Die Rückgangsraten des Ufers und die Veränderung der Strandbreiten können mit Hilfe der Profilmessdaten ermittelt werden.
Nach den Schäden der Sturmflut vom 24.11.1928 forderten die Inselbewohner ein staatliches Eingreifen, um den Schutz der Südküste zu ermöglichen. Daher wurde erstmalig im Jahre 1929 vom Wasserbauamt Husum der Umfang des Uferrückgangs der Südküste anhand des Vergleiches der ältesten Katasteraufnahme des Jahres 1878 mit Unterlagen über den Uferverlauf aus dem Frühjahr 1929 ermittelt (Marschenbauamt Husum, 1967).
Uferabbruch am Südstrand von Föhr von 1878-1928 (ermittelt 1929 von Regierung Oberinspektor ARFSTEN, aus: LAMPRECHT, 1956 und MÜLLER, 1937)Gemarkung |
Uferabbruch 1878/1929 nach LAMPRECHT (1956)
insgesamt
[Meter]
|
Uferabbruch 1878/1929 nach LAMPRECHT (1956)
mittlere jährliche Abbruchrate [Meter/Jahr]
| Uferabbruch 1878/1929 nach MÜLLER (1937)
insgesamt [Meter] |
Uferabbruch 1878/1929 nach MÜLLER (1937)
mittlere jährliche Abbruchrate [Meter/Jahr]
|
---|
Utersum | 21.0 | 0.42 | 23.6 | 0.46 |
Hedehusum | 15.0 | 0.30 | 14.5 | 0.29 |
Witsum | 22.0 | 0.44 | 22.0 | 0.43 |
Goting | 41.0 | 0.82 | 41.1 | 0.81 |
Nieblum | 34.5 | 0.69 | 33.6 | 0.66 |
Wyk | -.- | -.- | 20.0 | 0.39 |
Die Untersuchungen zeigten, dass die Küstenrückgänge lediglich vor Wyk (westlich der Strandmauer), am Steilufer von Goting und südlich von Utersum stärkere Abbrüche aufwiesen. In der Untersuchung wurde auf eine Aufhöhung des Strandes vor Utersum hingewiesen, der seit Errichtung der Holzpfahlbuhnen im Jahre 1895 eingetreten sei, wobei das Steilufer weiterhin abgebrochen war. Zu dieser Zeit war das Watt vor Utersum noch breit und die Hoffnung wurde genährt, dass der Abbruch vor den flachen Stränden zum Stillstand kommen wird.
Der stärkste Abbruch erfolgte in den Jahren 1878-1929 am Goting-Kliff mit rd. 0,8 m im Jahr. Der geringste Rückgang trat westlich der Godelniederung bei Hedehusum mit rd. 0,30 m im Jahresmittel auf.
Die Oktoberfluten 1936 verursachten an der gesamten Südküste von Föhr beträchtliche Abbrüche, so dass dass Marschenbauamt am 30.01.1937 einen Entwurf zur Sicherung der Südküste aufstellte. Darin wird der Bau von schweren Steindeckwerken auf insgesamt 3.450 m Länge für 1,1 Mill. M überschläglich ermittelt. Eine Umsetzung erfolgte jedoch nicht.
Um genaue Informationen über den Uferrückgang zu erhalten, wurden im Zeitraum 1953 bis 1994 Querprofilmessungen im Abstand von 50 m bzw. 100 m durchgeführt.
Eine 1953 koordinatenmäßig festgelegte Standlinie auf dem Strand bildet die Bezugslinie, an die jede Messung angeschlossen wurde. Die Messungen erfolgten überwiegend von Station 0+000 (westliches Ende der Ufermauer vor Wyk) bis zum Beginn des Landesschutzdeiches Utersum bei Station 11+004. Ein direkter Vergleich mit den Angaben des Zeitraumes 1878-1928 ist nicht möglich, da keine Profilaufzeichnungen aus dem Zeitraum 1878-1928 vorliegen.
Zeitpunkte der Vermessungen Südküste Föhr (1953–2016)Zeitpunkt | Zeitpunkt | Zeitpunkt | Zeitpunkt | Zeitpunkt Wyk1) | Zeitpunkt Utersum2) |
---|
07.1953*) | 07.1983*) | 09.1990 | 09.1997 | 1976 | 08.1977 |
07.1966*) | 07.1987*) | 10.1990 | 15.05.2000+) | 1977 | 10.1977 |
08.1975 | 06.1988 | 12.1990 | 15.05.2005+) | 1982 | 07.1979 |
11.1975 | 11.1988 | 12.1992 | 26.09.2009+) | | 03.1982 |
04.1976 | 06.1989 | 01.1993 | 16.09.2011+) | | 09.1982 |
09.1977 | 06.1990 | 04.1993 | 17.04.2014+) | | 08.1984 |
11.1978 | 15.07.1990 | 09.1993 | 30.11.2016 | | 08.1985 |
10.1982 | 26.07.1990 | 10.1994*) | | | 08.1986 |
11.1982 | 08.1990 | 11.1994 | | | 02.2000 |
*) annähernd eine Komplettvermessung der Südküste
+) Laserscanbefliegung
1) Die Vermessungen zur Aufspülung Wyk 1976 wurden durch MOHN (1995) vorgenommen.
2) Die Vermessungen zu den Aufspülungen Utersum BfA 1977 und 1982 wurden auf eine separate Standlinie bezogen.
Die Verlagerung der Abbruchkante ist u.a. abhängig von folgenden Verhältnissen:
- den angreifenden Kräften (Häufigkeit und Verweilzeit der erhöhten Wasserstände, Wellenhöhe, Wellenperiode und deren Angriffsrichtung, Wind, Oberflächenabfluss),
- den bodenmechanischen Eigenschaften des anstehenden Materials
- und den spezifischen Verhältnissen vor der Abbruchkante (Höhe und Breite des Strandes, Vordünenbildung).
Die Verwendung der Abbruchkante als Parameter für den Küstenrückgang ist aus folgenden Gründen mit Schwierigkeiten verbunden:
- Es gibt keine eindeutige Definition für die Abbruchkante bei Dünen und Strandwällen
- Im hügeligen Dünengelände verläuft die Abbruchkante sehr unregelmäßig
Lediglich im Bereich einer Steilküste (z.B. Goting-Kliff) ist die Abbruchkante eindeutig als die Linie, wo die bisherige Oberfläche in den Kliffhang übergeht, zu bestimmen. Die Abbruchkante liegt in der Regel zwischen NHN+8m und NHN+1m und kann rechnerisch im Profil als die Strecke mit der steilsten Neigung bestimmt werden. Daraus ergibt sich eine obere und untere Abbruchkante:
- Oberhalb der oberen Abbruchkante finden i.d.R. keine Erosionen mehr statt
- Unterhalb der unteren Abbruchkante bildet sich der Schüttkegel aus dem Abbruch aus
Die Höhe der Abbruchkante ist die Differenz zwischen der oberen und unteren Abbruchkante und beträgt an der unbefestigten Küstenstrecke i.M. 1 Meter. Im Bereich der festen Küstenschutzbauwerke ist die Festlegung einer Abbruchkante nicht sinnvoll.
Nach Sichtung und Auswertung des vorliegenden Datenmaterials kann an der Südküste von Föhr die "Abbruchkante", die zwischen der oberen und unteren Abbruchkante liegt, folgendermaßen definiert werden:
- Höhenkote NHN+2 m, falls das anstehende Gelände niedriger als NHN+4 m (im Bereich der Godelmündung, -niederung und Hedehusumer Geest: Stat. 3+950 - 9+270)
- Höhenkote NHN+3 m, falls die Höhe des direkt am Strand anstehenden Geländes kleiner als NHN+5 m ist (im Bereich Wyk-Ostrand, Wyk-Südstrand, Nieblum-Greveling und Nieblum-Strand: Stat. 53+400 - 3+950)
- Höhenkote NHN+4 m, falls es sich um eine typische Steilküste handelt bzw. das unmittelbar am Strand anstehende Gelände höher als NHN+5 m ist (im Bereich Goting-Kliff und Utersum: Stat.: 3+900 - 5+400 und 9+270 - 10+850). In diesen Bereichen kann sich das Abbruchmaterial in Form eines Schüttkegels bis zu einer Höhe von NHN+3 m ablagern und würde bei Verwendung der Höhenkote NHN+3m als "Abbruchkante" eine seewärtige Verlagerung der Abbruchkante vortäuschen.
Um einen zahlenmäßigen Vergleich der Abbruchraten in den Zeiträumen zu erhalten, ist es sinnvoll, die Südküste in repräsentative Teilabschnitte einzuteilen. Aufgrund der morphologischen Gegebenheiten an der Südküste von Föhr (Steilküste, Strandwall, Dünen, befestigte Küstenabschnitte) wurde die Auswertung für Teilabschnitte vorgenommen. Zur Berechnung der mittleren Verlustraten wurden die Vermessungen der Jahre 1953, 1966, 1987 und 1997 verwendet. In der nachfolgenden Tabelle werden die mittleren jährlichen Rückgangsraten für die oben definierte Abbruchkante in den Teilabschnitten für die Zeiträume 1953/1966, 1966/1987 und 1987/1997 aufgeführt. Die Rückgangsraten der Zeiträume 1966/1987 und 1987/1997 sind durch die durchgeführten Sandaufspülungen beeinflusst, wobei von Goting bis Wyk im Zeitraum 1987/1997 die Abbruchkante seewärts verlagert wurde.
Entwicklung der Abbruchkante der Zeitreihen 1953/1966, 1966/1987 und 1987/1997
(Veränderungsraten)Nr. |
Bereich
Stationen
|
Name Abschnitt
|
betrachtete
Höhenkote
| 1953-1966
[m/a] | 1966-1987
[m/a] | 1987-1994
[m/a] | 1994-2016
[m/a] |
---|
1 | 53+155-51+850 | Wyk (Oststrand) | NHN+3 m | -,- | -,- | +2,43 9) | |
2 | 51+850-00+800 | Wyk (Südstrand) | NHN+3 m | -,- | -0,15 | +2,09 4) | |
3 | 00+800-02+300 | Nieblum (Greveling) | NHN+3 m | -0,60 | -0,35 1) | +0,54 5) | |
4 | 02+300-03+950 | Nieblum (Strand) | NHN+3 m | -0,86 | -0,46 2) | +0,89 6) | |
5 | 03+950-05+400 | Goting-Kliff | NHN+4 m | -1,47 | -0,97 | +1,41 7) | |
6 | 05+400-06+850 |
Godel-
mündung
| NHN+2 m | -0,53 | -0,41 | -1,09 | |
7 | 06+850-08+400 |
Godel-
niederung
| NHN+2 m | -0,26 | -0,41 | -0,93 | |
8 | 08+400-09+270 | Hedehusumer Geest | NHN+2 m | -1,02 | -0,97 | -0,78 | |
9 | 09+270-10+850 | Utersum (Geest) | NHN+4 m | -,- | -0,01 3) | -0,21 8) | |
| | Mittelwert | | -0,77 | -0,41 | +0,64 | |
Anmerkung: Die Veränderungsraten sind durch folgende Sandaufspülungen beeinflusst: |
1) Nieblum 1975 |
2) Nieblum 1975, Nieblum 1982 |
3) Utersum 1976, 1977, 1982 |
4) Wyk 1990 |
5) Wyk und Nieblum 1990 |
6) Nieblum 1990 |
7) Goting 1988 |
8) Utersum 1990 |
9) Zeitraum 1994-1997 |
|
Die Veränderung der Lage der Abbruchkante gibt nicht zwingend den Substanzverlust der Insel an, da das Abbruchmaterial einen zunehmend flachen Strand formen kann. Die nachfolgende Tabelle enthält die mittlere jährliche Volumenänderung in der Höhenlamelle NHN+2,50m/NHN+0,50m. Im Gegensatz zur Westküste von Sylt (ALW 1997), wo der Rückgang des Strandes im Höhenbereich NHN+5m/NHN-1m gleichmäßig erfolgt, bildet sich an der Südküste von Föhr aus dem Abbruchmaterial ein Schüttkegel, so dass der jährliche Substanzverlust (Sandvolumen) geringer ist als nach den Abbruchraten zu schließen wäre. Im Teilabschnitt der Godelmündung ist eine sehr niedrige - z.T. kleiige - Abbruchkante vorhanden, wodurch keine Auffüllung des Strandes unterhalb der Abbruchkante möglich ist. Infolge der durchgeführten Sandaufspülungen ist die natürliche Küstenentwicklung überprägt worden. An den Stellen, wo ein natürlicher Rückgang vorherrscht, haben die Sandaufspülungen zu einem Anwachs des Strandes und - je nach Höhenlage der Aufspülungen - zu einer seewärtigen Verlagerung der Abbruchkante geführt.
Mittlerer jährlicher Volumenrückgang in der Höhenlamelle NHN+2.5 m / NHN+0,5 m unterschiedlicher Zeiträume (Veränderungsraten)Nr. |
Bereich Stationen
|
Name Abschnitt
| 1953-1966
[m³/m//a] | 1966-1987
[m³/m//a] | 1987-1994
[m³/m//a] | 1994-2016
[m³/m//a] |
---|
1 | 53+155-51+850 | Wyk (Oststrand) | -,- | -,- | -2,65 9) | |
2 | 51+850-00+800 | Wyk (Südstrand) | -,- | -0,90 | +5.98 4) | |
3 | 00+800-02+300 | Nieblum (Greveling) | -0.40 | +0,79 1) | +2,94 5) | |
4 | 02+300-03+950 | Nieblum (Strand) | -1.25 | +0.92 2) | +5,13 6) | |
5 | 03+950-05+400 | Goting-Kliff | -1.23 | -1,68 | +4,21 7) | |
6 | 05+400-06+850 |
Godel-
mündung
| -1.32 | -0,77 | -1,96 | |
7 | 06+850-08+400 |
Godel-
niederung
| -0.51 | -0,66 | -1,61 | |
8 | 08+400-09+270 | Hedehusumer Geest | -1.54 | -1,35 | -1,14 | |
9 | 09+270-10+850 | Utersum (Geest) | -,- | +1,16 3) | +0,04 8) | |
| | Mittelwert | -1.00 | -0,28 | +1,89 | |
Anmerkung: Die Auftragsmengen sind durch folgende Sandaufspülungen beeinflusst: |
1) Nieblum 1975 |
2) Nieblum 1975, Nieblum 1982 |
3) Utersum 1976, 1977, 1982 |
4) Wyk 1990 |
5) Wyk und Nieblum 1990 |
6) Nieblum 1990 |
7) Goting 1988 |
8) Utersum 1990 |
9) Zeitraum 1994-1997 |
|
Die Vermessungen der Geländehöhen erstrecken sich nicht immer auf die identischen Flächen, da aus Kostengründen lediglich der küstennahe Streifen beiderseits der Abbruchkante (ca. 50 m landeinwärts und 200 m bis 800 m seewärts) vermessen worden ist. Für die Bestimmung der Abbruchmengen reichen diese Daten aus. Die Gesamtbilanzierung als Differenz der auf- und abgetragenen Sedimentmengen ist damit nicht immer möglich, indem das Gelände unter den landeinwärts aufgewehten Dünen in der Vorvermessung nicht erfasst worden sind. Andererseits erfassen die Nachvermessungen häufig nur einen Teilbereich der rezenten Dünenbildung. Die nachfolgende Tabelle zeigt die mittleren jährlichen Volumenänderungsraten aus der Bilanzrechnung der Zeiträume 1953/1966, 1966/1987 und 1987/1997.
Mittlerer jährlicher Volumenrückgang aus der Gesamtbilanzierung der vermessenen Bereiche unterschiedlicher Zeiträume (Veränderungsraten)Nr. |
Bereich
Stationen
|
Name
Abschnitt
| 1953-1966
[m³/m//a] | 1966-1987
[m³/m//a] | 1987-1994
[m³/m//a] | 1994-2016
[m³/m//a] |
---|
1 | 53+155-51+850 | Wyk (Oststrand) | -,- | -,- | -0,50 9) | |
2 | 51+850-00+800 | Wyk (Südstrand) | -,- | -1,05 | +12.90 4) | |
3 | 00+800-02+300 | Nieblum (Greveling) | -0.30 | +2,67 1) | +5,10 5) | |
4 | 02+300-03+950 | Nieblum (Strand) | -1.54 | +4.24 2) | +9,50 6) | |
5 | 03+950-05+400 | Goting-Kliff | -8.62 | -4,81 | +8,70 7) | |
6 | 05+400-06+850 | Godelmündung | -1.46 | -0,24 | -3,50 | |
7 | 06+850-08+400 | Godelniederung | -0.31 | -1,05 | -4,70 | |
8 | 08+400-09+270 | Hedehusumer Geest | -3.46 | -2,19 | -1,40 | |
9 | 09+270-10+850 | Utersum (Geest) | -,- | +4,71 3) | +1,20 8) | |
| | Mittelwert | -1.00 | +0,82 | +4,13 | |
Anmerkung: Die Auftragsmengen sind durch folgende Sandaufspülungen beeinflusst: |
1) Nieblum 1975 |
2) Nieblum 1975, Nieblum 1982 |
3) Utersum 1976, 1977, 1982 |
4) Wyk 1990 |
5) Wyk und Nieblum 1990 |
6) Nieblum 1990 |
7) Goting 1988 |
8) Utersum 1990 |
9) Zeitraum 1994-1997 |
|
Um den Einfluss der Sandaufspülungen auf die langfristigen Abbruchraten abzuschätzen, sind folgende Möglichkeiten gegeben:
- In der Zeitreihe der Vermessungen liegt eine Vor- und Nachvermessung der Aufspülbereiche vor, so dass die Aufspülung von ihrer Menge und Lage her berechnet werden kann. Diese künstliche Sedimentzufuhr, die den Strand seewärts verlagert hat, wird bei der Berechnung der langfristigen Verlustraten subtrahiert, so dass rechnerisch kein Anwachs auftritt. Die derart ermittelten Verlustraten (Methode: reduziert um Aufspülungen) zeigen sowohl das Abbauverhalten der Aufspülungen als auch die langfristige Entwicklung der Küsten an. Diese Berechnung ergibt einen jährlichen Volumenrückgang (NHN+2,50m/NHN+0,50m) von 1,46 m3/m/a, bzw. 20.440 m3/a entlang der rd. 14 km langen Südküste (Stat. 53+155-10+850). Da zahlreiche Aufspülungen wegen fehlender Daten nicht eliminiert werden konnten, sind die tatsächlichen Rückgangsraten höher.
- Die in einem Zeitraum entnommenen und am Strand aufgespülten Sandmengen können in der Gesamtmenge quantifiziert werden. Die Gesamt-Volumenbilanz innerhalb des Betrachtungszeitraumes ist rechnerisch mit Hilfe der vorliegenden Profilmaße zu bestimmen. Die Differenz zwischen Aufspülmenge und Gesamt-Volumenbilanz gibt die tatsächliche Verlustrate an. Die Gesamt-Volumenbilanz weist für den Zeitraum 1953 - 1997 einen Anwachs von 260.000 m3 auf (Stat. 0+000 bis 10+850). Dazu kommen noch die Gewinne oder Verluste außerhalb der nicht vermessenen Höhenbereiche, die hier jedoch nicht quantifiziert werden können. Im Zeitraum 1953 bis 1997 wurden insgesamt rd. 3 Mio. m3 Sand entnommen und am Strand aufgespült, wobei die tatsächlich am Strand aufgespülte Menge deutlich kleiner sein dürfte (s.u.). Die Verlustmenge ergibt sich somit aus der Differenz 3.000.000 m3 - 260.000 m3 zu 2,74 Mio. m3. Da die Aufspülmengen zu hohe und die Volumenbilanz des gesamten Strandes zu niedrige Werte aufweisen, ergibt diese Berechnung einen oberen Grenzwert der langfristigen Substanzverluste für die Südküste. Die Verlustrate beträgt danach 2,74 Mio. m3 in 44 Jahren, bzw. 62.300 m3/a, bzw. 5,7 m3/m/a.
- Wird weiterhin berücksichtigt, dass die im Bereich Wyk zwischen 1963 und 1990 aufgespülten Sandmengen vom Sandwall bis Stat. 0+000 von rd. 1 Mio. m3 aufgrund der vorherrschenden Transportrichtungen nur zu einem geringen Teil in den Auswertebereich nach Westen (Stat. 0+000 bis 10+850) umgelagert worden sind, verringern sich die zu betrachtenden Aufspülmengen auf rd. 2 Mio. m3. Die Verlustrate beträgt dann 2,00 Mio. m3 – 0,26 Mio. m3 = 1,74 Mio. m3 in 44 Jahren, bzw. 40.000 m3/a, bzw. 3,6 m3/m/a und entspricht dem mittleren geschätzten Wert für den jährlichen Substanzverlust der Südküste der Insel.
Zusammenfassend kann gefolgert werden, dass der jährliche Substanzverlust des Strandes (NHN+2,5m/NHN+0,5m) zwischen Wyk und Utersum (0+000 – 10+850) über 1,5 m3/m/a und unter 5,7 m3/m/a und im „geschätzten Mittel“ bei rd. 3,6 m3/m/a liegt. Die Sandverluste von Aufspülkörpern sind in den ersten Jahren deutlich größer.
Volumenänderungsraten unter Abzug der Aufspülmengen in der Höhenlamelle NHN+2,5m / NHN+0,5 m im Zeitraum 1953 bis 1997Nr. |
Bereich
Stationen
|
Höhen-
bereich
NHN+2,5 m /
NHN+0,5 m
|
Volumen-
änderungs-
raten
1953/1994
virtuelle Regression
[m³/m/a]
|
Volumen-
änderungs-
raten
1953/1994
lineare Regression
[m³/m/a]
|
betrachteter
Zeitraum
|
unter
Berück-
sichtigung
folgender
Aufspülungen
|
keine
Berück-
sichtigung
folgender
Aufspülungen
|
---|
1 | 53+155-51+850 | Wyk (Oststrand) |
+1,21
|
-0,27
|
06.90 - 09.97
| 1990 | |
2 | 51+850-00+800 | Wyk (Südstrand) |
-2,84
|
-2,64
|
07.66 - 09.97
| 1990 |
1976, 1982
|
3 | 00+800-02+300 | Nieblum (Greveling) |
+1,28
|
+2,49
| 0 7.53 - 09.97 | 1990 | 1975 |
4 | 02+300-03+950 | Nieblum (Strand) |
-2,91
|
-2,83
|
07.53 - 09.97
|
1975, 1990
| 1982 |
5 | 03+950-05+400 | Goting-Kliff |
-4,09
|
-4,27
| 0 7.53 - 10.94 |
1975, 1988
| |
6 | 05+400-06+850 |
Godel-
mündung
|
-0,93
|
-1,01
| 0 7.53 - 09.97 |
1975, 1988
| |
7 | 06+850-08+400 |
Godel-
niederung
|
-0,80
|
-0,75
| 0 7.53 - 09.97 | | |
8 | 08+400-09+270 | Hedehusumer Geest |
-2,35
|
-1,83
|
07.53 - 09.97
| | |
9 | 09+270-10+850 | Utersum (Geest) |
-0,67
|
-0,32
| 0 7.53 - 09.97 | 1990 |
1976, 1977, 1981, 1982
|
| 53+155-10+850 | Mittelwert | -1,46 | -1,37 | | | |
Anmerkung: Die Aufspülmengen der Maßnahmen Wyk 1976, Utersum 1976, Utersum 1977, Utersum 1981, Wyk 1982, Nieblum 1982 und Utersum 1982 konnten rechnerisch nicht eliminiert werden, so dass deutlich größere Verlustraten vorhanden sind. |
Die Zunahme der Sturmflutaktivität hat in diesen Abschnitten zu einer verstärkten Erosion der Abbruchkante und des Strandes geführt. Im Bereich des Strandwalles vor der Godelniederung wird der Strandwall zunehmend schmaler, so daß bei anhaltender Erosion eine breitere Überflutung der Godelniederung von See her erfolgen wird. Dabei werden die Salzwiesen leicht übersandet. Die Höhe des Strandwalles liegt bei ca. NHN+3m; landseitig des Strandwalles beträgt die Geländehöhe ca. 2 m, während der Strandwall eine Breite von weniger als 50 m aufweist. Bei einer mittleren jährlichen Abbruchrate von rd. 1 m wird der Strandwall in weniger als 50 Jahren verschwunden sein.
Da die Vermessungen in der Vergangenheit in großen zeitlichen Abständen durchgeführt wurden, ist die Bedeutung der extremen Sturmfluten nicht exakt abzuleiten. Die Erfahrungen deuten jedoch darauf hin, dass auch die kleineren Sturmfluten, die bereits die Abbruchkanten erreichen, zu größeren Landverlusten im Bereich der Godelmündung und Godelniederung geführt haben.
Die positiven Auswirkungen der Sandaufspülungen sind durch das zunehmende Sandvolumen zu erkennen. Im Zeitraum 1983/1987 wurden keine Aufspülungen durchgeführt, so dass der natürliche Abbruch, der vom Abbau der Sandaufspülungen aus dem Jahre 1982 (Wyk, Nieblum und Utersum) überlagert wird, überwiegt. Die Sandaufspülungen haben durch den nachfolgenden Abbau insbesondere den Höhenbereich NHN+1m/NHN±0m erheblich aufgefüllt. Die nachfolgende Tabelle gibt die zugehörigen Zahlenwerte und die aufgespülten Sandmengen an. Aufgrund dieser Auswertungen ist festzustellen, dass die Südküste von Föhr in der Gesamtbilanz z.Z. (Stand: Sept. 1997) einen Volumengewinn im Höhenbereich NHN+3m/NHN±0m gegenüber 1953 von insgesamt 0,304 Mio. m3 aufweist. Dieser Gewinn ist auf die von 1975 bis 1990 durchgeführten Sandaufspülungen zurückzuführen, deren Größe bei insgesamt rd. 3 Mio. m3 liegt. Unter Berücksichtigung der Aufspülungen beträgt somit die jährliche Verlustrate rd. 62.000 m3 pro Jahr (entsprechend 5,7 m3/m/a). Dabei hat der bisher aufspülfreie Abschnitt vom Goting-Kliff bis zur Kurklinik in Utersum von den Aufspülungen in den Nachbarbereichen noch nicht profitiert, so dass dort weiterhin der natürliche Abbruch überwiegt. Diese Abschätzung liegt damit in der Größe, die sich auch aufgrund der Gesamtbilanzierung ergeben hatte, womit der größte Teil der Erosion im Strandbereich stattfindet.
Mittlere Volumenbilanzen [m³/m] der Südküste Föhr im 10,850 km langen Abschnitt Wyk - Utersum (Stat. 00+000 bis Stat. 10+850)Jahr |
NHN+3m/ NHN+2m
[m³/m]
|
NHN+2m/ NHN+1m
[m³/m]
|
NHN+1m/ NHN
[m³/m]
|
NHN+3m/ NHN
[m³/m]
|
---|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 |
---|
1953/1966
(13 Jahre)
| -9 | -5 | -32 | -46 |
1966/1983
(17 Jahre)
| -8 | -1 | -,- | -9 1) |
1966/1987
(21 Jahre)
| -9 | -7 | +65 | +49 |
1983/1987
(4 Jahre)
| -1 | -6 | -,- | -7 1) |
1987/1994
(7,25 Jahre)
| +8 | +14 | +16 | +38 |
1994/1997
(3 Jahre)
| -3 | -7 | -3 | -13 |
1997/2016
(19 Jahre)
| | | | |
Gesamt: | | | | |
1953/1997
(44,25 Jahre)
| -13 | -5 | +46 | +28 |
1953/2016
(63 Jahre)
| | | | |
1) Vermessung 1983 erfasst nicht das Anwachsen unterhalb NHN+1m |
Mittlere Volumenbilanzen [Tsd. m³] der Südküste Föhr im 10,850 km langen Abschnitt Wyk - Utersum (Stat. 00+000 bis Stat. 10+850)Jahr |
NHN+3m/ NHN+2m
Tsd. [m³]
|
NHN+2m/ NHN+1m
Tsd. [m³]
|
NHN+1m/ NHN
Tsd. [m³]
|
NHN+3m/ NHN
Tsd. [m³]
|
Aufspül- mengen (seit 1963)
Tsd. [m³]
|
Gesamt- verlust
Tsd. [m³/Jahr]
|
---|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 |
---|
1953/1966
(13 Jahre)
| -98 | -54 | -347 | -499 | (180) 1) | -38 |
1966/1983
(17 Jahre)
| -87 | -11 | -,- | -98 4) | 1.395 2) | -88 |
1966/1987
(21 Jahre)
| -98 | -76 | +705 | +531 | 1.395 2) | -41 |
1983/1987
(4 Jahre)
| -11 | -65 | -,- | -76 4) | 0 | -19 |
1987/1994
(7,25 Jahre)
| +87 | +174 | +174 | +395 | 1.655 3) | -174 |
1994/1997
(3 Jahre)
| -33 | -76 | -33 | -142 | 0 | -47 |
1997/2016
(19 Jahre)
| | | | | | |
Gesamt: | | | | | | |
1953/1997
(44,25 Jahre)
| -141 | -54 | +499 | +304 | 3.050 | -62 |
1953/2016
(63 Jahre)
| | | | | | |
1) Sandaufspülung Wyk 1963 wurde nicht im betrachteten Küstenabschnitt durchgeführt |
2) Sandaufspülungen Wyk 1976, 1982 wurden im östlichen Nachbarabschnitt durchgeführt |
3) Sandaufspülung Wyk 1990 wurde z.T. auch im östliche Nachbarabschnitt durchgeführt |
4) Vermessung 1983 erfasst nicht das Aufwachsen unterhalb NHN+1m |
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