliche Planungsprozess, durch welchen Entscheidungen zum Schutz der Menschen und ihrer Besitztümer gegenüber den Naturgefahren des Meeres getroffen werden. Sicherheit vor den Angriffen des Meeres ist das Ziel (Leitbild), das IKM eine innovative Methode zur Zielerreichung. Es stellt eine Weiterentwicklung des bisherigen Planungsverfahrens dar, indem es:

  • den Küstenschutz als räumliche Planungsaufgabe betrachtet,
  • andere Ansprüche an das Küstengebiet (s.o) bereits frühzeitig und gebührend in den Entwicklungsszenarien für den Küstenschutz integriert,
  • die Öffentlichkeit vermehrt am generellen Planungsprozess beteiligt und
  • den Klimawandel und die Unsicherheiten bei seiner Prognose verstärkt berücksichtigt.

Der Fachplan Küstenschutz Amrum wird erstellt, um die Sicherheit der Küstenbewohner vor den Angriffen des Meeres, auch im Hinblick auf den erwarteten Meeresspiegelanstieg, langfristig zu gewährleisten. Er stellt die fachtechnische Grundlage für eine integrierte, abgestimmte Planung zukünftiger Küstenschutzmaßnahmen dar.

Die umfangreichen naturschutzfachlichen und naturschutzrechtlichen Belange müssen dabei im Zusammenhang mit konkreten Küstenschutzmaßnahmen im Rahmen von Bauentwürfen und landschaftspflegerischen Begleitplänen abgewogen werden. Insbesondere werden die Küstenentwicklung und die Beschreibung durchgeführter Küstenschutzmaßnahmen sowie spezielle Problemsituationen und die zu ihrer Bewältigung möglichen Maßnahmen und Verfahrensschritte dargestellt. Weiterhin wird die Wirkung der bisher durchgeführten Maßnahmen beschrieben, soweit entsprechende Unterlagen verfügbar sind, wobei die bestehenden Bauvorentwürfe und Bauentwürfe aufgeführt werden.

Dünen am Kniepsand auf Amrum, dazwischen kleinere Wasserläufe
Dünen am Kniepsand auf Amrum

Für die Planung und Durchführung von Küstenschutzmaßnahmen müssen verschiedene Faktoren Berücksichtigung finden:

  • Zuständigkeiten, gesetzliche Grundlagen (Landeswassergesetz, Landesnaturschutzgesetz u.ä.)
  • Wirtschaftliche Nutzung (Siedlungsfläche, Landwirtschaft, Tourismus u.ä.)
  • Natur- und Landschaftspflege
  • Kosten, Finanzierung

Um konkrete Küstenschutzmaßnahmen vorschlagen zu können, müssen die oben genannten Punkte für die einzelnen Küstenabschnitte bewertet werden, wobei die zugrunde zu legenden Teilziele wie folgt zusammengefasst werden können:

  • Sicherung der Inselsubstanz und der Bebauung
  • Erhalt der Küstenlinie (Küstensicherung)
  • Erhalt der Geländehöhe zur Bestimmung von Überflutungshöhen (Hochwasserschutz)
  • Förderung der Bildung eines Sandstrandes, einer Vordüne oder von Vorland
  • Minimierung der Umweltbeeinflussung (z.B. durch Verwendung ortstypischer Baustoffe, Minimierung des Eingriffs in Natur und Landschaft)
  • Akzeptanz für den Tourismus
  • Kostenminimierung
Karte von MEYER aus dem Jahre 1240
Karte von MEYER aus dem Jahre 1240

Im Gegensatz zu den Geestinseln Föhr und Sylt gehörte Amrum in seiner Gesamtheit von 1400 bis 1866 — mit kurzen Unterbrechungen zwischen 1460/84 (Verpfändung) und 1661/82 (Erbkauf) — zum Königreich Dänemark und wurde vom Amt Ripen verwaltet, wogegen Osterlandföhr und Sylt (mit Ausnahme von List) zum Herzogtum Schleswig gehörten und vom Amt in Tondern verwaltet wurden. 1866 fiel Amrum neben den übrigen Geestinseln an Preußen. Aufgrund dieser politischen und administrativen Umstände sind die Lücken der in den preußischen Besitz gelangten Unterlagen zu erklären.

Da die Küstenentwicklung Amrums in der Vergangenheit keine größeren Verluste aufzeigte, finden sich keine entsprechenden chronistischen Aufzeichnungen von besonders zerstörerischen Sturmfluten. Von größerer Bedeutung für die Besiedlung der Insel waren der Sandflug und die Dünenwanderung, die einen Großteil der an sich wenig landwirtschaftlich fruchtbaren Inselfläche betraf. Noch im 19. Jahrhundert wurde das Heidekraut zum Zwecke der Feuerung durch die unvermögenden Leute abgehackt und geborgen.

Die ersten Vermessungen wurden anlässlich der im Jahre 1800 durchgeführten Landaufteilung durchgeführt, die u.a. den Beginn einer planmäßigen Aufnahme von Arbeiten zum Dünenschutz (Dünenmänner beaufsichtigten die Dünenarbeiten) darstellten.

In der Karte von MEYER (1240) bilden Föhr und Amrum ein zusammenhängendes Gebiet, das von schmalen Rinnen und Binnenseen durchzogen ist. Auf der Karte von LANGEBEK (?) ist die Inselgestalt im Verhältnis zu den umgebenden Watten deutlich kleiner, wobei viele Orte im Vergleich zur Karte von MEYER (1240) in den Nordseefluten untergegangen sein müssen. Die Sturmfluten des 14. Jahrhunderts (Erste Mandränke 1362) haben im Bereich zwischen Amrum und Föhr zu größeren Landverlusten geführt. Über die Folgen der Zweiten Mandränke im Oktober 1634 liegen keine Angaben vor. Eine Ergänzung zu den dürftigen Überlieferungen bieten die Meyerschen Karten aus der Mitte des 17. Jahrhunderts (1648, 1650 und 1651). Infolge der vorgenommenen Vereinfachungen sind Details kaum zu entnehmen. Die Karte von Wittemark aus dem Jahre 1640 enthält für Amrum nur wenige Angaben. Die historische Karte von Geerz basiert in den Grundzügen auf den Karten von MEYER, wobei eigene Forschungsergebnisse zusätzlich eingetragen sind. Danach ist im Nordwesten Amrums zwischen 1643 und 1878 ein starker Küstenabbruch erfolgt. Aus dem Jahre 1861 liegt ein "Bericht der Landgewinnungskommission" vor. Darin werden die Anwachstendenzen im Bereich der Ostküste hervorgehoben, die eine Eindeichung und Errichtung von Lahnungsfeldern zur Landgewinnung zweckmäßig erscheinen ließen.

Das "Gutachten der Kommission für schleswig-holsteinische Wasserbauangelegenheiten" (Nov. 1867) kam zu ähnlichen Aussagen. Insbesondere wurde auf die Kantenerosion der steilen Ostküstenufer hingewiesen. Mit Hilfe des Abschrägens der Ufer an den exponierten Stellen sollte ein weiterer Abbruch verhindert werden. Zur Förderung des Anwachses sollten Erdlahnungen errichtet werden. Im Jahre 1905 wurde anlässlich einer Besichtigung der Ostküste festgestellt, dass zwischen Norddorf und Nebel zwei Strohlahnungen, eine Steinlahnung und eine Pfahllahnung angelegt waren. Da diese privat angelegten Anlagen in der Folgezeit nicht mehr unterhalten wurden, sind sie verfallen.

Für den Bereich der Westküste wurde im "Plan über die nach einem einheitlichen System auszuführenden notwendigen Ufer- und Schutzbauten an den Inseln und Halligen der Schleswigschen Westküste" im Jahre 1873 festgestellt, dass Amrum keiner außerordentlichen Schutzbauten für die Sicherstellung gegen den Meeresangriff bedurfte, da der Kniepsand genügend Schutz bot. Auf die Notwendigkeit des Dünenschutzes wurde auch hier hingewiesen.

Im Bericht der Provinzialregierung an das Landwirtschaftsministerium vom 26.05.1874 werden die damaligen Anschauungen über den Strand und dessen Schutz durch Buhnen sowie den Zustand der Risumlücke wiedergegeben. Darin wird wiederum die Bedeutung des Kniepsandes für den Schutz Amrums hervorgehoben, indem sich der Kniepsand weiter auf die Insel hin verlagert. Der Abbruch im nördlichen Teil dürfte solange anhalten, bis sich Kniepsand davorgeschoben hat. Die Errichtung von Steinbuhnen zum Schutze dieses Teils wird als wünschenswert angesehen. Die Notwendigkeit der Errichtung eines Dammes vor der — ehemals mit einer Dünenkette geschlossenen — Risumlücke wurde nur für den Fall einer Prielbildung empfohlen. Ein Durchbruch wurde aufgrund der dann eintretenden Wasserstandsgefälle nicht befürchtet. Diese Einstellung teilte das Kreisbauamt Tondern mit Bericht vom 25.02.1875.

Die Gemeindevertretung der Insel Amrum hatte sich auf Sylt von der Wirkung der dort zwischen 1867 und 1875 errichteten Buhnen unterrichtet und bat mit Gesuch vom 15.04.1875 die Regierung um den Bau einer Buhne im Norden Amrums. Die Kosten sollte der Staat übernehmen, da der Schutz des nördlichen Inselendes auch für Föhr und das Festland Bedeutung besäße. Im Gegenzug sollten dem Staat 90 bis 100 ha eines wenig fruchtbaren Landes überlassen werden.

Der Eingabe erteilte die Regierung im Mai 1875 einen abschlägigen Bescheid, da die für Sylt vorgesehenen Buhnenbauten zuerst zu beenden waren und überdies ein Dünendurchbruch bei Risum als ungefährlich anzusehen sei. Diese Auffassung änderte sich aufgrund nachfolgender starker weiterer Abbrüche, die zu einer Vergrößerung der Risum-Lücke auf nunmehr 560 Meter Länge führten. Mit Bericht vom 02.07.1885 wies die Düneninspektion darauf hin, dass sich die Zufuhr von Sand aufgrund des Heranwanderns des Kniepsandes in nordöstliche Richtung verringert hatte.

Im Juli 1894 besichtigte eine von der Regierung eingesetzte Kommission die Strandverhältnisse vor der Risum-Lücke. Die Ursache für den geringen Erfolg beim Aufbau von Vordünen wurde in der Wirkung des Flutstromes gesehen, der am nördlichen Ende des Kniepsandes stärker an die Küste herangeführt wird und damit den Sand weiter zur Amrum-Odde transportiert. Aufgrund der starken Stromwirkung sollen vorgesetzte Bauwerke (leichte Buhnen) ein Wiederaufbauen von Vordünen ermöglichen. Einzelheiten zu den in der Folgezeit errichteten Küstenschutzbauwerken werden in den einzelnen Kapiteln beschrieben.

1.2 Entwicklung

Die Insel Amrum gehört zusammen mit den Inseln Sylt und Föhr zu den nordfriesischen Geestinseln, die aus Ablagerungen der vorletzten Eiszeit, die vor ca. 125 000 Jahren endete, entstanden sind. Daher finden sich auf Amrum sowohl Reste der eiszeitlichen Moränen (Geestkern) als auch nacheiszeitlicher Dünen und Marschen.

Übersichtskarte mittleres Nordfriesisches Wattenmee
Übersichtskarte mittleres Nordfriesisches Wattenmeer

Da die Küstenentwicklung Amrums in der Vergangenheit keine größeren Verluste aufzeigte, sind keine entsprechenden chronistischen Aufzeichnungen von besonders zerstörerischen Sturmfluten vorhanden. Von größerer Bedeutung für die Besiedlung der Insel waren der nach dem Mittelalter einsetzende Sandflug und die Dünenwanderung, die einen Großteil der an sich wenig landwirtschaftlich fruchtbaren Inselfläche betraf.

Der Küstenschutz auf Amrum ist an der Westküste von der Entwicklung des Kniepsandes geprägt. Der Anfang des 20. Jahrhunderts westlich von Norddorf gelegene Kniephafen versandete innerhalb kurzer Zeit vollständig durch die Sedimentzufuhr vom Kniepsand.

Vor Wittdün sind Längs- und Querwerke zur Küstensicherung errichtet worden. Die Wittdüner Marsch und die Norddorfer Marsch werden durch Überlaufdeiche vor Überflutung von Osten her - in eingeschränktem Maße - geschützt. Zum Schutz der Überflutung der Norddorfer Marsch von Westen her, wurden an der Seeseite in entstandenen Dünenlücken Deiche errichtet, die zur Zeit vollständig übersandet sind. An der Wattseite vor Norddorf und Nebel befinden sich Lahnungsfelder in unterschiedlichen Unterhaltungszuständen. Im äußersten Nordosten der Insel liegt die Amrum-Odde, die von der Entwicklung des Kniepsandes noch nicht profitiert hat. Die Randdünen sind zum Teil schmal, so dass vereinzelt Dünendurchbrüche bei schweren Sturmfluten möglich sind.

Die Kenntnis der historischen Küstenentwicklung ist notwendig, um die gegenwärtigen Küstenprozesse verstehen und beurteilen zu können. Dazu wird die Küste in Küstenabschnitte eingeteilt. Zusammen mit einer Kilometrierung ist eine eindeutige Ansprache der vorhandenen Küstenschutzanlagen und morphologischen Prozesse möglich.

Die Insel Amrum umfasst eine Gesamtfläche von rund 30 km2. Sie besteht aus einem Geestkern aus der Saale-Eiszeit, die vor ungefähr 125.000 Jahren zu Ende gegangen ist. Die Geest umfasst heute eine Fläche von rund 11 km² und liegt auf der Linie Leuchtturm-Steenodde, dem Wattufer bis Norddorf und führt an der Westküste zurück. Reste von steinzeitlichen Findlingsgräbern in der flachen Nordsee nordwestlich von Amrum weisen darauf hin, dass der Geestkern einmal größer war und durch das Meer abgetragen wurde.

Karte mit Landschaftstypen
Landschaftstypen

Ausgehend von dieser Moräne entstanden im Norden und Süden Sandakkumulationen und im mittleren Teil der Kniepsand, dessen Fläche rund 10 km² beträgt. Der Sandflug hat seit dem 13./14. Jahrhundert zur Bildung von 9 km² Dünen geführt, die zum Teil bewachsen sind. Die Fläche der Norddorfer Marsch und des wenig umfangreichen Vorlandes beträgt weniger als 0,5 km².

Die Insel erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung auf 11,5 km und in Ost-West-Richtung auf 7 km. Der Kniepsand, der von Wittdün im Süden bis Norddorf im Norden reicht, ist 16,5 km lang. Der Kniepsand ist auf einer 2 km langen West – Ost ausgerichteten Strecke bis zu 1,5 km breit und besitzt damit eine der breitesten Strände in Europa. Die 8 km lange in Südost – Nordwest ausgerichtete Teilstrecke zwischen Wittdün und Nebel ist bis zu 1 km breit. Die 6,5 km lange Südwest – Nordost verlaufende Strecke im Bereich der Gemeinde Norddorf hat Strandbreiten von bis zu 500 m. Weiter nach Nordosten gehen die Dünen in die Amrum-Odde über, die seit 1936 als "Naturschutzgebiet Amrum-Odde" ausgewiesen ist.

Die Dörfer Norddorf, Nebel und Süddorf und Steenodde wurden an der rund 12 km langen Wattseite errichtet. Wittdün ist dagegen die jüngste Ortsgründung (1890), die auf dem Nehrungshaken am Südrand der Geest erfolgte. Die 2.238 Einwohner der Insel (Stand: 31.12.2006) verteilen sich auf die drei Gemeinden Wittdün, Norddorf und Nebel (mit den Ortsteilen Steenodde und Süddorf), die sich 2007 zusammen mit den Föhrer Gemeinden zum Amt Föhr-Amrum zusammen geschlossen haben. Die Anzahl der Übernachtungen (für Beherbergungsbetriebe mit mehr als 9 Betten) beträgt 750.000 (Stand: 20006), wobei 89.000 Gäste die Insel besuchen (Stand: 2006).

Nach der geologischen Entwicklung und dem geographischen Erscheinungsbild kann Amrum in drei verschiedene Großformen eingeteilt werden:

  • der alte, flachwellige Geestkern mit seinen Heide- und Ackerflächen
  • der westseitig auf ihm liegende, breite Dünengürtel
  • der weithingestreckte, die ganze Westküste begleitende Kniepsand

Dazu kommen die beiden Nehrungshaken:

  • Wittdün
  • Amrum-Odde (Naturschutzgebiet)

sowie

  • die im inneren, wattseitigen Winkel der Nehrungshaken liegenden jungen Marschen

Die Abgrenzung der einzelnen Landschaftsformen untereinander ist einem unaufhörlichen Wechsel unterzogen, der sowohl auf natürliche als auch künstliche Einwirkungen zurückgeht. Die nachfolgenden Zusammenstellungen wurden aus MÜLLER (1937) entnommen.Der Unterbau der Insel ist tertiären Ursprungs (älter als 2 Mio. Jahre) und konnte anhand von Bohrungen erschlossen werden. Am Kliff von Steenodde trat noch vor einigen Jahrzehnten die tertiäre Basis des Miozäns hervor; sie wurde durch Erosion zwischenzeitlich weitgehend abgetragen. Die heutige Oberfläche ist erst in geologisch jüngerer Zeit, dem Pleistozän (Wechsel von Eis- und Warmzeiten während der letzten 2 Mio. Jahre), gestaltet worden. Die Ablagerungen der Saale-Eiszeit, die vor ca. 130 000 Jahren in Form der Altmoränen aufgeschüttet worden sind, erreichen Mächtigkeiten von 20 bis 30 Metern.

Blick vom Amrumer Leuchtturm auf die Dünen und das Meer
Amrum Leuchtturm Panorama

Der eiszeitliche Inselkern weist vier von Nordwest nach Südost verlaufende Höhenzüge auf. Die größte Höhe dieser Geestfläche, die zwischen Norddorf und Steenodde liegt, beträgt NN+15 m. Im Osten treten die Moränenreste an die Oberfläche, während im Westen die Geest durch Dünen aus den Nacheiszeiten überlagert ist. Im Übergangsbereich zwischen Dünen und der ehemals vollständig mit Heide bewachsenen Geest sind in den letzten Jahrzehnten Kiefern gepflanzt worden, wodurch ein weiteres Vordringen des Sandes nach 0sten verlangsamt wird. In den Dünentälern kommt mitunter der Moränenkern zum Vorschein. Der Moränenkern besteht aus Sand- und Kiesschichten mit eingelagerten Geschieben. Der Geschiebemergel, als wesentlicher Bestandteil der Grundmoräne, ist im Gegensatz zur Nachbarinsel Föhr an der Oberfläche nicht anzutreffen. Der Kalkgehalt ist durch Verwitterung verloren gegangen und der Mergel wurde zu Lehm.

Infolge einer dünnen Übersandung der Geestflächen ist im Laufe der Jahrhunderte eine ca. 400 m breite Heidezone entstanden. Diese wurde durch die verbesserten landwirtschaftlichen Methoden im 19. Jahrhundert kultiviert. Der dünennahe westliche Teil der Heidezone ist seit 1887 nach und nach aufgeforstet worden.

Seekarte 2003
Seekarte 2003

Westlich des Moränenkernes befinden sich mehrere Dünenketten mit Höhen bis zu NN+30m aus dem Material des Kniepsandes, so dass diese Dünen den Moränenkern gegen Abbruch sichern. Im Nordosten und Südosten setzen sich die Dünen auf dem Nehrungshaken fort, wobei die an der Seeseite auftretenden Kliffbildungen die jeweiligen Einwirkungen des Meeres und Windes zeigen. Vor Norddorf wurde bei der Sturmflut im Februar 1825 die noch 1799 vorhandene Dünenkette erstmalig unterbrochen und weitete sich in der Folgzeit zur Risum-Lücke. Diese ist durch den 1914/17 errichteten Überlaufdeich Risum gesichert worden. Infolge des Heranwanderns des Kniepsandes in der Folgezeit haben sich vor dem Deich Vordünen aufgebaut. Aufgrund der unter den Dünen hervortretenden vorgeschichtlichen Grabanlagen der Bronze- und der jüngeren Steinzeit wird angenommen, dass die Dünenbildung nach ca. 2000 v. Chr. begonnen hat.

Der Kniepsand, dessen Material im Westen überwiegend aus Sand besteht und im Osten auch Schlickablagerungen enthält, ist erst in den letzten Jahrhunderten entstanden. Der Vorläufer des Kniepsandes ist in der ehemals vor der Küste liegenden Sandbank (Ameren bor) zu finden (siehe Seekarten von 1585 [L.J. Waghenhaar] und 1644) (QUEDENS, 1989). Die Sandbank erstreckte sich etwa 15 Kilometer in Ost-West-Richtung. Durch westlich und südwestlich gerichtete Transporte verlagerte sich das Material auf die Küste zu und ist inzwischen in Form des Kniepsandes mit der Insel in Form eines anliegenden Nehrungshakens direkt verbunden. Dabei hat sich die Gestalt des Kniepsandes in den letzten Jahrhunderten oft verändert. Die Geländehöhe liegt heute (Stand: 2002) über NN+1,75 m und wird damit nur bei Sturmfluten überspült. Im Bereich zwischen KM 17,85 und KM 20,25 erreichen die Primärdünen bereits Höhen von NN+5m bis NN+8m, worauf sich Vegetationen angesiedelt haben.

Kniepsand auf Amrum
Kniepsand auf Amrum

Auf Höhe des Quermarkenfeuers (bei KM 18,5), reicht eine Senke ("Randel") bis zu 175 m an die Küste heran, deren Oberfläche mit NN+1,50 m bereits über dem mittleren Tidehochwasser liegt.

Der Ansatz der Nehrungshakenbildung befindet sich unmittelbar westlich des Leuchtturmes (zwischen Wriakhörn und Satteldüne). In den vergangenen 200 Jahren ist der Kniepsand auf die heutige Größe angewachsen. Um 1800 führt der Kniepsand in einem weiten Bogen nach Nordwesten. Dieser Bogen verlängerte sich nach Norden. Dadurch entstand der an der Westseite liegende, nach Norden hin offene ehemalige Kniephafen, dessen südliche Ausdehnung im Jahre 1900 noch bis zur Höhe der Strandhalle Nebel (21,3 KM) reichte. Innerhalb von 50 Jahren versandete dieser von der Schifffahrt und für die Austernzucht genutzte Hafen von Westen und Südwesten her durch den vom Wind und der Strömung transportierten Sand.

Der Bootsschuppen der Rettungsstation musste zweimal nach Norden verlegt werden. Die im Jahre 1900 für den Schiffsverkehr mit Hörnum auf Sylt gebaute Anlegebrücke im Kniephafen musste bereits 1909 um einen Kilometer und im Jahre 1938 um weitere 500 Meter nach Norden verlegt werden. Ende der 1930er Jahre wurde der Kniephafen endgültig aufgegeben. Der südliche Anschlussbereich zwischen Satteldüne und Wriakhörn ist eine Nehrungshakenbildung; dort haben sich die Vordünen zwischen 1799 und 1927 um 250 bis 300 m verbreitert. Auf den unterhalb der Sturmflutgrenze liegenden Flächen bilden sich im Schatten von Bodenerhöhungen in kurzer Zeit Primärdünen, die jedoch wieder bei Sturmfluten zerstört oder teilweise abgetragen werden. Der Sand ist feinkörnig und weist mittlere Korndurchmesser von 0,2 mm bis 1 mm auf.

Die Marsch ist eine holozäne Bildung, die nach dem Ende der letzten Eiszeit (vor ca. 7.000 Jahren) — während wechselnder Landhebungen und -senkungen — begann, indem in küstennahen, geschützten Bereichen natürliche Auflandungen mit von organischem Material durchsetzten sandigen oder tonigen bzw. schlammigen Ablagerungen (Schlick) erfolgten. Der Schutz der Marschen vor häufiger Überflutung erfolgt durch Überlaufdeiche in Norddorf bzw. Wittdün-Steenodde. Die Ausdehnung der Marschen war in der Vergangenheit größer und hat auch Bereiche an der Westseite, die zum Teil bedeicht waren, umfasst. Durch Abbruch und Übersandung sind die Flächen geschrumpft bzw. überdeckt. Die Marschen werden heute überwiegend extensiv genutzt.

Westlich vor Amrum gibt es weitere große Sandbänke (Theeknob, Hörnumknob, Jungnamensand, Holtknob und Kapitänsknob).

Ein Rundumblick über die Landschaft von Amrum ist vom Leuchtturm Amrum aus möglich.

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